Читать книгу Tanjas Welt Band 5 - Tanja Wekwerth - Страница 8
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Ferien mit Kindern – was für ein Stress …
Оглавление»Wenn einer eine Reise macht, dann hat er was zu erzählen.« Das sagt der Volksmund. Ich habe schon vorher was zu erzählen, denn verreisen hat etwas mit Kofferpacken zu tun.
Und das war noch nie meine Stärke. Denn: Was gehört alles in einen Koffer, wenn man mit drei Kindern unterschiedlichen Geschlechts und Alters für zwei Wochen an die Ostsee fahren möchte? So ziemlich alles …
Ich begann, Sommerkleider und T-Shirts in den Koffer zu legen, Regen- und Strickjacken – und dann passte plötzlich nichts mehr hinein.
»Ich möchte meine Taucherbrille mitnehmen«, beschwerte sich Samuel, während er mich dabei beobachtete, wie ich mich abmühte, den Hartschalenkoffer zu schließen. »Und Fritzi!«
Fritzi ist sein Plüschkaninchen, das schätzungsweise einen Meter groß ist. Endlich war der Koffer zu, und mir fiel ein, dass ich noch Gummistiefel mitnehmen sollte. In Deutschlands Breitengraden weiß man nie so genau. Und wären nicht auch Regenschirme sinnvoll und das Mensch-ärgere-dich-nicht!-Spiel?
Also holte ich einen weiteren Koffer unter dem Bett hervor und ließ sechs Gummistiefel hineinregnen, eine Flasche Sonnenmilch und … »Fritzi!«, rief Samuel fordernd.
»Der ist viel zu groß«, widersprach ich. Daraufhin gab es viele Tränen und Wehklagen. Letztlich gab ich nach, der monströse Fritzi hockte triumphierend auf einem Stapel Unterwäsche (die ich beinah vergessen hätte einzupacken). Er bekam wenig später Gesellschaft von Sannes Minipferd-Kollektion und Maxens Brontosaurier, denn bei uns herrscht gleiches Recht für alle. Leider!
Auch den zweiten Koffer bekam ich nur mit Mühe zu, aber schließlich war es geschafft. Erleichtert strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wollte mich gerade ein bisschen freuen, da fiel mir ein, dass ich weder Zahnbürsten noch Seife eingepackt hatte. Und dann kam Robert, der liebste Ehemann, und sagte mit sanfter Stimme: »Wenn du doch schon dabei bist, könntest du dann nicht gleich für mich die paar Hemden und Hosen mit einpacken?«
»Nein«, keuchte ich unfreundlich, denn soeben hatte ich den zweiten widerspenstigen Koffer wieder geschlossen, nachdem ich in seine Ecken einige Hygieneartikel gestopft hatte. Die Vorstellung, mich mit Herrensandaletten und Bermuda-Shorts herumzuplagen, behagte mir gar nicht. Schwitzend holte ich einen dritten Koffer hervor und bereute, überhaupt irgendwo hinzufahren, denn in Berlin ist es doch im Sommer so nett.
»Nächstes Jahr bleibe ich hier!«, rief ich schlecht gelaunt und schmiss Kleider und Sonnenhüte in den Koffer. »Wir könnten mit den Kindern Dampferfahrten auf der Havel unternehmen und Unter den Linden Eis essen. Was soll ich an der Ostsee? Sie ist viel zu weit weg.«
»Immer machst du so ein Brimborium ums Packen!«, raunzte mich Robert an, und dann gab es fast eine kleine Ehekrise. Aber am nächsten Tag war es doch soweit: Das Gepäck war verstaut, und Familie Wekwerth saß angeschnallt morgens um sieben im Auto, um eine Sommerreise anzutreten.
»Hast du auch alles?«, fragte mich Robert.
»Das sage ich dir, wenn wir auf der Autobahn sind«, gab ich kühl zurück, denn ich war noch ein bisschen sauer auf meinen Mann.
»Ist der Herd aus?«, fragte er weiter.
»Glaub’ schon«, gähnte ich.
»Na dann, auf in die Ferien«, rief Robert, und mit quietschenden Reifen fuhren wir los.
In meinem schläfrigen Kopf begann es sich ganz langsam zu drehen, und umso weiter wir uns von zu Hause entfernten, umso mehr Dinge fielen mir ein, die ich hätte tun oder packen sollen. Hatte ich außer den Gummistiefeln überhaupt Schuhe für die Kinder dabei? Ich war mir nicht sicher.
Und dass ich vergessen hatte, die Nachbarin zu bitten, unsere Balkonkästen zu gießen, stand bereits fest, als Robert »Let’s go Surfing now!« singend auf die Autobahn fuhr. Auch dass ich den Mülleimer nicht noch mal geleert hatte, beunruhigte mich zunehmend. Und was war eigentlich mit den Fischen im Aquarium? Wer sollte die füttern?
»Wann kommt denn die nächste Raststätte?«, fragte ich nervös.
»Jaaaa, Hunger«, riefen die Kinder, und mir fiel ein, dass ich wohl auch die zehn Schinkenbrote auf dem Küchentisch vergessen hatte. Wie sieht so etwas nach vierzehn Tagen aus? Und wie riecht es? Und wenn ich mich nicht täuschte, lag auch noch eine angefangene Leberwurst im Kühlschrank.
»Mama will bestimmt einen Kaffee«, rief Robert munter. Dann stutzte er: »Hattest du nicht eine Thermoskanne zum Mitnehmen vorgesehen?«
»Die muss noch im Treppenhaus stehen«, mutmaßte ich kleinlaut.
Um es kurz zu machen: Wir sind noch einmal umgekehrt, haben Fische und Geranien vor dem sicheren Tod bewahrt, den Mülleimer geleert und Schinkenbrote mitgenommen und noch so einiges erledigt.
Und dann stand die Sonne bereits sehr hoch, die Kinder meckerten, und mir war schon wieder nach Zuhausebleiben.
Erschöpft sackte ich in den kochend heißen Autositz. »Das nächste Mal packst du«, sagte ich zu Robert, und als er sich damit einverstanden erklärte, fuhren wir alle fünf endlich an die Ostsee.
Dass ich vergessen hatte, den Fotoapparat mitzunehmen und Sannes brandneuen gepunkteten Bikini – das wusste ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht …