Читать книгу Vampirmächte - Stefanie Worbs - Страница 8
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Memphis
Den Weg zu ihrem Haus kannten sie. Nachdem das Mädchen im Park aufgewacht war, waren die Freunde ihr gefolgt, um zu sehen, ob die Kleine heil zu Hause ankam. Dann war Denniz ihr allein nachgegangen, als sie ihr Auto geholt hatte und dann war da gestern gewesen.
Jetzt standen sie vor dem Mehrfamilienhaus, in dem sie wohnte und warteten drauf, dass sie sich zeigte. Eine ganze Zeit lang geschah nichts. Memphis ließ seinen Freund für ein paar Stunden allein, um zu jagen, und bot auch Denniz an, zu gehen, doch der verneinte. Er wollte sie nicht verpassen.
Memphis verstand immer noch nicht, warum sein Freund so versessen darauf war, ausgerechnet diesem Mädchen zu helfen. War sie nicht eine von vielen?
Aber er stand zu seinem besten Freund und unterstützte dessen Entscheidungen. Zumindest in gewissem Maße. Seine Überlegung war, es könnte daran liegen, dass Denniz selbst noch ein relativ junger Vampir war.
Sucht er vielleicht Anschluss nahe seinem Alter? Memphis hoffte nur, sein Freund würde sich da nicht in etwas verrennen, wartete aber trotzdem geduldig mit ihm. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich überhaupt etwas regte. Diese Stadt war winzig im Vergleich zu London oder New York. Selbst Memphis’ Wahlheimat East Sussex schien ihm belebter zu sein, als dieses Städtchen hier.
Doch dafür dass es so klein war, war es auch sehr schön. Es gab unzählige kleine Cafés, in denen sich Studenten tummelten und sonntags konnte man viele ältere Pärchen, durch die zahlreichen winzigen Parks flanieren sehen. Auch was das Jagen betraf, machte es hier deutlich mehr Spaß als in Dallington und Umgebung.
Hier gab es viel mehr Aromen zu entdecken und selbst in der Innenstadt konnte man gefahrlos trinken. Zumindest nach Geschäftsschluss. Tagsüber beschränkten sich die beiden Vampire auf die Parks. Viele davon schienen nicht sehr populär zu sein. Einer erwies sich jedoch als ausgesprochen abwechslungsreich.
Es war ein kleiner Tierpark, vorwiegend mit einheimischer Fauna. Unter der Woche schlenderten nur selten Leute durch ihn. Meist die ältere Generation. Am Wochenende kamen dann Familien mit Kinderwagen und Hund dazu und abends konnte man ab und an verliebte Pärchen finden die sich, halb in den Büschen versteckt, gegenseitig aufzufressen schienen.
Mit Hormonen geschwängertes Blut schmeckt allerdings nicht wirklich, wusste Memphis. Er bevorzugte reines Blut. Das tat er schon, seit er vor so vielen Jahren verwandelt worden war. Denniz hingegen war es relativ egal. Er trank, wenn er durstig war, von denen die eben da waren. Aber trotzdem immer darauf bedacht, seinen Opfern kein Leid zuzufügen.
Zuhause in East Sussex bevorzugte sein Gefährte die Wildtiere des Dallington Forest, in dem sich ihr Anwesen befand. Memphis selbst hatte auch oft versucht, nur von Tierblut zu leben. Es ging, wenn man wollte. Doch er wollte nicht. Er war ein Vampir und trank wie einer. Außerdem fand er es seinem Stand angemessen. Mit annähernd 500 Jahren musste man sich nicht von Tieren ernähren. Außer vielleicht es waren stattliche Löwen oder andere imposante Raubtiere. Ja, Memphis zählte sich eindeutig zu der gehobeneren Vampirklasse.
Denniz riss ihn aus seinen Gedanken, als er ihm den Ellenbogen in die Rippen stieß. Etwas zu hart und unerwartet, sodass Memphis leicht einknickte. Er rieb sich die Stelle und schaute dann zu dem Fenster, auf das sein Freund gewiesen hatte. Dort stand sie und schaute auf die beiden Jungs herunter.
„Siehst du, es ist alles gut. Wir können gehen“, flüsterte Memphis und packte seinen Gefährten am Arm. Der schien für einen Moment festgehalten vom Blick des Mädchens, ließ sich dann aber widerstandslos mitziehen.