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Ich möchte eine gute Ehefrau sein

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Auf dem Flohmarkt geriet mir vor kurzem ein ziemlich zerfleddertes Ratgeberbuch in die Hände. Es ging darum, wie Frauen Ehemännern das Leben so richtig schön machen können.

Erst habe ich gelacht. Aber weil das Paar auf dem Schwarzweißfoto so glücklich in die Kamera grinste, dachte ich mir, dass vielleicht etwas dran wäre, und habe das Buch gekauft.

»Männer haben Hunger, wenn sie von der Arbeit heimkommen. Halten Sie seine Leibspeise bereit!«, lautete Punkt eins.

»Machen Sie sich schön für ihn!«, ging es weiter. »Seien Sie erfrischt und ausgeruht!« »Legen Sie Make-up auf, und ziehen Sie sich nett an!«

»Seien Sie fröhlich!«

»Seien Sie glücklich, ihn zu sehen, auch wenn er zu spät kommt oder die ganze Nacht weggeblieben ist!«

Wie bitte? Das war ja wohl nicht ernst gemeint! Wenn Robert, der liebste Ehemann, eines Tages unangekündigt eine ganze Nacht wegbleibt, lasse ich die Schlösser auswechseln.

Dann bin ich auch nicht mehr glücklich, ihn zu sehen. Und fröhlich schon gar nicht. Aber bis jetzt ist er noch jeden Abend nach Hause gekommen.

Mehr als ein lässiges »Hallo, Robert« ist ihm dann nicht entgegengeklungen. Und wenn es nach dem Ratgeber aus den Fünfzigerjahren geht, habe ich alles, aber auch alles falsch gemacht.

Ich habe es ihm bisher weder in seinem Lieblingssessel bequem gemacht noch ein kaltes Getränk serviert, und seine Schuhe hat er bisher immer allein ausgezogen. Unser Zuhause ist auch nicht durchgehend ein Ort voller Ordnung, Frieden und Gemütlichkeit. Das alles würde sich nun ändern. Vor allem die Punkte »Zweifeln Sie nicht an seinem Urteilsvermögen« und »Sprechen Sie mit leiser, sanfter Stimme« wollte ich mir besonders zu Herzen nehmen.

Letzte Woche war es dann so weit. Ich hatte Curryhuhn mit Reis vorgekocht, alles stand bereit für einen Begrüßungs-Drink, die Kinder hatte ich in ihre Zimmer gesperrt und ihnen Strafen angedroht, wenn sie sich blicken lassen würden, bevor ihr Vater nach ihnen gerufen hätte. Schließlich sei er der Hausherr, erklärte ich ihnen.

»Hä?«, machte Sanne und sah mich an, als hätte ich meinen Verstand verloren.

»Na ja«, sagte ich ausweichend. »Es ist nur ein Experiment.«

»Was is’ ›n‹ ein ›Peximent‹?«, wollte Max wissen.

»Ein Spiel«, erkläre Sanne nicht ganz korrekt, aber vielleicht war dies tatsächlich die beste Beschreibung für das, was dann folgen sollte.

Robert, das abgekämpfte, rechtschaffene Oberhaupt der Familie, traf ein. Der schönste Augenblick meines Tages!

Ich gegrüßte ihn mit einem warmen Lächeln, in der Hoffnung, dass er bemerken würde, wie aufrichtig ich mir wünschte, ihm Freude zu bereiten. »Liebster!«, rief ich.

»Hallo«, erwiderte er. »Wo sind die Kinder? Ist ja so ruhig hier.«

»Möchtest du sie gern sehen? Willst du nicht erst ein Getränk? Komm, ich rück’ dir das Kissen im Sessel zurecht, Nimm Platz, ruh dich aus.«

All das floss in harmonischen, gedämpften Tönen aus meinem geschminkten Mund.

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Robert. »Warum sprichst du so leise? Hast du Halsweh?«

Mit diesen Worten schoss der Herr des Hauses seine Schuhe von den Füßen, und ich hätte ihm so gern dabei geholfen. Sogar ein Kaminfeuer hätte ich für ihn entzündet, damit er es behaglich hat. Aber wir haben keinen Kamin.

Diensteifrig eilte ich in die Küche, rührte im Kochtopf, mixte einen Gin Tonic, den ich auf ein Tablett mit einer Schale voller Erdnüsse stellte, und folgte dem Chef – Robert – ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch gesetzt hatte. Schweigend nahm ich zu seinen Füßen Platz. Eine gute Ehefrau weiß immer, wo ihr Platz ist.

»Ah, danke«, sagte Robert und griff nach dem Glas, was mein Herz jubeln ließ. War es nicht wundervoll, für das Wohlergehen des Ehemannes zu sorgen?

»Warum sagst du nichts?«, wollte er wissen.

Ich lächelte. »Ich höre dir zu. Deine Themen sind wichtiger als meine.«

Robert blickte verwirrt auf meinen Scheitel. »Könntest du bitte mal aufstehen?«

Sofort sprang ich auf.

»Und aufhören so zu grinsen?«, fuhr er fort.

»Meine Güte«, entfuhr es mir. »Dir kann man es aber nicht recht machen!«

»Mir?«, rief er. »Ich mag überhaupt keine Erdnüsse!«

»Ich will es dir nur behaglich machen!«, kreischte ich frustriert, und eine Strähne meiner frisch geföhnten Haare fiel mir in die Stirn.

Nun sollte ich also nicht an seinem Urteilsvermögen zweifeln? Und die Sache mit der sanften Stimme war wohl auch gegessen!

»Papaaa!«, riefen die zerzausten Kinder, die aus ihren Zimmern ausgebrochen waren, und in der Küche brannte das Curryhuhn an. So sieht der Ehealltag im neuen Jahrtausend wohl eher aus.

Zu guter Letzt sagte ich zu Robert: »Deine Schuhe da vorn im Flur kannst du gefälligst selbst aufheben.« Und dann trank ich nach diesem anstrengenden Tag seinen Gin Tonic aus, und alles war wieder gut …

Tanjas Welt Band 5

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