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Wenn das Essen zum Abenteuer wird …

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Auf der Suche nach dem immer Schnelleren, Höheren, Weiteren verhebt sich die Menschheit von Zeit zu Zeit …

Warum müssen auf einmal mehr als 600 Passagiere in einen neuen Flugzeugtyp passen? Und was suchen wir auf dem Mars?

Doch auch ich selbst greife gerade ein wenig zu hoch, denn das, was ich heute beschreiben möchte, fand nicht im Himmel statt - sondern auf der kleinen Wiese im Hinterhof unseres Hauses. Es war der Versuch, aus einem stinknormalen Familienabendessen etwas Originelleres zu machen als das übliche Herumreichen von Wursttellern und Brotkörben, begleitet von mütterlichen Ermahnungen, wie »Sitz bitte still – sprich nicht mit vollem Mund – würdest du aus dem Radieschen bitte kein Rennauto schnitzen?«

Sie werden sagen, es ist nichts Besonderes, auf einer Wiese zu essen. Das ist es aber manchmal doch.

»Es kommt ein wenig kühl von unten«, murrte Robert, der liebste Ehemann, nachdem wir alle auf einer karierten Decke Platz genommen hatten.

Ich überhörte diesen Einwand und verteilte gut gelaunt bunte Plastikteller.

»Wer von euch möchte ein hart gekochtes Ei?«, rief ich.

»Nicht so laut«, zischte Robert. »Sonst hören dich die Nachbarn.«

»Mach mal den Wein auf, lieber Robert«, erwiderte ich noch ein bisschen lauter, denn was interessieren mich die Nachbarn?

»Gibt es Salz zu den Eiern?«, fragte Sanne.

Das hatte ich wohl vergessen einzupacken. Und da ich auch das Besteck vergessen hatte, sprang ich schnell auf, eilte ins Haus, lief zwei Stockwerke nach oben, schloss auf, ging in die Küche und sah auf dem Küchentisch zehn geschälte Möhren liegen, die hatte ich wohl auch vergessen.

Aber es war ja nicht so schlimm: Möhren gegriffen, Salz und … was war es noch gewesen? Richtig, das Besteck. Und schon konnte es weitergehen.

Nur schnell aus der Wohnung, die Treppen wieder runter, Herrn Moser aus dem ersten Stock begrüßt, und schon war ich wieder da.

»Wer will eine Möhre?«, rief ich ausgelassen, so dass es im ganzen Hof schallte. »Nicht so laut«, zischelte Robert wieder.

»Nun entspann dich doch mal!«, sagte ich und an Mäxchen gewandt: »Würdest du bitte aufhören herumzuzappeln?« Offensichtlich können kleine Jungs auch auf karierten Decken hervorragend zappeln.

»Ich möchte bitte Salami auf mein Brot«, sagte Samuel artig.

»Es gibt Schinken oder Käse«, antwortete ich.

»Ich will aber Saalaaamiiiiii«, erboste sich mein Sohn. Und wieder hallte es im Hof.

»Scht!«, machte ich, denn irgendwo öffnete sich ein Fenster.

»Wo ist der Korkenzieher?«, fragte Robert und stieß das Gurkenglas um.

»In der rechten Küchenschublade«, antwortete ich kühl.

»Dann trinke ich Apfelsaft.« Robert stellte die Rotweinflasche beiseite.

Da ich aber gern ein Glas Wein getrunken hätte, stand ich auf und eilte – nicht mehr ganz so schnell wie das Mal zuvor – die Treppen hinauf in den zweiten Stock.

Dabei traf ich wieder Herrn Moser, der mich fragte: »Was machen Sie da eigentlich?«

»Das frage ich mich auch gerade«, antwortete ich, erreichte die Wohnung, kramte in der Schublade – und fand den Korkenzieher nicht.

Dafür zog ich mir schnell ein paar dickere Socken an, denn es kam tatsächlich herbstliche Kühle aus der karierten Decke. Aber das würde ich niemals zugeben.

»Ich finde den Korkenzieher nicht!«, brüllte ich wütend aus dem Küchenfenster in den Hof hinunter.

»Nicht so laut!«, schrie Robert zurück und hielt triumphierend den Korkenzieher in die Luft. Er hatte ihn also gefunden, und ich stieg, mich am Geländer festhaltend, langsam die Treppe hinunter.

»Wo ist Mäxchen?«, fragte ich schnaufend, als ich endlich wieder auf der Decke saß.

»Der ist da hinten bei den Mülltonnen«, antwortete Samuel und bohrte seine Gabel in eine Möhre.

»Spiel nicht mit dem Essen«, ermahnte ich ihn und sehnte mich klammheimlich in meine gemütliche Küche zurück. Dort gibt es nämlich praktische Schränke mit vielen Schubfächern, es ist warm und hell.

»Ich spiele nicht«, klärte mich Samuel auf und hielt die aufgespießte Möhre dabei in die Luft. »Ich schreibe. Und das ist ein T!«

»Hm«, machte ich und sah wie eine Mülltonne wackelte. »Mäxchen«, rief ich. »Komm sofort her!«

»Und das hier«, fahr Samuel fort, »ist ein besonders langes I und das … AAAUUU-AAAHHH!«

Samuel hatte sich mit der Gabel gepikt. Und ich erinnerte mich dann, dass es in meiner Küche auch einen Schrank mit Heftpflastern und Desinfektions-Spray gibt. Und Mülltonnen stehen dort auch nicht herum.

Während ich auf Samuels leicht verletzten Finger pustete, rief Mäxchen: »Booaaah, hier liegt ja eine tote Ratte!« In diesem Moment stützte Herr Moser sich im ersten Stock auf sein Fensterbrett und fragte: »Was machen Sie da eigentlich?« Und in diesem Augenblick hatte ich genug.

Warum muss die Menschheit auf den Mars? Warum kann sie nicht einfach an einem Küchentisch zu Abend essen und die Kinder mit vollem Mund sprechen lassen? So werde ich es in Zukunft wieder halten.

Tanjas Welt Band 5

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