Читать книгу Mit dem Rucksack durch Südamerika - Tanja Gutmann - Страница 15
0 Zu groß für dieses Land - Tanja Samstag, 20. November 2010
ОглавлениеIch werde ein bisschen über die Stadt und das Leben in Ayacucho berichten.
Heute war unser letzter alltäglicher Tag in Ayacucho. Zeit von einem solchigen zu berichten: Morgens gegen halb acht stehen wir mehr oder weniger gemeinsam auf. Zwei Mädchen sind für das Essen des Tages verantwortlich. Dafür bekommen sie pro Person 10Soles, ca. 2,50€pro Tag um Lebensmittel zu besorgen, mit denen ein leckeres Frühstück und Abendessen bereitet werden kann. Diese beiden stehen meist etwas früher auf. Dann könnte man zum Beispiel auf die Idee kommen eine Dusche zu nehmen. Dazu tritt man aus unserem muffelig geschlafenen Schlafzimmer ins Freie, unseren Flur und Waschzimmer. Dort ist gegenüber ein Waschbecken, an dem man zum Beispiel seine Wäsche waschen oder sich die Zähne putzen kann - immernoch unter freiem Himmel. Seitlich angeordnet sind zwei Klos. Eines ist mit Vorhang und Durchzug ausgestattet und so eng, dass Tanja sich schief aufs Klo setzen muss - Anne bestimmt nicht :). Das andere ist unwesentlich geräumiger. An der Decke hängt fast über dem Klo der Duschkopf. Aus dem kommt zu jeder Tageszeit nur Eiswasser. Nicht lauwarm sondern eisig. Nichts für Warmduscher. Bei der Zubereitung des Frühstücks gibt es dann so einige Differenzen. Die Europäer unter uns können schon kein Omelette und andere aufwändig zubereitete Gerichte mehr auf dem Frühstückstisch sehen. Dagegen maulen die Mexikaner unter uns, wenn es schon wieder nur Schrippen und Cornflakes gibt.
Gegen 8.30Uhr treten wir dann vor die Haustür. Unsere Straße ist eine Haupt- und Einbahnstraße. Vor der Haustür warten wir dann die Busse, die vorbeifahren, ab. Wenn mal einer nicht zum erbersten voll ist, springen wir alle rein. Das funktioniert so, dass die Tür nicht beim Fahrer sondern etwas mittiger am Bus ist. In der Tür hängt immer ein Junge oder ein Mädchen, die die Kommunikationsstelle zwischen Fahrer und Fahrgästen bilden. Wollen wir also einsteigen kräht sie solange wir am Einsteigen sind „sube sube sube sube“ (ca 30mal) - das heißt sowas zwischen „einsteigen bitte!“ und (an den Fahrer) „es steigen noch Leute ein“. Die Tür bleibt während der Fahrt meist offen. Der Türhänger gibt dem Fahrer dann auch Signal zum Losfahren. Drinnen im Bus muss ich meinerseits meist feststellen, dass ich einfach zu groß für dieses Land bin. Dann häng ich dort wie der schiefe Turm von Pisa, wodurch meist umsichtige Frauen Mitleid haben und mir immer direkt einen Platz aufzeigen, der gleich frei wird. Unglücklicherweise sind auch die Sitzplätze meist viel zu kurz für meine Beine, sodass ich dann nicht genau weiß wo und wie ich mich überhaupt unterbringen soll. Insgesamt ist das Leben hier noch etwas gesellschaftlicher und es gibt Rangordnungen wer für wen aufsteht. Schuljungs für -mädchen, Kinder für Ältere und Männer für Frauen - manchmal und wenn sie Kinder dabei haben sowieso. Verpennt das jemand weist der Türhänger auch die Fahrgäste an aufzustehen, damit die einsteigende Mami sich setzen kann.
Die Straßen der Stadt sind meist Einbahnstraßen und die sind gut gefüllt - mit Bussen, Taxis und Mototaxis. Mototaxis sind lustige kleine klapprige Dreirad-Gefährte, wie man sie eher in Indien vermutet. Besonders bemerkenswert sind außerdem die Müllautos, die man schon von weitem hört, weil sie lautstark eine Melodie vor sich hintröten. Ich nehme an um die Menschen daran zu erinnern ihren Müll rauszustellen.
Mittags nehmen wir entweder einen Bus zurück, der uns mehr oder weniger in der Nähe von zu Hause rausschmeißt (es sind ja alles Einbahnstraßen) oder wir laufen gute dreißig Minuten, was bei dem Verkehr manchmal nicht viel länger ist. Mittag essen wir bei Señora Carmen. Das Essen besteht jeden Tag aus einem großen Haufen Reis, ein bis zwei Stückchen Kartoffel und Huhn. Nur die Zubereitungsweise variiert etwas. Mein Appetit ist da oft nicht so riesig. Einmal trauten die anderen ihren Augen nicht. Es gab Süßkartoffel, die mir besser geschmeckt hat und prompt hab ich von den anderen auch gleich die Kartoffeln mitgefuttert. Über Tanja und die Süßkartoffeln machen die Mädchen noch zwei Wochen später Witze... Danach haben wir noch etwas Zeit für uns, um ein Mittagsschläfchen zu halten, zu lesen, ins Internetcafé zu gehen oder wie unsere zwei Mexikanerinnen auf dem Markt Souvenirs einzukaufen. Halb drei springen wir dann wieder alle in den Bus zum URPI.
....Fortsetzung folgt, ich habe Hunger!