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Kapitel 1
Оглавление„Má bjóða þér kaffi?“
Erschrocken wandte sich Kristín von ihrem Fenster ab.
Verwirrung zeigte sich in ihrem Gesicht, als ihr Blick auf die Flugbegleiterin fiel.
Diese schenkte ihr bereits ein entschuldigendes Lächeln.
„Verzeihung! Möchtest du noch Kaffee? Oder etwas anderes?“, übersetzte sie auf Englisch.
Verneinend schüttelte Kristín den Kopf.
Wie könnte sie jetzt nur etwas trinken?
„Wir sollten in einer guten Stunde landen.“, fügte die nette Dame dann sanft, mit einem Seitenblick auf Kristíns leicht verkrampfte Hände, an.
Etwas verlegen lockerte die Angesprochene ihren Griff um die Armlehnen und lächelte schüchtern.
„Ich bin noch nie mit einem Flugzeug geflogen.“, fügte sie hastig hinzu.
Die Stewardess nickte verstehend und tätschelte ihr mitfühlend die Hand.
„Beim nächsten Mal geht es besser.“, meinte sie dann aufmunternd und zwinkerte belustigt.
Da drehte sich ein paar Reihen vor ihr ein älterer Mann um.
Sein Blick fiel zuerst auf Kristín, dann auf die Flugbegleiterin.
Diese nickte mit dem Kopf zu ihm hinüber.
„Ich bin gleich bei Ihnen, mein Herr.“
Er drehte sich wieder herum und trommelte nervös mit den Fingern auf dem Tablett herum.
„Du kommst zurecht?“, fragte die Stewardess die junge Frau mitfühlend, während ihr Blick missbilligend zu dem Mann wanderte, der sich bereits wieder in seinem Sitz herumdrehte, um sich zu vergewissern, wo die Dame auch so lange blieb.
Kristín nickte dankbar und mit einem letzten abschätzenden Blick auf ihren Fluggast war die hilfsbereite Stewardess bereits wieder ein paar Reihen nach vorne zu dem ungeduldigen Mann geeilt.
Kristín sah ihr einen Moment hinterher und fing dabei den Blick eines weiteren Fluggastes auf, der sie interessiert beobachtete.
Er war ihr bereits in der Wartehalle aufgefallen, da er die ganze Zeit nervös auf und ab gegangen war, während er hastig und unverständlich telefonierte.
Sie betrachtete ihn nun etwas genauer.
Der Sitz eines Flugzeuges war eindeutig nicht für Männer seines Formates gebaut worden.
Er schien seine liebe Mühe zu haben, um seine Beine auf einigermassen bequeme Weise zu organisieren.
Sie konnte sich bei seinem Anblick ein amüsiertes Kopfschütteln nicht verkneifen.
Er liess Kristín die ganze Zeit nicht aus den Augen.
Sein anfängliches Schmunzeln, beim wissenden Blick auf ihre verkrampften Hände, wuchs zu einem breiten Grinsen, als ihm klar wurde, dass es sein Anblick war, der die junge Frau zu belustigen schien.
Verlegen wandte sich Kristín von ihm ab und setzte sich so in ihren Sitz, dass er von seinem Platz höchstens noch ihre Schulter bewundern konnte.
Nach Konversation war ihr nun gerade wirklich nicht zumute.
Doch auch mit geschlossenen Augen sah sie seinen Anblick lebhaft vor sich.
Rote Haare.
Roter Bart.
Und faszinierend blaue Augen, in welchen der Schalk blitzte.
Er musste ein Isländer sein, stellte sie fest.
Sein Aussehen war dem vieler Männern hier in diesem Flugzeug nicht unähnlich.
Doch seine Ausstrahlung hob ihn eindeutig aus der Masse heraus.
Kristín atmete tief durch und versuchte sich etwas zu entspannen.
Sie hatte den ersten Teil des Fluges überlebt.
Dann wäre der Rest doch auch machbar.
Immer wieder drangen Gesprächsfetzen an ihr Ohr.
Worte aus einer Sprache, die ihr so unverständlich war, aber diesen Isländern so flüssig über die Lippen glitt.
Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
Was hatte sie sich da bloss angetan?
Wem wollte sie es mit diesem Trip beweisen?
Sie schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als das Flugzeug etwas holprig auf dem Boden aufsetzte.
Der Pilot steuerte sicher seinen Standplatz an, um die Menschen im Innern seines Flugzeugs freilassen zu dürfen.
Auf einer Insel mitten im Atlantik.
„Velkomin heim.“, erklang die Stimme der Flugbegleiterin durch die Lautsprecher.
Und dann folgte ein Schwall unverständlicher Worte, welche ein sanftes Lächeln auf die Lippen von Kristín zauberten, bevor sie ihren Rucksack unter dem Sitz hervorholte und sich der Reihe der Aussteigenden anschloss.
Sie war hier.
In Island.
Der erste Schritt war geschafft!