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Kinder und Kino? Das geht nicht…

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Mit Kindern etwas zu unternehmen ist oft ein großes Abenteuer. Jeder Spaziergang durch den Park ähnelt einer Dschungelexpedition.

Der Gang in den Supermarkt wird zur Meuterei auf der Bounty. Und der Besuch bei Tante Martha erscheint mir (oder ihr?) wie die Invasion feindlicher Truppen. Neulich saß ich mit meinen drei aufgeregten Kindern, drei Bechern Popcorn und drei Flaschen Limonade in einem brechend vollen Kinosaal, und als das Licht ausging, fing diese Geschichte an …

»Pssst! Es geht los!«, zischte ich. Dasselbe zischten schätzungsweise dreiundneunzig andere Eltern und hatten ähnlichen Erfolg damit wie ich, denn eine noch größere Unruhe machte sich breit. Hinter mir stieß irgendein Kinderfuß rhythmisch gegen meine Rückenlehne, neben mir wollte Mäxchen auf den Schoß. »Weil es ja so dunkel ist«, lispelte er feucht in mein Ohr.

»Es ist im Kino immer dunkel«, gab ich zurück, doch er war bereits mit Popcorntüte, Limoflasche und eigens von zu Hause mitgeschlepptem Rucksack auf meinen Schoß gezogen und wollte nicht wieder runter.

Im Gegenteil: Aus dem Rucksack wurde noch Schlappi gezogen, das ist sein Kuschelhase, und in die Höhe gehalten.

»Hase runter!«, flüsterte ich.

»Der sieht doch sonst nichts!«, erwiderte Max empört und hinter mir schlugen inzwischen zwei Füße in meinen Rücken.

Gereizt drehte ich mich um. »Würden Sie bitte Ihrem Kind sagen, dass es still sitzen soll?«, fragte ich die Mutter des Trommlers.

»Nur wenn Ihr Kind den Plüschhund runternimmt!«, zickte sie mich an.

»Das ist ein Hase«, antwortete ich pikiert.

»Ruhe, bitte!«, rief ein Vater von vorn.

»Schlappi will jetzt sowieso lieber etwas essen«, informierte mich Mäxchen freundlich und stopfte den Hasen in die Popcorntüte.

Dabei ging leider die Limonadenflasche zu Boden, ich spürte wie meine Füße feucht wurden. Hastig setzte ich den protestierenden Max mitsamt Schlappi in der Tüte ab und ging auf Tauchstation.

Doch neben einem ausgespuckten Kaugummi und zwei Bierdosen fand ich nur noch eine leere Flasche wieder, wobei ich nicht sicher war, ob es überhaupt unsere war.

»Nun setz dich doch endlich mal ruhig hin«, rügte mich meine Tochter, als ich wieder hochkam.

»Ich habe Durst!«, jammerte Max.

»Jetzt nicht«, keuchte ich und ließ mich in meinen Sessel fallen.

»Wer ist denn eigentlich diese Marianne?«, fragte mich Samuel und deutete auf die Leinwand.

»Was für eine Marianne?« Erschöpft schloss ich kurz die Augen. In meinem Rücken pulsierten zwei Kinderfüße.

»Hast du denn nicht aufgepasst?«, zischte Sanne. »Das ist doch die Tante von Saskia, der das schöne weiße Pferd gehört!«

»Ah ja«, sagte ich und versuchte, mich auf den Film zu konzentrieren, was schwierig war, denn das kleine Mädchen in der Reihe vor uns hatte sich umgedreht und starrte mir interessiert ins Gesicht.

»Hallo, du!«, sagte sie. Offensichtlich verfolgte ihr Vater die Geschichte von Tante Marianne und Saskia zu gebannt, um seine Tochter zu zügeln. »Hallo«, sagte Mäxchen nicht gerade leise. »Hast du auch Popcorn?«

»Ruhe!«, meckerte wieder die zickige Mutter von dem Trommelkind hinter mir.

»Könnte Ihr Kind bitte endlich mal still sitzen?«, rief ich viel zu laut und drehte mich wutentbrannt um.

»Und könnte Ihr Kind endlich mal leise sein und dieses Plüschtier runternehmen?«, meckerte sie.

»Psssssssssssssssst!«, wurde gezischt, denn offensichtlich hatte auf der Leinwand das Schicksal die arme Saskia gerade besonders hart getroffen, und ihr weißes Pferd sollte verkauft werden. Neben mir schluchzte Sanne empört auf.

»Mäxchen!«, wisperte ich. »Nimm Schlappi endlich runter.«

»Schlappi küsst gerade Diddl-Maus«, informierte mich das kleine Mädchen aus der Reihe vor uns.

»Würdet ihr euch jetzt bitte den Film ansehen!«, flüsterte ich etwas lauter. »Sonst gehen wir auf der Stelle nach Hause!«

»Ach, darf ich mit zu euch?«, freute sich das kleine Mädchen. Ihr Vater stierte auf die Leinwand. Zu sehr nahm ihn Saskias Leidensgeschichte mit. Gerade wieherte das weiße Pferd so traurig.

»Ich muss mal aufs Klo«, ließ mich Samuel in diesem ergreifenden Augenblick wissen.

»Das kann nicht wahr sein«, stöhnte ich.

»Ganz, ganz schnell«, wimmerte er. Panisch schob ich mich also mit dem zappeligen Samuel an siebzehn besetzten Kinostühlen vorbei, trat dabei auf viele Füße, erreichte die Toilette. Und während sich Samuel erleichterte, blickte ich in den Spiegel und sah eine zerraufte Mutter im Einsatz, auf deren T-Shirt noch ein paar Popcornflocken hafteten. Außerdem klebten meine Füße von der verschütteten Limonade. Wenig später saß ich wieder im Kinosessel. Schlappi und Diddl-Maus tanzten Walzer, hinter mir wurde getrommelt, Samuel hatte Durst, Sanne wurde schlecht, dazu heulte ein Kleinkind, und ich bekam Kopfweh. Um es an dieser Stelle kurz zu machen: Saskia bekam ihr weißes Pferd zurück. Wohin die böse Tante Marianne dann letztlich ausgewandert ist, kriegte ich nicht mehr mit, weil ich mich mit der Mutter hinter mir streiten musste.

Aber Mäxchen hat jetzt eine neue Freundin, denn mit dem kleinen Mädchen in der Reihe vor uns haben wir nach der Vorstellung Telefonnummern getauscht. Und auch Schlappi freut sich schon auf den Besuch von Diddl-Maus. So kommt auch diese Episode zu ihrem Happy End …

Tanjas Welt Band 5

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