Читать книгу Mit dem Rucksack durch Südamerika - Tanja Gutmann - Страница 14
0 Ein Sonntag mit Blick über die Anden - Tanja Donnerstag, 18. November 2010
ОглавлениеSchon wieder so viel erlebt. Man kommt gar nicht hinterher!
Am Wochenende haben wir die geplanten Ausflüge gemacht. Sonnabend sind wir extrafrüh aufgestanden und sind vollgepackt zum URPI gefahren. Dort haben wir die Kinder eingesammelt und weil die meisten einen Rucksack mitnehmen wollten, konnten wir unser „Gepäck“ loswerden. Zum Ausflug gehört ein Rucksack, ob er nun leer ist oder nicht! Mit über dreißig Personen haben wir dann einen ganzen Bus allein gefüllt und sind in der Nähe des Flusses ausgestiegen. Es war ein ganz schön tiefer und unwegsamer Abstieg, bei dem ich meine Schuhe auf Herz und Nieren testen konnte. (Test bestanden.) Unten am Fluss angekommen musste der Fluss noch durchquert werden. Ganz schön eisig war das Wasser. Das hat natürlich die kleinen Jungs nicht davon abgehalten ordentlich baden zu gehen. Uns haben derweil die Mücken auf Trab gehalten. Auf einem selbstgebastelten Lagerfeuer wurden dann Kartoffeln gekocht. Aus dem bunten Mais wurde eine Art Popcorn hergestellt und es wurde aus Tomaten, Gurken und irgendwas scharfem eine frische Sauce gemacht. Herstelldauer insgesamt ca. 2-3Stunden. Das war dann das Mittagessen. Interessant war die Essensweise, wir hatten nämlich keine Teller mit. Die Sauce wurde pro Person in einem Stück Müllsackplastikfolie serviert. Für Kartoffeln und Mais musste die Vorderseite des T-Shirts angehoben werden um eine Schale zu formen. Mmmh lecker! Manchmal glaube ich die Lieblingsbeschäftigung der Jungs ist es sich am Boden zu wälzen. Wir Mädels sollten auch unsere T-Shirts hinhalten.. ich hab dann lieber aus der Hand gegessen. In Ayacuchos Haushalten existieren keine Waschmaschinen. Ohne Witz!
Am Sonntag war mit uns Mädels eine große Wanderung geplant. Wir sind auf über 4300m hoch gefahren, also nochmal 1600m höher als Ayacucho liegt. Aber Höhe ist offenbar nicht so mein Ding. Das Allheilmittel gegen die Höhenkrankheit ist es Kokablätter zu kauen. Dazu: Kauen heißt nicht drauf rumkauen, so dass man tausend Krümel im Mund hat, die man aber nicht runterschlucken darf, was wiederum sooo nicht funktioniert, sondern eher die stocktrockenen Blätter von einer Ecke im Mund in die nächste schieben. Aha. Irgendwann bekommt man den Dreh raus. Man kommt sich dabei vor wie eine Kuh. Muuh! Ob es mir von dem Zeugs besser oder schlechter ging weiß ich nicht. Auf jeden Fall habe ich mich nur bis zur Lagune hochgeschleppt, die anderen haben sie auf einem mehrstündigen Marsch noch umrundet. Zu dritt haben wir uns derweil schonmal an den Abstieg gemacht. Morgens hatten wir uns noch exxxtradick mit Sonnencreme eingeschmiert, weil die Sonne auf der Höhe ganz furchtbar brennt. Dabei hat dann so ein furchtbarer Eiswind geweht, dass ich heilfroh war meine Jacke im Gepäck zu haben. An dem Tag ging es mir aber sonst eigentlich ganz gut.
Ich befürchte aber, dass ich zu viel der Kokablätter geschluckt habe, auf jeden Fall lag ich den ganzen Montag im Bett und hab geschlafen.
Dabei haben wir zu Hause einen Plan gemacht, wer wann dran ist zu kochen, abzuwaschen und so weiter und wir hatten Nationalitätenwoche. Anne und ich waren dran was deutsches zu kochen. Es gab Kartoffelsalat, aber ich war keine große Hilfe und gekostet habe ich erst am nächsten Tag. So kanns gehen. Die restlichen Tage gab es übrigens sehr leckere mexikanische Gerichte, französische Crepes und japanisches Sushi ohne Fisch und Algen und auch nicht rund. Nachdem die Mädels auch immer eine besondere Freude daran haben uns nach deutschen Worten zu fragen, hatten wir vergangene Woche eine Deutschstunde abgehalten. Zum allgemeinen Amusement. Zumindest danke und bitte sind schon in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Einige wenige der Worte, die aussprechbar sind. Ich heiße endet dagegen meist bei ich scheiße - das allerdings nur zu Annes und meinem Amusement.