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0 Wer hat behauptet Ayacucho sei schön?! - Tanja Freitag, 5. November 2010
ОглавлениеWir sind angekommen in einer anderen Welt. Nach einer Busfahrt, die aufgrund zweier Reifenpannen statt 9Stunden auf einmal 12,5Stunden dauerte. Nach einer Busfahrt, die uns einmal durch die Anden über tausende von Serpentinen, Schotterpisten und durch Mondlandschaften über knapp 5000m und dann wieder hinunter unter die Baumgrenze auf 2700m bugsierte. An einem Punkt bei der Talfahrt am Morgen wurde vielen Passagieren so ziemlich zeitgleich schlecht. Um mich herum hat sich auch alles gedreht, Anne meinte ich war käseweiß, gefühlt hab ich mich definitiv so. Im Unterschied zum kalten, windigen Lima herrschten hier bei unserer Ankunft über 30Grad. Abends wird es aber mit ca. 10Grad angenehm kühl. Die Annäherung an die Stadt kündigte sich durch die Existenz einzelner Hütten an, die aus einem Steinzeitmuseum entnommen scheinen. Angekommen in Ayacucho musste ich feststellen, dass ich mir unter schön irgendwie was anderes vorgestellt habe. Wir haben uns in eine andere Welt begeben.
Wir sind hier insgesamt acht Mädchen, die für drei Wochen in Ayacucho im Waisenhaus URPI arbeiten. Vier aus Mexiko, eine Französin und eine Japanerin. Untergebracht sind wir bei unserer „Instruktorin“ Lorena. Obwohl sie in der Hauptstraße und unter recht guten Verhältnissen wohnt, könnte mir das auch anders vorkommen. Dusche und Klo sind auf einem Quadratmeter untergebracht, die Fenster strotzen vor Löchern, der Aufenthaltsraum ist auch, ähm, interessant. Alles ist mit Wellblech abgedeckt, mit Luftlöchern, damit man auch vom Klo aus den Himmel sehen kann :) Fotos werden folgen.
Den ersten Tag haben wir uns nur ausgeruht und mit Kokatee aufgeputscht, weil man sich an die Höhe erst gewöhnen muss. Und für meinen Teil auch an die staubige Hitze. Den folgenden Vormittag verbrachten wir wartend im Gesundheitsamt. Es gab nur einen diensthabenden Arzt. Ein Blick auf meine Hände verriet vollkommene Gesundheit sowie die psychische Tauglichkeit zur Arbeit mit Waisenkindern. Die Untersuchung war nach 20Sekunden abgeschlossen. Nach dem Mittagessen waren wir zum ersten Mal im URPI, wo die Kinder sich schon gefreut haben. Die mutigen sind gleich angekommen und haben uns umarmt und sich vorgestellt und in etwa tausendmal nach unseren Namen gefragt. Dadurch, dass jeden Monat neue Freiwillige kommen, sind die Kinder das alles schon gewohnt und freuen sich auf ein paar neue Spielgefährten. Unsere Arbeit ist jeden Tag von 9 bis 12 und von 15 bis 17Uhr. Vormittags sind die einen in der Schule, die anderen machen erst Hausaufgaben und dann ist Freizeit und nachmittags sind dann die anderen dran.
Jetzt machen wir gerade Mittagspause. Wir gehen immer zu einer señora essen, die für Leute kocht. Man muss sich nur rechtzeitig anmelden. Leider war ich bis jetzt jedes Mal nach der Suppe schon vollkommen platt. Danach folgt ein Essen, das Reis, Kartoffeln und meistens Hühnchen beinhaltet. Die Zubereitungsweise variiert. Zu trinken gibts hier meistens abgekochtes, sehr warmes Obstwasser.
Gleich springen wir wieder in den Bus, der schon losfährt, bevor man richtig drin ist. Die Fahrt dauert je nach Verkehrs- und Fahrgastaufkommen etwa 15-30Minuten. Die Strecke lässt sich auch in 45Minuten laufen, aber so angenehm ist das auch nicht. Man muss eine gute Taktik finden um sich seinen Weg über die Straße zwischen hupenden Bussen, Taxis, Mototaxis und Toyotas und vorbei an Ayacuchos Bevölkerung zu bahnen, die offenbar dauerhaft auf der Straße unterwegs ist.
Da die URPI-Leute ganz schön streng sind, werden wir uns jetzt auf den Weg machen, um pünktlich wieder zu erscheinen.
Weitere Neuigkeiten werden folgen.