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Der erste Held: Camillus

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Die erste historisch fassbare (wenngleich weiterhin von Sagen überwucherte) Heldengestalt der römischen Geschichte war M. Furius Camillus (gest. 365 v. Chr.), der die Politik der Adelsrepublik jahrzehntelang entscheidend prägte. Seine bedeutendste Tat war die Einnahme der etruskischen Stadt Veji, einer mächtigen Rivalin Roms, die – nur wenige Kilometer entfernt – das rechte Tiberufer beherrschte (396 v. Chr.). Angeblich währte ihre Belagerung zehn Jahre – die eigene Heldentat sollte offensichtlich dem Kampf um Troja gleichgesetzt werden.

Aber der Eroberer von Veji galt der Nachwelt nicht nur als glänzender Feldherr, sondern auch als ein Muster von altrömischer Virtus; bei der Belagerung der Stadt Falerii lehnte er das Angebot eines verräterischen Schulmeisters ab, der ihm die Kinder des dortigen Adels als Geiseln in die Hände spielen wollte. Dieses ehrenhafte Verhalten des edlen Römers zählt – wenngleich unhistorisch – noch heute zu den klassischen Legenden, auf die kein Lateinbuch verzichten mag.

In dieser Zeit wurde Rom von der bis dahin größten Katastrophe seiner Geschichte getroffen, dem Galliersturm aus dem Norden. Doch scheint Camillus damals im Exil gelebt zu haben; Berichte über eine Verbannung des Heerführers aufgrund einer Verurteilung – angeblich wegen der Verwendung der Beute aus Veji – sind wohl historisch.

Inzwischen waren die keltischen Gallier raubend und plündernd in Mittelitalien eingefallen und hatten an der Allia das römische Aufgebot vernichtend geschlagen (18. 7. 387 v. Chr.). Da Rom damals noch nicht von Mauern gesichert wurde, musste die Stadt evakuiert werden; nur das befestigte Kapitol wurde verteidigt. Bei einem nächtlichen Überfall der Gallier geriet auch diese letzte Zuflucht in höchste Gefahr. Doch die Wachsamkeit der Gänse – die damals allgemein zum Schutz vor Dieben gehalten wurden – rettete den Burghügel. Während die Hunde schliefen, begannen die zuverlässigen Vögel lauthals zu schnattern und weckten dadurch die Verteidiger. Schließlich erkaufte die Besatzung des Kapitols den Abzug der Kelten mit Gold; als es bei der Wägung des Metalls zum Streit kam, warf der gallische Feldherr Brennus sein Schwert in die Waagschale mit den Worten „Vae victis“ (Wehe den Besiegten). In dieser Stunde römischer Schmach erschien – inzwischen zurückberufen – Camillus mit einem Heer, erklärte die Abmachung für ungültig und errang einen vernichtenden Sieg über die feindlichen „Barbaren“.

Auch hier wirkt die antike Legendenbildung: Die siegreiche Schlacht ist hinzugedichtet; tatsächlich musste Rom sein Überleben buchstäblich erkaufen. Ebenso unhistorisch ist die Überlieferung, Camillus habe den Umzug der Römer aus der zerstörten Stadt in das nahe Veji verhindert. Dennoch galt er der Nachwelt als zweiter Stadtgründer nach dem legendären Romulus sowie als „Vater des Vaterlandes“. Und ungeachtet aller sagenhaften Verklärung – seine militärischen Taten waren ein Meilenstein auf dem Weg zur römischen Herrschaft über Italien.

Rom - eine Biografie

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