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Was können Männer eigentlich?

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Es gibt Dinge, die können Frauen einfach besser als Männer, zum Beispiel Wohnungen dekorieren, Geschichten schreiben, Rosen beschneiden. Ach, eigentlich fast alles, fällt mir gerade auf …

Aber irgendetwas werden Männer auch besser machen als wir. Vielleicht einen Motor auswechseln oder etwas ähnlich Weltfremdes. Wie ich darauf komme? Nun, neulich, da war mein liebster Ehemann, Robert, für einige Tage zu Hause. Er war nicht krank, denn das hätte ihn ja jammernd ins Bett gezwungen, und ich würde jetzt stattdessen eine Geschichte mit dem Titel »Wenn Männer krank sind« schreiben. Robert hatte Urlaub und erfreute sich bester Gesundheit.

Früh am Morgen eilte er in die Küche und krempelte die Ärmel hoch. »Also«, rief er. »Was soll ich tun?«

Ich trank gerade gemütlich meine letzte Tasse Kaffee, blätterte die Zeitung durch und wollte dann erst einmal unter die Dusche. »Du sollst es auch mal so richtig gemütlich haben«, sagte er und entriss mir die Tasse, um sie polternd in die Spülmaschine zu räumen. »Heute übernehme ich den Laden hier«, ließ er mich wissen und schraubte einen Marmeladendeckel auf das Honigglas. Ich lächelte wacker zurück. »Mein Kaffee«, sagte ich matt, denn mir fehlte noch die letzte Dosis Koffein.

»Sollst du haben«, rief er fröhlich. »Ich koche sofort neuen.« Und damit öffnete er die Tür zur Speisekammer. »Wo ist denn bloß der Kaffee?«, hörte ich ihn dumpf fragen.

»Da, wo er immer ist«, antwortete ich und stand auf, um zu duschen. Unter dem Duschstrahl überlegte ich, womit sich mein lieber Mann in den kommenden fünf Tagen beschäftigen sollte. Er könnte sich zum Beispiel die vielen Gemäldeausstellungen Berlins ansehen. Oder den Keller entrümpeln. Oder seine Mutter besuchen.

Das warme Wasser und der Duft meines Lavendelshampoos beruhigten meine Nerven. Ich ging in die Küche zurück, die ich hoffte aufgeräumt vorzufinden, mit einer Tasse voll frisch gebrühtem Kaffee auf dem Tisch. Auf dem Tisch häuften sich gerade Zuckerpakete, Tunfischdosen und Reistüten. »Ich räume nur eben die Speisekammer um«, erklärte mir Robert mit Mehl im Haar. »Kaffee gehört in die Speisekammer und nicht in den Geschirrschrank«, fuhr er fort. »Und im Geschirrschrank bin ich auf diese Thermoskanne gestoßen, die doch in das Fach mit den Töpfen gehört.« Er seufzte. »Zum Glück habe ich Urlaub, um ein wenig Ordnung in dieses Chaos zu bringen!«

»Moment mal!«, hörte ich mich rufen. »Keine Sorge«, lachte mein Mann. »Du brauchst nicht zu helfen. Geh doch ein wenig spazieren.« Und dann war er wieder in der Speisekammer verschwunden. Mit hängenden Schultern starrte ich in offene Schränke, leer geräumte Schubladen. Die Wirkung des Lavendels hatte sich verflüchtigt.

Nervös ging ich ins Wohnzimmer. Was sollte ich jetzt tun? Die Wohnung verlassen? Nie im Leben. Also setzte ich mich an den Schreibtisch. Und eilte gleich darauf in die Küche zurück, aus der ich einen klirrenden Laut vernommen hatte. »Mist!«, fluchte Robert. Ein Glas saurer Gurken war zu Bruch gegangen, es roch sehr sauer. »Wieso stehen die Gurken im Kühlschrank?«, fragte mein Mann, und bevor ich antworten konnte, fragte er weiter: »Und wieso liegt im Butterfach eine Kühlbrille für geschwollene Augen und keine Butter?«

»Robert!«, rief ich am Ende meiner Geduld. »Geh doch bitte für mich einkaufen.«

»Klar, mache ich, und du kannst ja den Rest hier in Ordnung bringen!«, rief Robert und war ziemlich schnell mit einem Einkaufszettel verschwunden.

»Nudeln, frische Tomaten, Basilikum« stand darauf. Nachdem die Tür zugeklappt war, begann ich hastig alles an seinen Platz zurückzuräumen: Kaffee und Thermoskanne in den Geschirrschrank, Kühlbrille ins Butterfach, zerbrochenes Gurkenglas in den Mülleimer. Gerade als ich mich hinsetzen wollte, um endlich meine überfällige Tasse Kaffee zu trinken, war Robert wieder da. »Huhu!«, rief er gut gelaunt und begann auszupacken. »Ich habe gleich zehn Pakete Nudeln gekauft, die waren im Angebot«, erklärte er stolz. »Die Tomaten sahen allerdings nicht besonders gut aus, dafür habe ich leckere Bananen besorgt. Und hier ist das Töpfchen mit frischem Basilikum.« Beifallheischend sah er mich an.

»Das ist Zitronenmelisse«, sagte ich leise. Selbst ein Meisterkoch könnte aus diesen Zutaten nichts Schmackhaftes zubereiten. Oder essen Sie gerne sehr, sehr viele Nudeln mit Bananensoße? Das habe ich Robert dann auch gesagt und noch einiges mehr. »Wenn du keine Hilfe annehmen kannst, dann beschwer dich auch nicht«, lautete die beleidigte Antwort.

Da griff ich mit der einen Hand nach der Migränebrille (hilft bei drohendem Kopfschmerz) und mit der anderen zum Telefonhörer, um für das Mittagessen Pizza zu bestellen. »Und morgen gehst du ganz gemütlich ins Naturkundemuseum«, sagte ich versöhnlich und rieb ihm das letzte Mehl aus dem Haar. Das hat er dann auch gemacht, und ich habe in der Zeit Kaffee getrunken und diese Geschichte geschrieben.

Tanjas Welt Band 4

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