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Die heidnischen Wurzeln in Europa

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Die großen kulturellen und sprachlichen Wanderungsbewegungen der Indogermanen, die um 4000 v.u. Z. begannen, enthüllen anschaulich die wahre Wurzel der „westlichen“ Kultur. Die kulturellen Wurzeln der Völker, die später keltische, italische, germanische, slawische oder hellenische (griechische) Sprachen sprechen, liegen wahrscheinlich irgendwo nordöstlich des Schwarzen Meeres.1 Die nationalen Mythologien und religiös-philosophischen Systeme dieser Volksgruppen sind mit ihrem gemeinsamen Ursprung eng verknüpft. Ebenso belegen diese Wanderungsrouten den gemeinsamen Ursprung des westlichen Zweiges dieser Völkerfamilie mit einer östlichen Linie, der indoiranischen Tradition, die wir im zweiten Kapitel behandelt haben.

So wie sich die Philosophie des linkshändigen Pfades im Osten entwickelte, können wir gleichermaßen auch eine Entwicklung im Westen erwarten. In der Tat haben die philosophischen Grundlagen des linkshändigen Pfades im Westen scheinbar die gleiche Basis wie jene des rechtshändigen Pfades. In den nördlichen Teilen Europas waren diese anscheinend sogar vorherrschend.

Bei der indoeuropäischen Kosmologie ist wichtig zu bedenken, dass diese eine göttliche Ordnung voraussetzt, welche Teil einer höheren oder beständigeren Ebene der Realität ist, und dass die menschliche Ordnung eine Spiegelung der göttlichen darstellt. Die menschliche Seele, psyche, ist ein Geschenk der Götter, und die menschliche Gesellschaftsordnung spiegelt die Anordnung der verschiedenen Pantheons der Götter. Dieses ursprüngliche Verständnis wurde von Plato im „Westen“ zu einer sehr komplexen Philosophie weiterentwickelt – wie es auch in den Schulen der indischen Weisen geschehen ist, die im „Osten“ die Brahmanas und die Upanishaden hervorgebracht haben.

Die Geschichte ist voll von echten und scheinbaren Tragödien. Eine dieser Tragödien war die schleichende Aushöhlung und letztendliche Zerstörung der etablierten Formen der Religionssysteme in Europa durch den Einbruch einer „exotischen östlichen Religion“, die wir heute Christentum nennen. Über einen Zeitraum von dreizehn Jahrhunderten hinweg schafften die geistlichen Institutionen oder Kirchen, die angeblich auf den Lehren eines hingerichteten heiligen Mannes namens Jesus beruhen, die einheimischen religiösen und philosophischen Traditionen der europäischen Völker langsam ab und ersetzten sie durch eine internationale Institution. Diese Institution war geradezu besessen von einem dogmatischen Einheitsbegriff, wenn es um Fragen der „geistlichen“ Lehre ging.

Auf einer Landkarte der ideologischen Feldzüge der Kirche würde die Verbreitung des Christentums aus Städten in der Mittelmeerregion nordwärts und hinaus in die ländlichen Gebiete zeigen. Natürlich konnte die Kirche sich nicht überall absolut durchsetzen. Um erfolgreich zu sein, musste sie bei jedem Schritt auf ihrem Wege Kompromisse eingehen. Dazu war sie bereit, um im Gegenzug ihren ultimativen Preis durchzusetzen: die weltweite Etablierung.

Überall, wohin die Kirche vordrang, war eine ihrer Standardmethoden, die heimischen Götter zu Teufeln zu erklären, die alten Tempel und heiligen Haine zu zerstören und Kirchen an deren Stelle zu setzen. In Kapitel 4 werden wir auf den Christianisierungsprozess zurückkommen, doch zunächst wollen wir festhalten:

1. Die ältesten Wurzeln der europäischen und indoiranischen Kulturen sind identisch (indoeuropäisch).

2. Die gegenwärtig etablierte religiöse Kultur hat ihre Wurzeln auf fremdem Boden (im Mittleren Osten).

3. Der exotische Baum des Christentums konnte den heimischen Baum nur teilweise und nur oberflächlich verdrängen.

Was wir als „westliche Tradition“ bezeichnen, ist darum also überwiegend südlichen und nicht indoeuropäischen Ursprungs, während das, wovon man als „östlicher Tradition“ spricht, in Wahrheit gemeinsame Wurzeln mit der eigentlichen europäischen Kultur hat.

Wie dem auch immer sei – die „westliche Tradition“, so wie sie sich heute zeigt, ist eine Synthese (wenn auch eine heikle und unbequeme) aus tatsächlich europäischen und südlichen Traditionen, die sich aus den magischen nilomesopotamischen (ägyptischen und mesopotamischen) Kulturen ableiten. Darum müssen wir die Präsenz des linkshändigen Pfades auch in diesen Regionen untersuchen und als eine mögliche Wurzel der modernen Praxis in Erwägung ziehen.

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