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0 Steilwandklettern - Anne Dienstag, 16. November 2010

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Was für ein Wochenende! Aber alles der Reihe nach. Am Samstag haben wir einen Ausflug mit den Jungs gemacht. Drei konnten nicht mit, da sie einen Sportwettkampf in der Schule hatten. Aber damit waren es immer noch knapp über 20 Jungs, wir 8 Voluntarias, Lorena und zwei der Betreuer aus dem URPI. Da macht das Busfahren Spaß! Das URPI liegt zum Glück etwas außerhalb des Zentrums, daher sind die Busse dort immer relativ leer. Mal davon abgesehen ist es unglaublich, wie viele Menschen in diese kleinen Dinger rein passen! Übrigens sind die Männer hier extrem höflich und überlassen uns des öfteren ihre Sitzplätze. Wenn die Busse mal wirklich voll sind (was sehr oft vorkommt) kann man das gar nicht hoch genug zu schätzen wissen.

Jedenfalls haben wir uns also dann mit den 30Leuten, die wir waren, im Bus auf den Weg gemacht. An der Tür steht immer ein meist junger Mann, der beim aussteigen das Geld einsammelt (für uns 50Centimos pro Fahrt) und jedes einsteigen mit einem sube-sube-sube und jedes Aussteigen mit einem baja-baja-baja begleitet. Richtige Stationen gibt’s mal wieder kaum, also heißt es Augen offen halten, damit man an der gewünschten Stelle aussteigen kann. Luis, einer von den Jungs, hat mir mit großen Augen erzählt, dass er mal in Lima war und dass die Busse dort zwei Türen und eine kleine Glocke zum klingeln haben, wenn man aussteigen will. Als ich ihm dann erzählt habe, dass die Busse in Berlin sogar drei Türen haben, wollte er mir erst überhaupt nicht glauben. Ich musste ihm ganz genau beschreiben, wo die Türen denn dann sind, da er es sich einfach nicht vorstellen konnte.

Wir sind dann jedenfalls ca. 20min aus der Stadt raus gefahren und dann noch eine gute halbe Stunde zum Fluss runter gelaufen. Die Jungs haben sich sofort ins eiskalte Wasser gestürzt. Wir mussten auch einmal über den Fluss rüber. Immerhin haben sie uns unsere Schuhe und Taschen rüber getragen, so dass wir uns darauf konzentrieren konnten, auf den Steinen nicht auszurutschen. Aber einmal angekommen, war es dann einfach nur noch schön. Leider haben sich auch die Mücken in der Umgebung relativ wohl gefühlt, da haben dann auch die diversen Mückensprays nicht mehr allzu viel geholfen.

Lorena hatte schon davor alles eingekauft, was wir für ein Picknick am Ufer brauchen. Die Jungs haben Holz gesammelt und ein kleines Lagerfeuer entfacht, auf dem im mitgebrachten Kochtopf die Kartoffeln im Flusswasser gekocht wurden. Drei der kleinsten - Ediño, Agabio und Brayan - haben sich darum gekümmert. Ediño mit seinen 8Jahren hat sich schon wie ein kleiner Experte darum gekümmert, dass das Feuer nicht ausgeht. Ich dachte trotzdem die Hälfte der Zeit, dass er sich verbrennen würde und konnte gar nicht richtig hinschauen! Als schließlich alles fertig war gab es also Kartoffeln, gerösteten Mais und Salsa. Was will man mehr! Es war auf jeden Fall ein richtig schöner Tag da unten (nur die Mückenstiche nerven mich jetzt...)

Am Sonntag ging es dann auf in die Berge. Christoph, ein Belgier der hier in Ayacucho als Guide arbeitet, hat uns früh mit dem Auto abgeholt und wir sind ca. zwei Stunden in die Berge gefahren. Die Stelle an der wir waren heißt Razhuillca. Das bedeutet auf Quechua soviel wie „zwei Brüder“. Der erste kleine Teil der Strecke führte uns über einen einfachen, breiten Weg zu einer schönen Lagune. Trotzdem haben wir da alle schon mächtig gekeucht, da wir uns inzwischen auf ca. 4300m Höhe befanden. Tanja, Samantha und Ruth, denen das ganz schön zu schaffen machte, haben dann auch beschlossen, den weiteren Teil der Wanderung nicht mitzumachen. Für uns andere dagegen ging es nun erst richtig los. Von nun an gab es nämlich keinen Weg mehr. Stattdessen ging es irgendwie durch Grasbüschel und über Steine am Berg entlang. Und an einer Stelle war dann, ca. 20m über der Lagune, wirklich nur noch eine Steinwand zu sehen! Sie war zwar nur ca. 1,50m breit, aber das reichte vollkommen aus, wenn ihr mich fragt. Christoph hat uns ganz genau gezeigt, wo wir hintreten sollen. Allerdings ist er halt um die 1,85m groß. Die Stellen, die er mir gezeigt hat, waren für mich teilweise schlicht nicht erreichbar. Das war schon echt ein bisschen gruselig. Um so großartiger war dann aber das Gefühl, als man es geschafft hatte! Danach wurde der Weg dann einfacher, führte dafür aber irgendwann nur noch nach oben. Auf der Höhe hieß das dann meist, alle zehn Schritte stehen bleiben und ne Pause einlegen. Dafür wurden wir, auf 4.500m Höhe angekommen, mit einem tollen Ausblick belohnt. Da oben saßen wir dann eine halbe Stunde und haben unsere mitgebrachten Sandwiches und Granadillas genossen. Viel besser geht’s wirklich nicht. Auf dem Rückweg mussten wir dann noch ein paar knifflige Stellen überstehen, wurden aber auch mit dem Anblick einer Lama-Herde aus nächster Nähe belohnt. Außerdem weiß ich jetzt immerhin, dass ich mir gute Schuhe gekauft habe ;)

Die Woche ist jetzt wieder etwas ruhiger losgegangen. Unglaublich, dass es schon wieder unsere letzte Woche im URPI ist. Gestern war ich wieder mit in den Talleres. Diesmal habe ich mit Leder gearbeitet und mir ein eigenes Armband gemacht. Gerade als wir gehen wollten, ging dann ein unglaublicher Regenschauer los. Nach einer halben Stunde war alles wieder vorbei, aber einige der Straßen schienen sich trotzdem schon in kleine Seen verwandelt zu haben. In der Regenzeit im Dezember und Januar kommt es hier wohl auch wirklich öfters vor, dass nichts mehr fährt und auch niemand vor die Tür kann, weil die Stadt wirklich überschwemmt ist. Seit gestern kann ich mir das durchaus vorstellen. Jetzt haben wir aber wieder herrlichen Sonnenschein und das ganze Wasser scheint sich wieder in Luft aufgelöst zu haben. Das heißt, wir können heute Nachmittag im URPI wieder Volleyball mit den Jungs spielen. Wir müssen jetzt auch los. Bis zum nächsten Mal.

Saludos, Anne

Mit dem Rucksack durch Südamerika

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