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Denniz

Er hatte ihn im Park getroffen, denn Memphis war ebenfalls auf der Jagd gewesen.

Diese Stadt ist wirklich klein, hatte Denniz überlegt und in sich hinein gelächelt, dann hatte er seinem Gefährten eine Hand auf die Schulter gelegt, um ihn zu begrüßen.

„Wie geht es ihr?“, hatte Memphis direkt gefragt.

„Gut denke ich“, war Denniz’ Antwort gewesen. „Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, sie denkt, es wäre nicht real.“

„Die wenigstens Menschen halten uns für real. Wir sind Fabelwesen, in ihren Augen. Und wenn sie bemerken, dass es uns doch gibt, wird hysterisch herumgeschrien“, hatte sein Freund sarkastisch angemerkt.

„Lilly hat jedenfalls nicht geschrien“, hatte Denniz gemeint und gegrinst. „Ich glaube, sie ist da ziemlich offen.“

„Und wie hat sie die Verwandlung verkraftet?“, hatte Memphis wissen wollen.

Denniz war es gewesen, als versuchte sein Freund, Mitgefühl zu verbergen. „Sie war stark. Es ging relativ schnell, das hat es einfacher gemacht.“

„Lillien“, hatte Memphis ihren Namen auf eine seltsame Art geflüstert. Denniz hatte es gehört, war aber nicht weiter darauf eingegangen. Er spürte, dass sein Freund ihm ausweichen würde, würde er nachfragen. Hatte Memphis ihr bis jetzt auch in gewisser Weise die kalte Schulter gezeigt, schien sie ihn doch irgendwo zu berühren.

„Wir waren heute jagen und ich habe ihr ein paar Grundzüge unserer Fähigkeiten gezeigt“, hatte er stattdessen erzählt. „Sie lernt schnell. Ich denke, sie wird eine von den Guten werden.“

„Was hast du vor?“, hatte Memphis wissen wollen.

„Was meinst du?“

„Ich meine, was du mit ihr vorhast? Du bist schon vielen jungen Vampiren begegnet, aber keiner hat dich so gefesselt wie sie. Was hast du mit ihr vor?“

„Ich weiß nicht“, hatte Denniz zugeben müssen. „Irgendwie hab ich das Bedürfnis, ihr zu helfen. Ich fand es einfach nicht richtig, sie da liegen und ihrem Schicksal zu überlassen. Genauso könnte ich dich nach deinen Beweggründen fragen, als du mir geholfen hast.“

Memphis hatte kurz geschwiegen und dann das Thema gewechselt. „Wir sind nicht mehr lange hier. Du solltest dich nicht zu sehr an sie binden. Außerdem wird sie ohne dich zurechtkommen müssen.“

„Das weiß ich auch, aber höre ich da etwa Eifersucht in deiner Stimme?“, hatte Denniz gefeixt und seinen Freund spielerisch zur Seite gestoßen.

„Was denkst du denn?“, hatte Memphis ihm zurückgegeben und ein leises Lächeln verborgen. „Du hast mich die letzten Tage alleingelassen. Auf der einen Seite war es zwar erholsam, dich nicht den ganzen Tag vor dich hinreden zu hören. Auf der anderen Seite war es aber teilweise auch ganz schön trist.“

Auf diese Aussage hin hatte sich behagliches Schweigen eingestellt, bis Denniz erneut das Wort ergriffen hatte. „Du solltest sie kennenlernen. Sie ist wirklich nett und ich glaube, ihr würdet euch super verstehen.“

„Das glaubst du also?“ Memphis hatte skeptisch geklungen.

„Ja, das glaube ich. Und ich glaube, wir hätten einigen Spaß zusammen.“

Wieder stellte sich Schweigen ein, in dem Memphis nachdenklich den Blick schweifen ließ. Der Park war schon menschenleer gewesen und ein kurzer Anflug von Heimweh hatte Denniz überkommen. Die Geräusche, aber auch die Stille hier waren denen seines Zuhauses in England sehr ähnlich. Doch er hatte dieses Gefühl beiseitegeschoben. Er konnte noch nicht nach Hause, nicht solange Lilly seine Hilfe brauchte. Memphis würde es verstehen.

Warum ist er so darauf bedacht, Abstand zu ihr zu halten?, war es ihm durch den Kopf gegangen. Sie war nun wirklich kein schrecklicher Mensch. Und Denniz glaubte auch nicht, dass sie sich zu einem schrecklichen Vampir entwickeln würde. Lilly hatte einen festen Charakter und Denniz würde sie schon in die richtige Richtung lenken. Memphis würde sie auch kennenlernen. Früher oder später würde Denniz dafür sorgen, dass sein Freund einem Treffen zustimmte.

Jetzt lief Denniz wieder neben seiner neuen Freundin durch die dunklen Wälder der Stadt. Sie rannten, so schnell ihre Beine sie trugen, sprangen, so weit es ihre Muskeln zuließen und jagten einander spielerisch in der Dunkelheit. Denniz genoss die gemeinsame Zeit mit Lilly. Was die Zukunft bringen würde, wusste er nicht und es war ihm auch nicht wichtig. Er hatte eine neue Gefährtin gefunden. Eine Schwester und beste Freundin. Und er wusste, dass er alles für sie tun würde. Denn sie gehörte nun, mit Memphis zusammen, zu seiner Familie.

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