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Dichtung und Wahrheit – die Anfänge der Tiberstadt (753 – 295 v. Chr.)
ОглавлениеSo könnte die „Stadt“ des Romulus ausgesehen haben – eine Siedlung der Villanova-Kultur (Rekonstruktion).
Von Sagen und Legenden umwoben, liegen die Gründung sowie die ersten Jahrhunderte Roms im Dunkel der Geschichte. Erst in den Punischen Kriegen entstand die lateinische Historiographie; zuvor berichtete – außer den Priesterannalen und den Archiven der Adelsfamilien – lediglich mündliche Überlieferung von den Anfängen der Stadt. Daher wurde die römische Frühzeit vom Mythos verklärt: Das traditionelle Gründungsdatum ist ebenso unhistorisch wie der trojanische Ahnherr Aeneas und die überlieferten sieben Könige, auf die man später zahlreiche politische und religiöse Einrichtungen zurückführte.
Erst seit dem 19. Jh. wurden die patriotischen Sagen durch die kritische Geschichtswissenschaft in Frage gestellt und aus den spärlichen literarischen und archäologischen Quellen ein – bis heute weitgehend umstrittenes – Bild der römischen Frühgeschichte erschlossen: Seit dem 10. Jh. entstanden auf den Hügeln am Tiber mehrere Siedlungen von Latinern und Sabinern, die sich später zusammenschlossen. Im 6. Jh. übernahmen etruskische Könige die Herrschaft; sie begründeten die führende Rolle Roms in Latium und schmückten die Stadt mit ersten Monumentalbauten.
Nach dem Sturz der Monarchie (um 500 v. Chr.) übernahmen die vornehmen Patrizier die Regierung; die Plebejer blieben von den Entscheidungen der Adelsrepublik ausgeschlossen. In den jahrzehntelangen Ständekämpfen erreichten sie jedoch ihre politische und gesellschaftliche Gleichstellung. Durch zahlreiche Kriege gegen die benachbarten Völker erkämpfte sich Rom erneut die Hegemonie über Latium; die Niederlage gegen die Gallier blieb ohne Folgen (387 v. Chr.). Nach der endgültigen Unterwerfung der wehrhaften Samniten stand Mittelitalien unter römischer Herrschaft.