Читать книгу Mit dem Rucksack durch Südamerika - Tanja Gutmann - Страница 11
0 Puca picante con cuy -Tanja Dienstag, 9. November 2010
ОглавлениеSo viel erlebt, so wenig Zeit zu schreiben. Und mit jedem Tag wirds mehr...
Am Sonnabend Nachmittag machten wir eine Tour durch Ayacucho. Eine ehemalige Freiwillige, die seit vier Jahren hier lebt, zeigte und erzählte uns vieles, was uns kein Reiseführer beibringt. So haben wir neben den normalen Dingen wie einige der über fünfzig Kathedralen angeschaut und waren auf dem artesanías-Markt. Außerdem haben wir uns den Campus der Universität angeschaut, eine der wenigen staatlichen mit einem guten Ruf. Dann waren wir im Krankenhaus. Ich fand es sah aus, wie aus dem zweiten Weltkrieg entsprungen. Anne und ich müssen da nochmal hin, uns impfen lassen. Denn zur Einreise von Peru nach Bolivien braucht man eine Gelbfieberimpfung, die wir natürlich nicht haben. Oh oh. Außerdem waren wir in der Werkstatt einer lokalen Künstlerfamilie, die antiquitäre Stoffe weben.
Am Abend waren wir in einer Bar auf einer Geburtstagsfeier von Christof, einem Belgier der uns tagsüber gefahren hat. Das war ganz erstaunlich. Die gesamte weiße Bevölkerung muss sich in dieser Bar versammelt haben. Und es war das erste Mal, dass ich nicht die größte Person weit und breit war! Sind zwar noch nichtmal ne Woche hier, aber das war mal wieder ein nettes Gefühl.
Am Sonntag machten wir einen Ausflug in die Umgebung Ayacuchos. Wir hatten einen privaten kleinen Bus gemietet, der uns überall hinfuhr. Erste Station waren Thermalquellen. Dazu fuhr der Bus eine serpentinige einspurige Schotterpiste ein paar hundert Meter hoch. Nicht gerade beruhigend, dass der Bus zwischendurch manchmal an Grip verlor. Glück war dagegen, dass uns kein Auto entgegenkam. Das hätte nämlich nicht vorbei gepasst. Die Thermalquelle war ein Becken in freier Natur durch das Quellwasser floss. Wirklich warm wars aber nicht. Und draußen fegte ein eisiger Wind. Die Sonne dagegen brannte. Perfekte Bedingungen um sich eine ordentliche Erkältung und einen ordentlichen Sonnenbrand zu holen. Nächste Station war ein Markt, wo wir zu Mittag aßen (=gegessen haben). Ich wollte was mit Kartoffeln. Serviert bekam ich neben den Kartoffeln auch eine kleine Hand, die einem Stückchen Meerschweinchen gehörte. Nicht, dass ich nicht vorhatte irgendwann mal cuy zu essen, ist ja schließlich ein Nationalgericht Perus. Aber ich wollte mich schon seelisch und moralisch darauf einstellen. Stattdessen hat es mir einfach von meinem Teller gewunken. Und wie wars nu? Vom Geschmack her ganz gut. Wie Hühnchen meinten die einen, wie Hase die andern. Ich finde weder noch, aber nicht schlecht. War nur leider kaum was dran an dem Ding. Was viel, viel besser war, waren die Kartoffeln. Puca picante. Knalllllrote Kartoffeln. Und lecker noch dazu!
Ayacucho ist für zwei Dinge bekannt. Für Quinoa, wo die letzte Unabhängigkeitsschlacht Südamerikas geschlagen wurde. Das heißt an diesem Fleckchen Erde hat sich Südamerika von den Spaniern losgesagt. Es ist eine weitläufige Ebene, wo ein großer Obelisk aufgestellt wurde. Ein kleiner 12jähriger Junge gab uns eine Führung. Die beste Führung, die ich jemals mitgemacht hab (und das waren viele). Dabei habe ich nur die Hälfte verstanden.
Das zweite wofür das Land Ayacucho bekannt ist, sind die Wari. Die Wari sind ein Volk, das lange, lange Zeit vor den Inkas hier in den Anden lebte. Die Stätten waren erstaunlich gut erhalten. Wie bei den meisten Andenvölkern weiß man auch bei den Wari nicht, wieso sie auf einmal verschwanden.
Es war ein ereignisreiches und anstrengendes Wochenende. Der Tag heute war auch spannend, doch davon berichte ich ein andermal.