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Fremde Tyrannen: Die Tarquinier

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Als blasse Schatten, als Idealtypen herrscherlicher Eigenschaften – so erscheinen uns die sieben legendären Könige Roms. Nur die drei letzten – Tarquinius Priscus, Servius Tullius und Tarquinius Superbus – können eine gewisse Historizität beanspruchen (immerhin ist der Name ihres Geschlechts inschriftlich belegt), wenngleich auch bei ihnen die geschichtliche Wahrheit kaum noch von späteren Verfälschungen zu scheiden ist.

Aus der etruskischen Stadt Tarquinii zugewandert soll L. Tarquinius Priscus („der Ältere“) in Rom die Königswürde erlangt haben. Seiner Regierung (angeblich 616 – 578 v. Chr.) werden einige militärische Erfolge sowie erste Maßnahmen zum repräsentativen Ausbau der Stadt zugeschrieben. Ihm folgte der von den antiken Historikern als weise und friedfertig geschilderte Servius Tullius (578 – 534 v. Chr.), bei dem es sich wahrscheinlich um einen etruskischen Condottiere handelte, der die Macht in Rom an sich riss, von der legitimen Dynastie jedoch schließlich beseitigt werden konnte.

Sein Nachfolger L. Tarquinius Superbus (534 – 509 v. Chr.), der als Sohn oder Enkel des ersten Tarquiniers bezeichnet wird, beschließt die Reihe der sagenhaften Könige Roms. Die Überlieferung schildert ihn in deutlicher Parallele zum griechischen Tyrannenbild: Er regiert tatkräftig und erfolgreich gegen äußere Feinde, herrliche Bauten künden von seiner Macht – aber alle Widersacher werden erbarmungslos beseitigt, eine Leibwache schützt ihn vor den Bürgern, der Beiname „Superbus“ (der Hochmütige) charakterisiert ihn als Gewaltherrscher. Ein Frevel seines Sohnes wird ihm zum Verhängnis: Die Vergewaltigung der edlen Lucretia (s. Brutus, S. 21 f.) führt zum Sturz des entarteten Herrscherhauses (von den römischen Historikern in zeitlicher Parallele zum Tyrannensturz in Athen auf das Jahr 510/​509 v. Chr. datiert, tatsächlich wohl einige Jahre später). Der Versuch des Gestürzten, mit Hilfe des Königs Porsenna von Clusium die Macht zurückzugewinnen, scheitert – der Tyrann stirbt im Exil.

Welchen historischen Kern umschließt die romanhafte Darstellung der antiken Historiker? Tatsächlich ist Rom eine Gründung der Etrusker, die auf dem Weg von ihrem Kernland – der Toskana – zu den Städten im Süden einen Stützpunkt am wichtigen Tiberübergang benötigten. Auch wenn das Gebiet des späteren Rom bereits seit dem 10. Jh. v. Chr. bewohnt gewesen war, entstand erst mit der Entwässerung der Senke zwischen Kapitol und Palatin – als Forum Romanum in späteren Jahrhunderten der Mittelpunkt der Welt – durch die Cloaca Maxima der etruskischen Ingenieure eine städtische Siedlung (um 575 v. Chr.). Rom verdankte ihnen auch den Namen (nach dem Geschlecht der Ruma; erst in der römischen Republik entstand die Sage von Romulus als eponymem Stadtgründer) und die ersten monumentalen Bauten: Als größtes Heiligtum des Etruskerlandes kündete der Tempel des Jupiter Capitolinus vom hegemonialen Machtanspruch der Tarquinier; der Circus Maximus und seine Spiele waren ebenso etruskischen Ursprungs wie das technische Meisterwerk der Cloaca Maxima.

Auch die Zeichen der fremden Königsherrschaft lebten in der Stadt fort: der Elfenbeinthron (sella curulis) ebenso wie die Liktoren, die mit ihren Rutenbündeln (fasces) die richtende Gewalt der Beamten symbolisierten. Der Triumph der siegreichen Feldherren Roms, die höchste Ehrung für einen Sterblichen, wurzelt gleichfalls in etruskischer Sitte – und damit in der glanzvollen Epoche der Tarquinier.

Rom - eine Biografie

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