Читать книгу Mit dem Rucksack durch Südamerika - Tanja Gutmann - Страница 9

0 5000Meter über dem Meer - Anne Freitag, 5. November 2010

Оглавление

Nun also Ayacucho. Wir haben noch einen netten, relativ ereignislosen, zweiten Tag in Lima verbracht. Zur Zeit wird dort direkt am Meer einiges neu gebaut und es strecken sich schon über mehrere Kilometer wunderschöne Parks, in denen man gut Zeit verbringen kann. Das einzige, was wirklich absolut fehlt, sind öffentliche Toiletten! Oder Cafés/Restaurants, in denen sich Toiletten befinden könnten!! Irgendwann hatten wir zwar dann Glück, aber ich hoffe definitiv, dass sie diesen Mangel dort noch beheben, dann ist es auf jeden Fall richtig schön.

Am Abend ging es dann zum Busbahnhof von Cruz del Sur. Vieles hat dort eher an einen Flughafen erinnert. Das Gepäck wurde am Schalter abgegeben und dort auch nochmal gewogen und das Handgepäck wurde mit einem Metalldetektor untersucht. Der Bus war wie erwartet groß und komfortabel, mit Fußbänken, schönen Decken und Sitzen, die sich so weit zurück stellen ließen, dass Schlafen kein Problem war. Am morgen bekamen wir dann aber alle einige Nebenwirkungen der Strecke zu spüren: ganz abgesehen von den zahllosen Serpentinen haben wir in der Nacht einen Pass überquert, der auf knapp 5.000m Höhe liegt und sind dann nach Ayacucho wieder auf 2.700m heruntergefahren. Da ging es keinem im Bus mehr so richtig gut.

Die Landschaft ist toll, aber irgendwie anders als erwartet. Dadurch, dass wir uns selbst auf einer solchen Höhe befinden, wirken die vermeintlich hohen Berge um uns herum eher wie Hügel. In Ayacucho kamen wir dann übrigens mit drei Stunden Verspätung an, da unser Busfahrer gleich zweimal einen Reifen wechseln musste! Der Bus, der in Lima eine Stunde nach uns gestartet ist, war schließlich zwei Stunden vor uns da...

Ich war ziemlich gespannt auf Ayacucho, da wir von mehreren Leuten gehört hatten, dass es so schön sei. Ich kann diese Aussage zwar zu einem gewissen Grade verstehen, aber dann doch nicht wirklich teilen. Im Zentrum gibt es durchaus schöne Ecken, aber sobald man sich davon auch nur etwas entfernt, gibt es nur noch staubige Wege und einfachste Behausungen, die häufig aussehen, als würden sie nicht mehr lange stehen bleiben. Und auch rund um den Plaza Mayor sollte man besser immer genau aufpassen, wo man hin tritt. Da tut sich schon mal das eine oder andere Loch im Boden vor einem auf. Die Taxis machen auch hier ordentlich Gebrauch von ihren Hupen, aber es ist auf jeden Fall zumindest etwas ruhiger als in Lima. Und wir haben Sommer! Während wir in Lima noch in Pullover und Jacke rumgerannt sind (!) haben wir hier um die 30 Grad. Die Sonne brennt extrem, aber im Schatten bleibt es eigentlich immer angenehm. Nachts kühlt es stark ab, so dass das Schlafen kein Problem ist.

Wohnen tun wir bei unserer Campleiterin Lorena, ca. 10-15Minuten zu Fuß vom Plaza Mayor entfernt. Wir, das sind die 8 Mädchen, die am Workcamp teilnehmen: 4 Mexikanerinnen (Diana & Adriana, Samantha & Ruth Edith) eine Japanerin (Reiko), eine Französin (Nora) und natürlich Tanja und ich. Dadurch, dass alle Spanisch können, sprechen wir kaum englisch untereinander. Einerseits toll, weil ich mein Spanisch verbessern möchte, andererseits aber auch etwas anstrengend, da man sich die ganze Zeit ganz schön konzentrieren muss. Jedenfalls sind aller sehr sympathisch und die Gruppe funktioniert bis jetzt richtig gut. Lorena ist eine tolle Campleaderin, die für uns an den Wochenenden schon einiges geplant hat - dazu dann aber mehr beim nächsten Mal.

Unsere Behausung besteht aus einem Raum mit 8 Betten (mehr würden auch nicht reinpassen), einer kleinen Küche und einem Bad mit Dusche und Toilette, das gefühlt ca. 1qm groß ist (in der Realität sind es vielleicht auch 1,50qm). Aber wir haben Strom und fließend Wasser, wenn auch nur kaltes - da lohnt es sich dann, beim Duschen die Mittagshitze auszunutzen.

Gestern ging es dann richtig los. Wir sind noch nicht gleich ins URPI - das Waisenhaus, in dem wir arbeiten werden - gefahren, sondern zu einem Centro de Salud. Lorena hat uns vorher erklärt, dass jeder, der im URPI arbeitet, ein Gesundheitszertifikat braucht und wir deswegen vorher da vorbei müssen. Das Centro ist ein ziemlich neues, modernes Gebäude inmitten von verfallenen Häusern und kaputten „Straßen“. Bis wir endlich dran kamen, konnten wir ungefähr zwei Stunden die Zeit tot schlagen. Zwischendurch kamen ein paar Schwestern raus und haben uns gefragt, ob wir Volleyball spielen wollen. War echt witzig, aber ich musste mal wieder feststellen, dass ich furchtbar schlecht bin. Als es dann endlich so weit war, kam man in einen kleinen Raum, wurde dann nett von einem Arzt begrüßt, der gleich gefragt hat, ob man krank ist. Danach hat er mich gebeten, beide Hände flach auf den Tisch zu legen. Er hat sie sich dann ca. 2Sekunden lang angeschaut und sich dann bedankt und verabschiedet. Ich glaube, keine von uns war länger als 10Sekunden in diesem Raum. Habe ich schon erwähnt, dass wir 2Stunden deswegen gewartet haben?!

Am Nachmittag ging es dann endlich ins URPI. Uns wurde alles gezeigt und wir konnten schon einige der Kinder kennenlernen. Im URPI leben Jungs im Alter von 6 bis 17Jahren. Es ist das einzige staatliche Waisenhaus in Ayacucho. Wir helfen den Jungs bei den Hausaufgaben, spielen mit ihnen und ab nächster Woche gibt es dann wohl auch einige geplante Aktivitäten. Nachdem wir dann gestern Abend noch Samanthas Geburtstag mit reichlich Pisco Sour gefeiert haben, waren wir nun den ersten Vormittag da und fahren jetzt auch gleich nochmal für zwei Stunden hin. Daher muss ich jetzt auch Schluss machen, sonst verpassen wir unseren Bus.

Saludos,

Anne

Mit dem Rucksack durch Südamerika

Подняться наверх