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1.6.2 Beziehungen können symbolisch sein

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Einmal gelernt, können kontextuelle Hinweisreize, mit deren Hilfe Beziehungen spezifiziert werden, auf jedes Objekt oder Ereignis in unserem Umfeld angewandt werden. Für ein kleines Kind, das noch nicht in der Lage ist, symbolische Beziehungen herzustellen, ähnelt ein Wort, das es hört, den Sternen am Nachthimmel – ohne Beziehung zueinander und frei von Bedeutung und Zweck. Sobald es aber lernt, Dinge als gleich oder bei oder heller als zu bewerten, kann es diese fernen Punkte auf unendlich viele Arten in Beziehung zueinander setzen. »Siehst du diese neun Sterne dort? Das ist das Sternbild Löwe, weil es wie ein Löwe aussieht. Das ist das Sternbild deiner Schwester – sie wurde im August geboren, was sie zu einem Löwen im Horoskop macht.« Wenn jemand dem Kind zeigt, wie die Sterne zu Sternbildern verbunden werden können, ergeben Elemente, die einst isoliert voneinander waren, plötzlich einen Sinn. Wenn das Kind die Sterne dann oft genug als Sternbild betrachtet, wird es schwer, sie so zu sehen wie früher; sie sind nicht mehr unzusammenhängend und ohne Bedeutung. Wenn das Kind 15 Jahre später eine Reise macht, die es weit von seiner Familie fortführt, wird es die neun Sterne betrachten und sich seiner Schwester nahe fühlen. Es könnte sogar lernen, Sternbilder bei der astronomischen Navigation zu nutzen, um dadurch zu klären, wo es sich auf diesem Planeten befindet. Dies entspricht dem Einfluss, den Sprachentwicklung auf symbolisches Lernen besitzt.

Die Relational Frame Theory nennt dieses Verhalten symbolisch, weil relationale kontextuelle Hinweisreize beliebig eingesetzt werden können. Sie gründen auf sozialen Konventionen und sind unabhängig von den intrinsischen Eigenschaften der Dinge, die miteinander in Beziehung gesetzt werden. Wir können morgen gemeinsam entscheiden, dass Apfel jetzt das Wort für Banane ist, und Banane das neue Wort für Apfel. Dies ist damit gemeint, wenn wir sagen, dass relationale Hinweisreize soziale Konventionen sind: Wenn wir alle entscheiden würden, die Benennung von Dingen zu verändern, könnten wir das tun. Wir müssen dazu nur die relationalen Hinweisreize spezifizieren. Was zunächst willkürlich erscheint, wird bald als gültig akzeptiert. Genau dies geschieht, wenn wir uns dazu entscheiden, den Namen eines Konzepts zu verändern, weil er nicht länger angemessen erscheint. Zum Beispiel werden die Länder der Dritten Welt nun Entwicklungsländer genannt, weil man das für respektvoller hält. Das kann sich aber auch wieder ändern. Es dauert eine Weile, unsere Gewohnheiten zu verändern, aber eine simple Veränderung einer sozialen Konvention kann zum Auftreten dieser neuen Bezeichnung führen.

Weiterhin hat diese Fertigkeit den folgenden außergewöhnlichen Vorteil: Der Einsatz sprachlicher Symbole ermöglicht es, letztlich alles in die Gegenwart zu bringen. Und zwar auch dann, wenn es physikalisch gar nicht in der menschlichen Umwelt vorhanden ist. Stellen Sie sich vor, dass das Kind mit seinen Spielsachen spielt. Das rote Dreieck ist unter dem Brett versteckt. Wenn die Eltern das Kind fragen: »Wo ist das rote Dreieck?«, dann wird das Kind, das inzwischen ein rudimentäres Sprachverständnis entwickelt hat, und daher versteht, was diese Worte bedeuten, erkennen, dass das rote Dreieck nicht vorhanden ist. Es wird anfangen, das Dreieck an verborgenen Plätzen zu suchen. In den nächsten Kapiteln werden wir sehen, dass dies ein kraftvolles Werkzeug ist, um Elemente aus dem Leben von Patienten in den Behandlungsraum zu bringen. Das Erfassen und Verändern psychologischer Probleme wird möglich, ohne direkt in das natürliche Umfeld des Patienten eingreifen zu müssen.

Sprache als psychotherapeutische Intervention

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