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Hludahilt, Hruođolfshof, Herbstmonat 792

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Der Himmel war grau, und es regnete bald jeden Tag. Die Ernte war nicht gut ausgefallen. Kaum das Dreifache der ausgesäten Menge an Korn hatten die Bewohner von Hruođolfshof dem Boden in diesem Jahr abgerungen. Einen dieser drei Teile hatten die Männer noch im letzten Monat als Wintersaat wieder auf die mühsam gepflügten Felder geworfen.

»Der Abt in Lauresham lässt seine Felder jedes dritte Jahr bis zum Holzmonat brach liegen und nutzt sie nur als Viehweide«, berichtete einer der Knechte abends am Feuer. »Das habe ich vom Verwalter der Klostergüter selbst erfahren. Er sagt, die Ernten wären viel besser und man spart sich den dritten Teil der Arbeit …«

»Das könnte dir so passen, dich in jedem dritten Jahr auf die faule Haut zu legen«, fuhr ihn Hruođolf an. »Diesen neumodischen Kram wird es auf meinem Hof nicht geben. Wir haben nichts zu verschenken.«

Den letzten Satz hatte er nur leise in sein Methorn gemurmelt, doch Hludahilt, die hinter ihm stand, um nachzuschenken, hörte ihn doch. Das war das erste Mal, dass sie ihren Vater so reden hörte. Für gewöhnlich prahlte er gern mit seinem Reichtum. Stand es wirklich so schlecht um Hruođolfshof? Aber, so erinnerte sie sich, hatte er nicht auch den Jungen vom Nachbarshof, den unglücklichen Ulf­berht, zur Tilgung seiner Schulden nach Lauresham gesandt? Konnte ihr Vater das Geborgte nicht mehr zurückzahlen? Instinktiv freute sie sich darüber, doch die Erkenntnis, dass Hunger und Armut auch sie treffen würden, ließ nicht lange auf sich warten.

Einige Tage nach diesem Ereignis kam das Fest des Heiligen Martin, des frommen Bischofs von Tour, heran. Zu diesem Fest wurden noch einmal Tiere geschlachtet, bevor die kleine Fastenzeit begann, die mit dem Fest der heilbringenden Geburt Christi endete. An diesem Tag ließ auf Hruođolfshof nichts an Armut denken. Die Tische bogen sich fast unter den Mengen an Fleisch, Würsten und Fett. Dazu gab es Bier und Honigmet, nur Wein wurde keiner ausgeschenkt. Ohne eigene Weinberge musste Hruođolf den kaufen, und ein Sittel Wein kostete ebenso viel wie ein ganzer Malter Korn. Doch die starken Getränke waren ohnehin den Männern vorbehalten, sodass sich Hludahilt darüber nicht den Kopf zerbrach.

»Seit Jahren habe ich nicht mehr so gut gegessen«, lachte Haltrud neben ihr begeistert.

Und sie hatte Recht, denn nur zu oft blieb für die Frauen sonst gar kein Fleisch übrig. Aber insgeheim war sich Hludahilt doch nicht sicher, ob dieser Fleischsegen wirklich ein gutes Omen war. Sie wusste, dass man vor allem diejenigen Tiere schlachtete, die man ohnehin nicht über den Winter bringen konnte. Viel Geschlachtetes konnte also auch wenig Futter in den Scheunen heißen! Wieder musste Hludahilt an die gemurmelten Worte ihres Vaters denken.

Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise

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