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Die Vertreibung der Könige: Brutus d. Ä.

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Von Legenden umwoben wird nicht nur die römische Königszeit, sondern auch die ersten Jahrhunderte der Adelsrepublik. An ihrem Beginn steht – als ein Muster altrömischer Tugend – L. lunius Brutus, der Befreier der Stadt und fiktive erste Konsul nach dem Sturz der Monarchie.

Selbst mit Tarquinius Superbus verwandt, habe er sich dumm („brutus“) gestellt, um nicht den Argwohn des misstrauischen Tyrannen zu erregen. In der entscheidenden Stunde aber bewies er seine Entschlossenheit: Der Sohn des Königs hatte die edle Lucretia vergewaltigt; diese rief ihre Angehörigen zur Rache auf und tötete sich danach mit einem Dolch. Die blutige Waffe in den Händen schwor Brutus vor den anderen Augenzeugen des Geschehens, das despotische Herrscherhaus zu stürzen. Erbittert über die Freveltat des Prinzen, folgte das Volk seinem Aufruf; dem König wurde bei der Rückkehr von einem Feldzug der Einzug in die Stadt verwehrt (509 v. Chr.?).

Bei der Verteidigung der eben errungenen Freiheit kannte Brutus, der zum ersten Konsul der jungen Republik gewählt wurde, keine persönliche Rücksicht: Seine eigenen Söhne, die sich an einer Verschwörung zur Rückführung der Tarquinier beteiligt hatten, ließ er hinrichten; er selbst fiel im Kampf gegen die Verbündeten des gestürzten Tyrannen. Ein Jahr lang betrauerten die Frauen Roms den Mann, der ihre Ehre so entschlossen gerächt hatte.

Die dramatische Erzählung erweist sich rasch als Fälschung; die Familie der Junier gelangte erst viel später zu patrizischer Würde und damit zu konsularischen Ehren. Aber wie viele andere Geschlechter Roms hat auch die Gens lunia erfolgreich versucht, die Familientradition durch erfundene Größen der Vergangenheit zu mehren. Später wurde die Legende allgemein geglaubt – so wurde der jüngere Brutus durch das Beispiel seines großen „Vorfahren“ zur Ermordung Caesars getrieben. Und eines der schönsten Werke der antiken Bronzekunst – ein charaktervoller Porträtkopf im Konservatorenpalast – galt jahrhundertelang als Abbild des sittenstrengen Begründers der römischen Freiheit.

Rom - eine Biografie

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