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Das Ephorat – starkes demokratisches Element
ОглавлениеDie Ephoren, die „Aufseher“, waren die höchsten Beamten Spartas sowie einiger ähnlich strukturierter Poleis, die seit archaischer Zeit, vielleicht bereits in der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. von der Apella für jeweils ein Jahr per Akklamation gewählt wurden. Seit etwa 400 v. Chr. waren es fünf an der Zahl. Die beiden Könige, die von den Ephoren vertreten werden sollten und – als Kontrollmaßnahme – stets von deren zwei auf Feldzügen begleitet wurden, scheinen zumindest in der Frühzeit Einfluss auf die Ernennung gehabt zu haben. Nach dem ersten Ephoren benannten die Spartaner das Jahr. Später wurde ihre Macht ausgebaut. Die Ephoren waren einflussreiche Gesetzgeber, kontrollierten die Staatsfinanzen und die Heloten, die unterdrückte Bevölkerung der Landschaft Messenien, denen sie jährlich symbolisch den Krieg erklärten, entschieden mehrheitlich und in Kooperation mit der Apella über Krieg, Frieden und Bündnisse, leiteten die Gerousia, beriefen die Apella ein und konnten sowohl diese beiden Gremien als auch in Zusammenarbeit mit den Geronten die Könige zu verschiedenen Maßnahmen zwingen.
Ephoren und Könige leisteten zwar regelmäßig gegenseitige Eide, doch kam es häufig zu schweren Auseinandersetzungen, die sogar zur Verurteilung des Königs führen konnten. Zum Beispiel ließen sie den Regenten Pausanias – Vormund des minderjährigen Pleistoanax, des Sohnes des berühmten Leonidas – angeblich auf heimtückische Weise töten: Der vormalige Oberbefehlshaber der Griechen in der Schlacht von Plataiai gegen die Perser 479 v. Chr. hatte Hochverrat begangen und sich in einen Tempel geflüchtet. Dort konnten seine Häscher nicht gewaltvoll eindringen, doch erhielten sie den Befehl, Pausanias einzumauern. Kurz vor seinem Tod „befreiten“ sie ihn, damit er nicht auf geweihtem Boden sterbe. Über seinen königlichen Namensvetter verhängten sie 395/94 v. Chr. die Todesstrafe, da er sich mit seinen Truppen nach der Niederlage des „Helden“ Lysander kampflos zurückgezogen hatte. Auch hier wählte er weitsichtigerweise den Rückzug und ging nach Tegea ins Exil.
Die Ephoren waren dennoch keine entstellten „Monster“, als die der Reißer „300“ sie verteufelt, sondern Vertreter des Volks, die heute seltsam erscheinende Riten vollzogen, die in der antiken Welt jedoch allgegenwärtig waren: Sie legten sich zum Beispiel in einem Tempel zwecks Traumdeutung zur Ruhe. Doch auch sie schwebten durchaus in Gefahr, und zwar nicht erst nach ihrer kurzen Amtszeit: König Kleomenes III. löste ihr Gremium 227 v. Chr., als Sparta seine Macht längst eingebüßt hatte, auf und ließ die Ephoren ermorden. Das Ephorat existierte zwar weiter, selbst noch unter römischer Herrschaft, doch hatte es seine einstige politische Macht eingebüßt.
In den Städten Böotiens war der Böotarch/Boiotarch der oberste Beamte. In größeren Poleis gab es zwei und in Theben, der Hauptstadt des Bundes, zeitweise vier. Die wiederwählbaren Böotarchen führten die Amtsgeschäfte für ein Jahr, legten der Bundesversammlung Verträge und Gesetzesvorschläge vor und hatten den militärischen Oberbefehl. Bis zum frühen 4. Jahrhundert v. Chr. gab es elf, wenig später sieben. – In Thessalien hießen die höchsten Beamten tagoi bzw. poliarchoi.