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Meine Söhne lieben Technik …

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Dass Kinder viel fragen, ist ja normal. »Was ist das für ein Tier?« »Warum ist es nachts dunkel?« »Wieso kauft du mir kein Eis?« Okay, darauf findet man immer eine Antwort.

Aber wenn man Kinder hat, die sich für Technik, Feuerwehren, Magentätigkeiten, Herzfrequenzen und Weltraumsonden interessieren, dann kommt man ins Schleudern. Zumindest wenn man nicht gerade bei der NASA arbeitet oder wenigstens ein Studium der Luft-und Raumfahrt und ein weiteres der Medizin absolviert hat.

Ich habe weder das eine noch das andere zu bieten, und deswegen kam ich neulich in arge Bedrängnis …

Da stand Samuel nachdenklich vor dem Kühlschrank und murmelte:

»Wer schaltet da drin eigentlich das Licht aus, wenn die Tür zu ist?«

»Ähem«, machte ich, denn es war sechs Uhr früh, und alles, was mich interessierte, war eine Tasse Kaffee.

»Na, wer denn nun?«, fragte Samuel putzmunter. »Und wieso ist es hinter dem Kühlschrank warm, wo es doch drinnen kalt ist? Maammaaaaaaaa«

Das sind die Morgen, die schwer auszuhalten sind. »Nimm es, wie es kommt«, krächzte ich ausweichend und stellte lieber schnell die Kaffeemaschine an.

»Und wie funktioniert diese Maschine?«, wollte Samuel wissen und dabei starrte er auf die Tropfen, die gerade schwarz und duftend in die Kanne fielen.

Darüber hatte ich mir in meinem ganzen Leben noch keine Gedanken gemacht. Hauptsache, der Kaffee war heiß. Aber nun, morgens um sechs, schlug das Schicksal mir meine Ignoranz um die Ohren.

»Wie kommt das Wasser da hoch und als Kaffee wieder runter?«, rief Samuel ungehalten, denn von seiner schläfrigen, mundfaulen Mutter hatte er jetzt offenbar genug.

»Nun«, sagte ich verunsichert. »Man tut Kaffeepulver in diesen Filter hier und dann …«

»Und dann …?« Samuel hing an meinen Lippen.

»Dann«, fuhr ich fort. »Dann … drückt man auf den Knopf!«

»Jaaaa, doooch«, kreischte Samuel verzweifelt. »Aber was passiert, wenn man den Knopf gedrückt hat? Was geschieht dann im Inneren dieser Maschine?«

»Dann fließt Strom«, murmelte ich schuldbewusst.

»In den Kaffee?«, wollte mein Sohn beeindruckt erfahren.

»Gewissermaßen«, sagte ich räuspernd. Ich brauchte jetzt dringend einen Schluck davon. »Der Strom …«, fuhr ich langsam fort, »fließt in die Maschine, erhitzt das Wasser und lässt es in den Kaffeefilter tropfen.«

Das war doch gar nicht so übel. Fragend blickte ich Samuel an. Ob er jetzt Ruhe geben würde?

»Hm«, machte er nachdenklich. »Und wie funktioniert dann der Kühlschrank? Kann Strom Dinge auch kalt machen, statt warm? Und wie wird überhaupt das Haus geheizt, und woher kommt der ganze Strom?«

Ich brach auf dem Küchenstuhl zusammen. Vertraulich rückte Samuel nah an mich heran.

»Und was ich schon immer wissen wollte: Wie funktioniert eigentlich ein Föhn?«

Mit geschlossenen Augen nahm ich einen Schluck Kaffee. »Ich werde mich erkundigen, Samuel«, versprach ich, denn sollte ich dem Kind gestehen, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie ein Föhn funktioniert? Und die Sache mit dem Strom ist mir auch nie so ganz klar geworden. Er wird in einem Kraftwerk hergestellt, oder? Aber wie eigentlich? Und dann gibt es noch Solar-Energie. Vielleicht sollte ich ein wenig an meiner Allgemeinbildung arbeiten?

Nachdenklich rührte ich in meiner Tasse, sah darin einen kleinen Strudel entstehen und schloss schnell wieder die Augen, um mir nicht auch noch Gedanken darüber zu machen, warum sich durch die schnelle Drehbewegung des Löffels eine trichterförmige Vertiefung im Milchkaffee gebildet hatte.

Das war einfach alles zu viel für mich an diesem frühen Morgen. Als dann auch noch Klein-Max um die Ecke bog und, statt »Guten Morgen« zu sagen, vor sich hin murmelte: »Wenn ich bloß wüsste, wie die Ritter in ihren Rüstungen früher aufs Klo gegangen sind, wenn sie mal dringend mussten …«, begann ich vor Verzweiflung laut zu lachen, denn auch das konnte ich nicht beantworten.

Wenig später waren die Kinder im Kindergarten, und ich ging schnurstracks in eine Buchhandlung, um mich dort mit kindgerechten Nachschlagewerken einzudecken. Inzwischen ist Familie Wekwerth um einiges schlauer als zuvor. Samuel weiß (und ich weiß es jetzt auch!), wie Trinkwasser in einem Wasserwerk gereinigt wird, wie eine Klospülung funktioniert und wie eine Waschmaschine von innen aussieht. Mäxchen hat erfahren, wie Zugbrücken gebaut werden und mit welchen Geräten ein Feuerwehrmann ausgerüstet ist.

Und wir sind nun auch ganz sicher, dass nicht ein kleiner Kobold das Licht im Kühlschrank an- und ausknipst, sondern dass es dort einen Lichtschalter gibt, auf den die Kühlschranktür beim Zufallen drückt. Schade eigentlich, ein Kobold wäre netter gewesen.

Hier meine dringende Empfehlung, die ich allen fragegestressten Eltern ans Herz legen möchte:

Die Sachbuchreihe für Kinder »WIESO? WESHALB? WARUM?«

Doch wie die Ritter in ihren Rüstungen Pipi gemacht haben, das steht da leider auch nicht drin …

Tanjas Welt Band 5

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