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Kapitel 5

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Mit den zunehmend kühleren Temperaturen wurden die Bienen träger. Roald erzählte Bjarne, wie die Bienen auf die wärmende Sonne angewiesen sind, um fliegen und Honig sammeln zu können. Jetzt war es an der Zeit, die Klötze so gut es ging, vor der eisigen Kälte des Winters zu schützen, um möglichst zu verhindern, dass die Völker erfrieren.

Zunächst prüfte Roald, ob die Bienen genug Nahrung für den Winter haben würden. Dazu wählte er einen nicht ganz so kalten Tag. „Es wäre einfacher für uns, an einem Tag nachzuschauen, an dem es kälter ist, denn dann sind die Bienen nicht so aktiv. Allerdings zieht dann die Kälte in die Bienenhöhle und das ist nicht gut.“ Bjarne verstand. Es war, wie wenn man im Haus die Türe offen stehen ließe, während draußen frostige Temperaturen herrschten. Alle Wärme würde im Nu aus dem Haus weichen. Roald hatte eng gebundene Büschel getrockneter Gräser vorbereitet. Mit einem ledernen Beutel transportierte er einige Stücke noch glühende Holzkohle. In der Nähe der Aufbauten, auf denen die liegenden Stämme mit den Bienenvölkern standen, entzündete er mit der Glut ein kleines Feuer. Leif und Tjark kannten das Vorgehen ihres Vaters bereits und verrichteten weitere nötige Handgriffe, das Feuerchen zu erhalten, ohne es zu groß werden zu lassen. Während Tjark immer wieder einmal etwas Reisig auf die Glut warf, hielt Leif eines der gebundenen Grasbüschel an die Glut, bis es leicht zu glimmen begann. Einen Moment ließ er die Halme brennen, pustete dann die Flamme aus, so dass das Grasbüschel nur noch vor sich hin glühte und vor allem rauchte. So brachte er es zu Roald, der hinter die Klötze getreten war und Vorbereitungen getroffen hatte, die Verriegelungen der hinteren Deckel zu entfernen. Immer wieder blies der Honigmacher in die glühenden Halme und schwenkte sie so, dass der Rauch sich um die hintere Öffnung der Klötze verteilte. „Das beruhigt die Bienen.“ erklärte er Bjarne, der staunend nah bei ihm stand und beobachtete. Dann nahm Roald vorsichtig und langsam den Deckel ab. Zum ersten Mal sah Bjarne das Innere einer Bienenbehausung. Fasziniert trat er näher und bewunderte die kunstvollen Waben, über die unzählige Bienen krochen. „Hier hinten“ Roald deutete auf die Waben, die ihnen am nächsten gelegen von der Decke des ausgehöhlten Stammes hingen „sind die Waben, in denen der Honig lagert. Wir haben nach der Sommersonnenwende zuletzt geerntet und seither waren die Bienen so fleißig und haben all diese Waben neu gebaut und gefüllt.“ Er beugte sich etwas vor, blies weiteren Rauch in den Klotz und zeigte auf eine Ecke einer größeren Wabe, die weiter im Inneren des Klotzes lag. Auch Bjarne streckte nun den Kopf vor, um zu erkennen, was Roald ihm zeigen wollte.

„Dort sind Brutwaben. Darin ziehen die Bienen ihre Kinder groß. Siehst Du den etwas größeren Zapfen dort, am Rand der Wabe?“ Bjarne nickte „Das ist eine besondere Brutzelle. In solchen Waben wachsen neue Bienenkönige heran, die dann ausschwärmen und ein neues Volk gründen. Um diese Jahreszeit wird dort allerdings kein König großgezogen. Es wäre zu kalt für ein junges Volk, sich jetzt eine Behausung zu suchen und genügend Vorrat für den Winter anzulegen.“

Bjarne konnte sich nicht satt sehen. Ein richtiges kleines Königreich lag dort vor ihm, mit so fleißigen Bienen, die zwischen und auf den Waben umher krabbelten, während andere um Roald und Bjarne herum flogen, als wollten sie sich vergewissern, dass keine Gefahr für das Volk drohte.

„Sie stechen ja gar nicht!“ bemerkte Bjarne fasziniert „So sehr beruhigt sie der Rauch?“ der Honigmacher nickte, während er sich daran machte, den Deckel wieder aufzusetzen und zu verriegeln. Dieses Volk würde genug Futter für den Winter haben.

Nacheinander öffneten sie nun alle Klötze und stellten zufrieden fest, dass alle Völker ansehnliche Vorräte gesammelt hatten, um im Winter nicht verhungern zu müssen. Vom Handwagen schleppten die Jungen nun kleinere und größere Platten Borke heran, die der Honigmacher zwischen und auf die Klötze legte. Dabei erklärte er Bjarne, wie dies ein wenig mehr das Eindringen von Frost verhindern sollte. „Zwar sind die Wände der Bauten recht dick, aber man weiß ja nie, wie kalt es wird und ob die eisigen Temperaturen nicht doch einen Weg finden, durch das Holz ins Innere der Völker zu gelangen. Die Borke verhindert da noch ein wenig das Eindringen von Kälte und hilft, die Wärme in den Klötzen zu halten.“

In den nächsten Tage, durchstreiften sie die Waldgebiete der Umgebung und sammelten Äste von Fichten, die sie aus den unteren Astreihen der Bäume schnitten. Mit den ersten Frostnächten deckten sie die Klötze der Bienenvölker zusätzlich mit den Zweigen ab. Bjarne arbeitete mit einem wahren Eifer und summte fröhliche Melodien, während er all die Äste heranschleppte. Für ihn war es, als bereiteten sie ein Winterbett für die Bienen. Sie faszinierten ihn und er hatte das Gefühl, sich mit seinem Schaffen dafür bedanken zu können, von ihnen mit Honig und Wachs versorgt zu werden.

Auch auf dem Hof selbst erwies sich Bjarne als unersetzliche Hilfe. Mit seinen erst vierzehn Wintern besaß er die Kraft und Ausdauer eines Bären, gepaart mit der Sanftheit eines Lamms. Keine Arbeit war ihm zu nieder und niemals gönnte er sich eine Pause, es sei denn, man forderte ihn dazu auf. Arbeiten, wie die Versorgung des Viehs, kannte er seit Kindheit an und verrichtete so alles, ohne nachfragen zu müssen. Bereits in kürzester Zeit wusste er, was er wo finden konnte und was in welchem Bereich oder Nebenhaus gelagert war, so dass er nicht mehr fragen musste.

Für den Honigmacher und seine Frau, war es anfangs ungewohnt, das Vieh bereits versorgt vorzufinden, wenn sie gerade mit der Fütterung anzufangen gedachten oder Hjördis staunte nicht schlecht, wenn genügend Holz neben der Feuerstelle lag, wollte sie mit der Zubereitung des Morgenmahls beginnen. Sie mussten sich erst daran gewöhnen, dass Bjarne in aller Stille als Erster auf den Beinen war und Aufgaben verrichtete, die die Familie sonst bis zum Morgenmahl beschäftigten.

Mehr als einmal versuchte Roald lächelnd, Bjarne davon abzuhalten, so viel zu tun, aber Bjarne ließ sich nicht abhalten. Fast dickköpfig beharrte er darauf, dass dies seine Aufgaben wären und er sie erfüllen würde.

„Der Junge ist erstaunlich.“ lachend nahm Roald sein Weib in den Arm „Früher wusste ich oft nicht, wie ich all die Arbeit an einem einzigen Tag bewältigen sollte und heute muss ich mir oft Arbeiten suchen, um nicht untätig zu sein.“

„Er ist es eben gewohnt, schwer zu arbeiten.“ seufzte Hjördis „Unter der Fuchtel von Svea musste er schuften, um sich zu verdienen, auf dem Hof bleiben zu können und Notger hat seiner Rolle als Hoferben sicher nicht unbedingt Glanz verliehen, in dem er der Erste bei der Arbeit war. Bjarne will mit dem, was er tut, Danke sagen und ich denke, Du könntest ihm Dinge zeigen, die er bei Fjodor nie gelernt hat.“

„Du hast Recht.“ Roald rieb mit Daumen und Zeigefinger das Kinn „Ich werde ihn mehr in das Honigmachen einbeziehen. Er interessiert sich sehr für die Bienen. Und ab dem Frühjahr können wir jede weitere Hand gut gebrauchen. Wenn er sich geschickt anstellt, können wir vielleicht sogar die Anzahl der Völker vergrößern und noch mehr produzieren. Leif und ich allein, würden das nicht schaffen, aber zusammen mit Bjarne, dürfte es gehen.“

Der Geruch von bald fallendem Schnee lag bereits in der Luft, als Roald aufbrach. Zusammen mit Leif, wollte er nach Birka, dem Handelsort auf der Insel Björkö. Weit war der Weg nicht. Gute drei Meilen südlich, bis zur Spitze der Landzunge, die in den großen See ragte und dann weiter, mit dem Boot. Es würde anstrengend werden, den Wasserweg zu befahren. Etwa sechs Meilen, galt es, in dem kleinen Ruderboot zu bewältigen, was in der Zeit der eisigen Herbststürme nicht ungefährlich war. Jedoch blieb es unumgänglich, diese Reise zu unternehmen, bevor der Winter einbrach und für Monate die Fahrt über den See noch riskanter oder unmöglich machte. In Birka plante der Honigmacher Gunnmarr aufzusuchen. Der Vater des Schmieds war ein Freund von Roalds Vater gewesen und so pflegten die Familien bereits über viele Jahre engen Kontakt. Einige Werkzeuge müssten geschmiedet werden, wenn sie im Winter die Klötze für die neuen Bienenvölker bearbeiten wollten. Das benötigte Eisen würden sie, im Tausch, bei Gunnmarr bekommen. Roald wusste, dass Gunnmarr damit ein schlechtes Geschäft machte. Eigentlich war es eher ein freundschaftlicher Handel, denn Eisen war wertvoll und sonst kaum erschwinglich für den Honigmacher.

So brachen Vater und Sohn im Morgengrauen auf. Bjarne versprach immer und immer wieder, dass er sich um den Hof kümmern und Hjördis und die Kinder beschützen würde, sollte Gefahr drohen. Roald schmunzelte. Fast hätte man den Eindruck bekommen können, er und Leif brächen auf große Fahrt auf und würden für Monate in der Fremde sein, während Hof und Familie von Untieren bedroht, zurück blieben. Aber er wusste auch, wie stolz Bjarne war, Verantwortung übertragen zu bekommen und seine Aufgabe gewissenhaft ausführen würde.

Mit dem Handwagen, auf dem sie hölzerne Töpfe, ein Fass mit dünnem Met, in Tücher gewickeltes Wachs und drei Decken, die Hjördis für Gunnmarrs Töchter gewebt hatte, transportierten, erreichten sie, mit den ersten Sonnenstrahlen, den See. Das Boot lag etwas verdeckt von einer Uferböschung, worin sie landwärts auch den Handwagen versteckten, nachdem sie die Waren auf das Boot geladen hatten. Geschickt stieß Leif das Boot vom Ufer ab und sprang hinein. Während Roald mit kräftigen Zügen ruderte, behielt er sowohl Wasser, auch als den Himmel im Auge. Sollte das Wetter schnell umschlagen, würde er eine der winzigen Inseln oder Felsmassen ansteuern, die aus dem See ragten und dort mit Leif das Unwetter abwarten. Dort wären sie nicht vor Nässe und Kälte geschützt, jedoch zumindest vor dem Ertrinken in Sicherheit.

Sie hatten Glück. Für diese Jahreszeit lag der See verhältnismäßig ruhig und so landeten sie bereits kurz nachdem die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, am Ufer der Insel Björkö.

Leif rannte voraus, um Gunnmarr von ihrer Ankunft zu unterrichten und um einen Handkarren zu bitten. Dann kehrte er zurück zum Boot, half Roald, die Waren zu verladen und gemeinsam mit ihm die Schmiede aufzusuchen.

Bereits auf halben Weg kamen ihnen die drei Töchter des Schmieds aufgeregt schnatternd entgegen. Groß waren sie geworden, stellte Roald fest. Auch wenn er sie erst im Frühsommer zuletzt gesehen hatte, wirkten sie regelrecht herangereift. Alma, die Älteste der Mädchen, zählte nun bereits sechzehn Winter. Nachdem ihre Mutter im Kindbett, nach der Geburt der jüngsten Tochter Brig, gestorben war, hatte das damals siebenjährige Mädchen die Aufgabe übernommen, den Haushalt zu führen und die beiden kleinen Schwestern aufzuziehen. Die dreizehnjährige Valgerd hatte in den vergangenen Monaten weibliche Züge bekommen. Man konnte bereits erkennen, dass sie eine schöne und begehrenswerte Frau werden würde. Sie ähnelte äußerlich ihrer Mutter, die eine sanftmütige Schönheit gewesen war. Kaum jemand hätte gedacht, dass es einem Weib je gelingen würde, den temperamentvollen Schmied bändigen zu können, doch Gunnmarr, der auf Menschen, die ihn nicht oder kaum kannten, eher mürrisch wirkte und kaum eine Gelegenheit, sich zu raufen verpasste, war in ihrer Gegenwart zu einem sanften Lamm geworden. Ja, der Schmied liebte sein Weib über alles und als es starb, klammerte er sich fast verzweifelt an seine Töchter und die Arbeit. Nach außen schien er unnahbar und wortkarg, manchmal sogar grob. Er war ein Perfektionist, wenn es um das Schmieden ging und mit der Verbissenheit, mit der er arbeitete, erlangte er schnell den Ruf, besonders begnadet im Umgang mit Hammer und Amboss zu sein. Seine Schwerter, von denen er nur wenige im Jahr fertigte, erzielten Preise auf dem Markt, wie man es sonst nur von den begehrten und für einfache Krieger unbezahlbaren fränkischen Schwertern kannte. Jedoch bedeutete ihm materieller Reichtum nicht viel. Sein größter Schatz waren seine Töchter, die er mit Argusaugen bewachte. Im letzten Jahr hatte einer der Gehilfen eines Händlers sich erhofft, Alma schöne Augen machen zu dürfen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Jungen, hinter der Schmiede, war Gunnmarr überzeugt, der Junge würde sich nicht einmal mehr in die Nähe der Insel trauen.

Seine älteste Tochter glich im Aussehen eher ihm. Alma war recht groß und kräftig. Das runde und hübsche Gesicht strahlte jedoch die Wärme ihrer Mutter aus. Gunnmarr wusste, seine älteste Tochter würde zeitlebens bei ihm bleiben. Sie war fast zu alt, um verheiratet zu werden, doch weder Alma, noch Gunnmarr, waren darüber traurig. Das Mädchen wollte keinen Mann. Hier, bei seinem Vater, war Almas Platz. Ihm würde sie den Haushalt führen, wenn die Schwestern längst eigene Sippen hätten und wenn der Vater alt werden würde, wäre sie diejenige, die für ihn sorgte. Angst, dies nicht zu schaffen, hatte sie nicht. Gunnmarr sparte den größten Teil dessen, was er durch seine Schmiedearbeiten verdiente. In einem Kasten, der in einer Kuhle im Boden, unter den Fußbodenbrettern des Wohnhauses versteckt war, bewahrte der Schmied viele Schmuckstücke auf, die er als Bezahlung bekommen hatte und sogar einige Münzen aus Gold und Silber, die von Händlern aus fernen Ländern stammten.

Lachend umringten die Mädchen den Honigmacher und seinen Sohn. Sie wollten alles wissen, was Roald an Neuigkeiten zu berichten hatte. Wie es dem kleinen Tjark erginge, den sie noch nicht kennen gelernt hatten, weil Hjördis glaubte, der Junge müsse zuerst schwimmen lernen, bevor sie ihn mit seinem Vater aufs Boot ließ und ob Hjördis im Sommer wieder die Kräutersalbe bereitet hatte, die Gunnmarr so gut half, wenn seine Muskeln, nach langen Tagen in der Schmiede, hart und verspannt waren.

„Mädchen, so lasst die Beiden doch erst einmal hereinkommen!“ tadelte der Schmied, der schmunzelnd im Türrahmen des Wohnhauses stand und den Ankömmlingen entgegen sah. Freundschaftlich klopfte er Roald auf die Schulter und begleitete ihn ins Haus. „So viel Geschnatter bist Du gar nicht mehr gewohnt, alter Freund, nicht wahr? Ich freue mich, dass Du vor Einbruch des Winters noch einmal zu uns kommst.“

An diesem Nachmittag ruhte die Arbeit in der Schmiede. Gunnmarr und Roald saßen bei herzhaftem Bier am derben Tisch im Wohnhaus und tauschten Neuigkeiten aus. Auch der Schmied kannte Fjodor, wenn auch nur flüchtig. Er hatte für Hjördis Vetter einige Male Aufträge geschmiedet, wenn dieser auf Björkö war und kannte so auch dessen Sohn und Weib, die den Markt zu nutzen wussten, ihren Wohlstand durch ihr Auftreten zu präsentieren.

„Wären Ingvi und sein Sohn nicht dabei gewesen, um zu bezeugen, ich schwöre, dieser Notger und seine raffgierige Mutter, hätten Dich bereits vor das Thing geschleppt und die Herausgabe ihres Sklaven und der Stute gefordert.“ der Schmied schüttelte den Kopf und ballte die Faust auf dem Tisch. Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er kannte Jarla nur von Erzählungen, aber zu hören, wie Svea und Notger mit ihr und ihrem Kind verfahren waren, trieb den Zorn in ihm an. „Das Kind nun los zu sein, wird ihnen eine Freude sein. Aber der Bengel fehlt ihnen sicher. Hat schon von klein auf geschuftet, wie ein Ochse. Selbst wenn sie sich einen neuen Sklaven ins Haus holen, werden die arme Herrin und ihr prachtvoller Erbe, selbst Hand mit anlegen müssen, bis die verlorene Arbeitskraft gleichwertig ersetzt werden kann.“ wütend spie Gunnmarr die Worte über den Tisch.

„Ja, ich bin auch froh, Zeugen zu haben. So werden die Beiden nichts unternehmen. Bjarne ist ein Gewinn, in jeder Hinsicht. Ich bin froh, dass er bei uns ist.“ bei den Worten seines Vaters, nickte Leif bekräftigend.

Alma hatte dem Gespräch der Männer still gelauscht, während sie das Abendmahl vorbereitete. Valgerd und Brig verteilten Holzschalen, Löffel und Brotfladen aus dunklem Mehl, die Alma zuvor in einer Pfanne ausgebacken hatte. Es war ein wahres Festmahl, denn Alma hatte die Buchweizengrütze mit etwas Kohl und Stücken geräucherten Fisches verfeinert. Roald lobte die Kochkünste des Mädchens, das erfreut errötete. Nach dem Essen kam der Honigmacher zum Grund seiner Reise und erklärte dem Schmied, was er benötigte. Gunnmarr überlegte, während er sich den Bart rieb. „Ich denke, wir werden uns schon einig. Ich habe hinter der Schmiede, im Schuppen, wo ich Reste und Holz aufbewahre, kleinere Eisenstücke. Sie stammen aus Töpfen und Pfannen, die zu reparieren sich nicht mehr lohnte und auch gebrochene Beschläge von Wagenrädern müssten dort mit bei sein. Wir werden morgen schauen, was Du davon gebrauchen kannst.“ Roalds Gesicht erhellte sich und er begann von seinem Vorhaben zu erzählen, die Zahl der Bienenvölker zu vergrößern, um im folgenden Jahr nach Uppsala zu gehen. Dabei berichtete er auch vom Plan, einen Wagen zu bauen, den Bjarnes Stute ziehen sollte. Im Nu fingen die Männer an, Details zu besprechen, die für den Wagenbau wichtig wären. Gunnmarrs Fachwissen, das über das Schmieden allein hinausging, erbrachte Roald wichtige Erkenntnisse, die den Bau erleichtern würden. Schnell wurde Roald jedoch auch bewusst, dass er selbst kaum in der Lage sein würde, stabile Räder zu bauen, die den Anforderungen länger Stand halten konnten. Fast dachte er schon, er müsse seinen Plan wieder aufgeben, als Gunnmarr ihm zuzwinkerte. „Du brauchst zwei große Räder, stimmt das?“ resigniert nickte der Honigmacher und seufzte. „Ich glaube, das werden wir uns wohl doch nicht leisten können. Bei all den Plänen habe ich nicht bedacht, dass die Belastung für Räder, die ich ausschließlich aus Holz zimmere, zu groß wären. Und Anfertigungen eines Radmachers, kann ich mir nicht leisten.“

Der Schmied lachte. „Ich könnte Dir einen Handel anbieten. Was hältst Du davon, wenn Deine Frau uns Tuch für die Aussteuer von Valgerd webt. Wolle könnte ich zum Spinnen und Verweben zu Euch bringen. Wenn Du mir dann noch zusagst, mir für den nächsten Herbst vier Fässer Met und ein paar Töpfe Honig für Valgerds Hochzeit zu geben, besorge ich Dir die Wagenräder. Ich habe zwei alte Räder, deren Speichen teilweise gebrochen sind. Der Schildmacher hier in Birka bekommt bei mir gute Preise für seine Schildbuckel. Also wird auch er mir einen guten Preis machen, wenn ich ihn bitte, die Speichen zu erneuern. Ich beschlage Dir die Räder dann und im Frühjahr kannst Du sie abholen. Bis dahin wirst Du den Wagen sicher fertig haben.“

Lachend besiegelten die Männer das Besprochene per Handschlag, und bei weiteren Krügen Bier ließ Roald sich erzählen, wie Valgerd es geschafft hatte, ihrem Vater das Einverständnis zur Hochzeit mit dem Sohn eines Bootsbauers abzuringen. „Sie sieht aus wie ihre Mutter, aber ich schwöre bei Odin, sie hat einen größeren Dickkopf als ich.“ dröhnte Gunnmarr lachend „Erst beschimpfte sie mich, ich sei ein sturer Schafbock, der sie solange vom Heiraten abhalten würde, bis niemand sie mehr wolle und dann redete sie geschlagene zwei Wochen nicht mehr mit mir. Ich habe mir dann das Bürschlein näher angesehen und versucht, ihn davon zu überzeugen, dass er meine Tochter gar nicht heiraten will, aber, ob Du es glaubst oder nicht, der Bengel ist nicht minder dickköpfig. Direkt in die Augen starrte er mir, als er mir sagte, er würde mit Valgerd weggehen, wenn ich die Hochzeit nicht erlaube. Und dann erwischte ich meine Tochter beim Versuch durchzubrennen. Was sollte ich da noch machen? Ich konnte sie ja schlecht ohne Aussteuer ziehen lassen.“ auch Roald bog sich vor Lachen.

„Gunnmarr, alter Freund, ich sage es ja immer wieder, da zittern die größten Kerle, wenn Du wetterst, aber Deine Töchter zwingen Dich in die Knie!“ versöhnlich gab Gunnmarr jedoch zu, dass er eigentlich auch zufrieden mit Valgerds Wahl war. Ein Mann, der wusste, was er wollte, sein Weib schätzte und einen Beruf hatte, mit dem er seine Familie ernähren konnte, war in seinen Augen genau das, was er seiner Tochter wünschte. „Außerdem,“ fügte er lächelnd hinzu „reicht es mir schon, wenn Alma bei mir bleibt. Sie ist ein gutes Mädchen. Verlässlich und fleißig. Sie will keinen Mann. Das ewige Geplapper ihrer Schwestern, würde ich bis ins Alter nicht ertragen können.“ nun lachten auch die Mädchen und Brig fügte kichernd hinzu, dass sie dann ja hoffen könnte, auch heiraten zu dürfen, bevor sie graues Haar kriegen würde, was nach ihrer Ansicht bereits in etwa in einem Alter anfing, indem Alma gerade war.

Zwei Tage später verabschiedeten sich Roald und Leif, um heimzukehren. An Bord des Ruderbootes befanden sich genug Eisenstücke, um daraus die wichtigsten Werkzeuge zu machen und so mehr Klötze auszuhöhlen. Auch Eisen aus einem alten Geschirr und Leder hatte Gunnmarr aufgetrieben, so dass Roald ein starkes Zuggeschirr für die Stute anfertigen konnte. Ein großes Bündel Wolle lag ebenfalls im Boot, und der Schmied versprach, noch vor dem Wintereinbruch mehr Wolle zu bringen. Seine Töchter jubelten, denn sie konnten ihren Vater überreden, ihn auf der Reise zu Roald und Hjördis zu begleiten. Endlich würden sie auch Tjark kennen lernen, genauso, wie die kleine Ylvi. Während Gunnmarr dem Boot hinterher winkte, nuschelte er fast ein wenig verzweifelt „Wo das noch hinführen soll, so Kinder vernarrt, wie die Mädchen sind. Ich sehe es noch kommen, eine ganze Herde Enkel, wird eines Tages auf mir herum klettern und mehr Krach machen, als ihre Mütter, deren Münder niemals stillstehen.“

Der Nornen Knoten

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