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Ein Zauderer?: Fabius Maximus Cunctator

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„Unus homo nobis cunctando restituit rem“ – „ein Mann hat uns durch sein Zaudern den Staat gerettet“ – so verkündete der Dichter Ennius den Ruhm des römischen Feldherrn, der mit einer durchdachten, wenn auch zunächst höchst unpopulären Strategie dem überlegenen Feldherrngenie Hannibals zu begegnen suchte. Um die Niederlage Karthagos im 1. Punischen Krieg (264 – 241 v. Chr.) zu rächen, vor allem aber der stetig wachsenden römischen Dominanz im westlichen Mittelmeerraum zu begegnen, war der punische Feldherr von der karthagischen Machtbasis in Spanien über die Alpen nach Italien gezogen und hatte am Ticinus und an der Trebia erste Siege erfochten (218 v. Chr.). Das folgende Jahr brachte eine weitere Katastrophe: Ein römisches Heer wurde am Trasimenischen See in einen Hinterhalt gelockt und vernichtend geschlagen. In dieser Notlage legten Senat und Volk die Kriegführung in die Hände eines Mannes – der erfahrene Militär Q. Fabius Maximus (gest. 203 v. Chr.) wurde zum Dictator gewählt.

Mit klarem Blick erfasste er die Situation: Unter der Führung Hannibals – der noch heute zu den größten militärischen Genies der Weltgeschichte gezählt wird – waren die karthagischen Truppen in offener Schlacht nicht zu bezwingen. Zudem stand der punische Feldherr im Feindesland und musste eine rasche Entscheidung suchen, da seine Truppen und Ressourcen durch den alltäglichen Verschleiß des Krieges immer mehr schwanden, während die Mittel der Römer auf eigenem Territorium wuchsen. Daher entschloss sich der Dictator zu einer zurückhaltenden Kriegführung: Er stellte sich nicht zur Schlacht, sondern bekämpfte kleinere punische Kommandos und bedrohte durch die Taktik der „verbrannten Erde“ die Versorgung von Hannibals Armee.

Dieser wiederum verwüstete – gleichsam vor den Augen der Römer – das südliche Italien; dabei schonte er freilich die Güter des Fabius und brachte diesen dadurch in Misskredit. Schon bald zeigte sich die Wirkung seiner Kriegslist; nach einem unbedeutenden Erfolg wurde der Stellvertreter im Kommando (der „Magister equitum“) gleichberechtigt an die Seite des Dictators gestellt. Schon bald ließ er sich von Hannibal zur Schlacht verleiten, wurde aber geschlagen und nur durch das Eingreifen des Fabius vor der völligen Vernichtung bewahrt. Reumütig kehrte er unter den Oberbefehl des Dictators zurück, der die bewährte Taktik zur Verärgerung des punischen Feldherrn weiterführte.

Das folgende Jahr sollte diese Entscheidung bestätigen: Denn der neu gewählte Konsul (das Amt des Dictators endete nach sechs Monaten) führte das römische Heer in die größte Katastrophe seiner Geschichte; am Abend von Cannae (2. 8. 216 v. Chr.) bedeckten 70.000 gefallene Römer das Schlachtfeld. Danach folgte man wieder der Strategie des Fabius, der noch mehrfach Kommandos im 2. Punischen Krieg übernahm: Man ging offensiv gegen die Bundesgenossen Hannibals vor; er selbst erhielt jedoch bis zu seinem Abzug aus Italien keine Gelegenheit mehr zu offener Feldschlacht.

Den endgültigen Sieg in diesem gewaltigen Ringen hat Fabius Maximus nicht mehr erlebt. Alle römischen Bürger steuerten eine Münze zur Bestattung bei – nicht wegen der Armut des Verstorbenen, sondern um den Mann zu ehren, der einst als „Zauderer“ (Cunctator) verspottet worden war, jetzt aber als der „Schild Roms“ galt.

Rom - eine Biografie

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