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Kapitel 3

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Als Kristín die ersten Schritte über die Schwelle am Flughafen nach draussen trat, hielt sie einen Moment verblüfft inne.

Sie schloss ihre Augen und atmete tief ein.

Wie konnte die Luft, bei all diesen Flugzeugen um sie herum, so klar und belebend sein?

Doch weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, als sie plötzlich spürte, wie sie angerempelt und zur Seite gedrängt wurde.

Leicht angesäuert wandte sie sich nach dem Übeltäter um.

Aber das ältere Ehepaar hastete an ihr vorbei, ohne sich zu entschuldigen und steuerte wild diskutierend den grossen Bus an, der direkt vor dem Flughafen auf seine Fahrgäste wartete.

Kristín liess ihren Blick staunend über den riesigen Parkplatz wandern und konnte gerade noch erkennen, wie ihr roter Koffer zwischen all diesen Autos verschwand.

Hastig überquerte die junge Frau die Strasse und folgte Halli.

Sie musste beinahe rennen, um mit dem Isländer Schritt halten zu können.

Zum Glück war er aber so gross, dass er gut sichtbar mit seinen roten Haaren, immer wieder zwischen den Autos auftauchte.

Das machte die Verfolgung etwas leichter.

Neugierig musterte Kristín die Fahrzeuge, die hier herumstanden, als Halli plötzlich stehen blieb und in seiner Jacke nach dem Schlüssel zu suchen begann.

„Gefunden.“, rief er ihr schliesslich zu, hielt den Schlüssel triumphierend in die Höhe und lächelte etwas verlegen.

Ihre Augen folgten ihm, als er zielstrebig sein Auto ansteuerte.

Der Geländewagen hatte die besten Jahre wohl schon hinter sich gebracht.

Kritisch musterte die junge Frau das Gefährt von oben bis unten.

An vielen Stellen war die rote Farbe abgesplittert und liess den Rost durchschimmern.

Überhaupt schien der Rost ein treuer Begleiter zu sein.

Und als Halli schliesslich ihre beiden Koffer in das Heck einlud und das Auto unter der Last zu ächzen begann, bekam sie eine kleine Ahnung davon, wie es um den Restzustand des Autos stand.

Der Isländer bemerkte ihren Blick und schien plötzlich zu wachsen, als er stolz die Brust reckte.

„Sein Aussehen täuscht. Er ist sehr zuverlässig. Hat mich noch nie im Stich gelassen, der Gute.“

Seine grosse Hand tätschelte das Dach des Suzukis, als würde er einem Pferd lobend auf den Hals klopfen.

Der Geländewagen knarrte zustimmend.

Ein grosses Grinsen erschien in Hallis Gesicht, als er sich der Komik dieser Situation bewusst wurde, dann schritt er um das Auto herum und hielt Kristín galant die Tür auf.

„Na los, komm her und steig ein. Er beisst dich nicht und ich verspreche dir, dass er sich benehmen wird.“

Die junge Frau schüttelte belustigt den Kopf und kam näher, den Blick immer noch misstrauisch auf den roten Suzuki gerichtet.

„Augnablik…“, rief Halli plötzlich, als sie gerade neben ihn trat.

Er kletterte ins Auto und man konnte hören, wie einige Dinge auf dem Rücksitz landeten.

Kristín wagte einen Blick durch die Scheibe, um zu sehen, was vor sich ging.

Der Isländer war geschäftig dabei, eine Unmenge an leeren Flaschen, Plastiktüten und Getränkedosen auf dem Rücksitz und in dessen Fussablage zu verstauen.

Leicht verlegen kratzte er sich am Kopf, als er wieder auftauchte und ihr nun mit einer einladenden Geste den Beifahrersitz anbot.

„Tut mir leid.. Ich war nicht auf eine Mitfahrerin vorbereitet. Hab nicht aufgeräumt…“

Kristíns Blick glitt über das Chaos auf der Rückbank, als sie sich auf den Sitz fallen liess, doch sie sagte nichts.

Stattdessen lächelte sie still in sich hinein, als sie dem grossen Mann dabei zusah, wie er sich behände auf den Fahrersitz gleiten liess und den Schlüssel ins Schloss steckte.

Sein Gesicht strahlte vollste Konzentration aus, als er den Motor startete.

Würde es peinlich werden?

Oder bewies der Gute vierrädrige Begleiter Anstand in Gegenwart einer schönen Frau?

Der Geländewagen sprang knatternd an und Halli atmete erleichtert aus.

„Guter Junge. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann…“

Erneut wurde Kristín Zeuge davon, wie der Isländer lobend den Suzuki tätschelte, dieses Mal jedoch weniger kraftvoll.

Es war eher ein Streicheln des Armaturenbrettes.

Doch die junge Frau nahm es belustigend zur Kenntnis.

„Áfram... Bist du bereit, Kristín?“

Halli wandte sich ihr zu, als er den Gang einlegte und die Handbremse des Wagens löste.

Sie suchte in ihrer Jackentasche nach dem Foto.

Als sie es zwischen ihren Fingern spürte, begegnete sie dem Blick des Isländers.

Dann nickte Kristín zustimmend.

„Ich bin bereit.“

Ihre Augen trafen sich einen Moment länger als nötig.

Dann rollte der Rothaarige den Wagen zielsicher über den Parkplatz Richtung Ausgang.

Der Ruf der wilden Insel

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