Читать книгу Mit dem Rucksack durch Südamerika - Tanja Gutmann - Страница 10
0 Pucas Picantes, Cuy und andere Köstlichkeiten - Anne Montag, 8. November 2010
ОглавлениеIch weiß schon wieder gar nicht, wo ich anfangen soll, es gibt so viel zu schreiben. Und dabei hab ich schon bei meinem letzten Eintrag einiges weg lassen müssen. Es ist hier immer gar nicht so einfach mit der Zeit. Wir sind jeden Tag der Woche von 09:00-12:00 und 15:00-17:00Uhr sowie samstags vormittags im URPI, da bleibt gar nicht viel Zeit. Schließlich will man ja auch die Stadt entdecken und die heiße Mittagspause für die kalte Dusche ausnutzen...
Die Jungs im URPI sind unglaublich herzlich. Einige sind etwas schüchterner und zurückhaltender, während andere immer sofort auf uns zugestürmt kommen. Vor allem sind sie natürlich auch unglaublich aktiv und spielen am liebsten Fußball oder Fange, wobei wir hier in der Höhe immer sofort anfangen zu keuchen. Aber es ist wirklich unglaublich, wie gut die im Fußball oder auch Volleyball sind, bis hin zu den Allerkleinsten die dann schon mal nen technisch perfekten Fallrückzieher aufs Parkett legen. Außerdem bin ich gerade dabei, mein altes Schulwissen wieder rauszukramen, damit ich dann auch mal, wie heute früh, bei den Biologie-Hausaufgaben helfen kann... Ich habe festgestellt, dass ich auch nicht mehr allzu viel über den Aufbau von Pflanzenzellen weiß.
Aber ich hatte ja versprochen, etwas über unsere Wochenendaktivitäten zu schreiben. Am Samstag haben wir erstmal die Stadt genauer erkundet. Emily, eine Französin, die selbst vor ein paar Jahren als Freiwillige kam und dann hier geblieben ist, hat uns herumgeführt. Allerdings hat sie uns erfreulicherweise nicht einfach die Sehenswürdigkeiten im Zentrum gezeigt, das eh nicht so groß ist. Stattdessen haben wir uns zum Beispiel die Universität angeschaut. Es ist eine öffentliche Uni und die zweitälteste des Landes nach der Uni in Lima. Wir sind auch ins Krankenhaus, wobei man sich vorkam, wie in einer anderen Welt. So ungefähr stelle ich mir die Krankenhäuser bei uns vor 50Jahren vor. Es ist schwer zu beschreiben, aber vor allem ist alles sehr alt und unmodern. Rollstühle sind Fahrgestelle mit aufgeschraubten weißen Plastikgartenstühlen.
Schön war es auch, dass wir uns die Werkstatt eines Kunsthandwerkers anschauen konnten, der uns einiges über seine Arbeit erzählt hat. Das Kunsthandwerk spielt hier in Ayacucho immer noch eine sehr große Rolle, obwohl es für die meisten Künstler immer schwieriger wird, von ihrer Arbeit zu leben. Dabei haben sie wunderschöne Sachen zu einfach unglaublich niedrigen Preisen.
Natürlich sind wir auch über die verschiedenen Märkte, sowohl kunsthandwerkliche als auch die normalen. Am besten sind immer die Stände mit dem Obst und Gemüse. Es ist unglaublich, was es alles für Kartoffeln gibt! An den Fleischtheken geh ich dagegen lieber immer schnell vorbei. Vor allem, weil die Käfige mit den lebenden Hühnern und Enten direkt daneben stehen...
Nun aber zum Sonntag. Lorena hatte angekündigt, dass wir einen Ausflug machen und uns unter anderem warmes Wasser versprochen! Wir haben uns dann über eine Straße, die man nicht wirklich als solche bezeichnen konnte (Schotterpiste trifft es eher), die Berge hochgeschlängelt, bis wir an einem Pool ankamen, in den das Bergwasser floss. Es war dann nicht ganz so warm, wie wir gehofft hatten, aber die Landschaft drumherum und damit der Ausblick beim Baden war einfach unglaublich! Danach ging es weiter in das Dorf Quinoa. Hier in der Nähe fand eine der wichtigsten Schlachten um die peruanische Unabhängigkeit statt. Das halbe Dorf schien nur aus Marktständen zu bestehen, an denen man sich andauernd ducken musste, weil einem überall Taschen im Gesicht hingen. Hier haben wir auch Mittag gegessen und Tanja und ich haben ein typisches Gericht der Region probiert: puka picante. Puka bedeutet rot in Quechua und es handelte sich dementsprechend auch um rote Kartoffeln. Nicht etwa leicht rötlich, sondern so richtig knallrot in einer genauso knallroten Soße. Und dazu haben wir uns cuy bestellt. Jawohl, ich habe Meerschwein gegessen. War übrigens ganz lecker, nur ist gar nicht so viel dran. Die Tatsache, dass es so serviert wird, dass man eine Pfote noch ziemlich klar erkennt, machte das ganze allerdings ein wenig merkwürdig.
Auch über den Rest des Tages gäbe es noch einiges zu schreiben, aber ich muss gleich wieder los zum URPI. Wir wollen ja die Jungs nicht warten lassen.
Adios!