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Die Ratsherren – auf Staatskosten gespeist

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Die Bulé oder Boulé, die Ratsversammlung in demokratischen Poleis – hier jene Athens –, entstand unter Solon zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr., gewissermaßen als Ausgleich zum Areopag. Sie bestand zunächst aus 400 vorwiegend wohlhabenden Mitgliedern, die den archaischen vier Phylen („Stämmen“) Athens entstammten. Um 500 v. Chr. weiteten die Athener die Bulé auf 500 Mitglieder aus, je fünfzig aus den neuen zehn Phylen. Der Rat bestand in schwankendem Umfang noch in der Kaiserzeit.

Diese buleutai, die mindestens dreißig Jahre alt und Bürger sein mussten, wurden jedes Jahr ausgelost – Iteration war nach einer Pause einmal möglich – und hatten die Aufgabe, die Tagesordnung der Volksversammlung (ekklesia), die oft alle neun Tage stattfand, vorzubereiten und diese einzuberufen, die Flotte instandzuhalten oder verschiedene hohe Amtsträger auf Tauglichkeit zu prüfen und auszuwählen. Sie verwalteten zudem den Staatsschatz und urteilten über verschiedene Delikte. Dafür hatten die Mitglieder einer Phyle als sogenannte Prytanen, als geschäftsführender Ausschuss, für 35 bzw. 36 Tage die Verantwortung; die Reihenfolge war ebenfalls Losentscheid. Sie teilten sich in Schichten ein, sodass mehrere von ihnen ständig am Buleuterion, ihrem Amtsgebäude nahe der Agora, wo der Rat außer bei Festen tagte, präsent waren und zum Beispiel Gesandte empfingen.

Ein Prytane wurde täglich, aber ohne Iteration zum Vorsitzenden der bulé und der ekklesia (epistates) erlost; er hatte dann die Verantwortung für die Archive und den Staatsschatz. Dieses ehrenvolle Amt, das lediglich die Archonten einst bekleidet hatten, besetzte zum Beispiel der berühmte Philosoph Sokrates 406 v. Chr. Doch auch die prytaneis verloren es im 4. Jahrhundert v. Chr. – an jeweils neun prohedroi, die zwar ebenfalls Ratsherren waren, aber zu jeweils einer der gerade nicht geschäftsführenden Phylen gehörten.

Die Buleuten erhielten seit Perikles ein tägliches Gehalt von einer Drachme, und wenn sie präsent waren, durften sie neben einigen anderen Privilegierten, vor allem Olympiasiegern, im neben dem Buleuterion liegenden Prytaneion auf Staatskosten speisen. In diesem Rundbau brannte auch das heilige Feuer der Hestia (röm.: Vesta), der Göttin des Herdfeuers. Buleuten waren zudem von der Teilnahme an Kriegszügen befreit. Dies betraf auch den eingangs erwähnten Redner und Logografen Hypereides im Jahr 338 v. Chr., als Philipp II. von Makedonien durch die Schlacht von Chaironeia die Herrschaft über Griechenland übernahm.

Das Gegenstück zur demokratischen bulé ist die typisch oligarchische gerusia oder Gerousia, meist ein Ältestenrat, der wahrscheinlich aus der Königszeit stammt. Spartas 28 Geronten („Greise“), die ein Mindestalter von sechzig hatten, wurden von der apella (Volksversammlung) per Akklamation gewählt. Sie berieten sich mit den Ephoren und waren sogar berechtigt, die beiden Könige Spartas, die ebenfalls Mitglied der Gerusia waren, zum Beispiel bei Versagen zu verurteilen.

Räte anderer Poleis hießen zum Beispiel „die Fünfzig“ (Tegea), „die Achtzig“ (Argos), „die Dreihundert“ oder die sechzig „Amnemones“ (Knidos).

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