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„Mutig zu sein ist schon recht, aber …“

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Giovanni war vier Jahre alt, als seine Mutter ihm die ersten Hanffasern gab, damit er sie auseinanderzupfe. Eine leichte Arbeit, aber immerhin eine Arbeit. So begann er, seinen kleinen Beitrag zu leisten zum Unterhalt der Familie, die von der Arbeit aller lebte. Später machte er sich zusammen mit seinen Brüdern im Haus nützlich: Holz hacken und Feuer machen, wozu man die unter der Asche verborgene Glut vorsichtig anblies, Wasser holen, Gemüse putzen, den Stall ausmisten, die Kühe hüten, das Brot im Backofen überwachen …

Aber sofort, nachdem er seine Arbeit erledigt hatte und das von der Mutter überprüft worden war, war er weg, um zu spielen. An Platz dazu fehlte es nicht, denn ringsherum lagen Wiesen, so weit man blicken konnte, und die Freunde warteten schon. Es waren Jungen voller Leben, manchmal auch grob und wild. Dann streifte man zusammen umher, um Maulwurfsgänge ausfindig zu machen, Vogelnester zu suchen oder endlose Diskussionen zu führen.

Eines der beliebtesten Spiele war die „Lippa“, eine einfache italienische Variante des Baseball. Eines Nachmittags kam Giovanni einmal vorzeitig nach Hause. Sein Gesicht blutete, denn ein Stock hatte ihn beim Lippa-Spiel heftig auf die Wange getroffen. Margherita war besorgt: „Du wirst noch mit einem ausgeschlagenen Auge heimkommen. Warum gehst du mit diesen Jungen? Du weißt doch, dass einige von ihnen nichts taugen.“ „Wenn es Euch lieber ist, geh ich nicht mehr zu ihnen“, entgegnete Giovanni. „Aber schaut, Mama, wenn ich bei ihnen bin, sind sie nicht so schlimm, dann sagen sie manche Worte nicht.“ Margherita ließ ihn weiter zu seinen Kameraden gehen …

Sein Mut wuchs schneller als sein Körper. Giovanni zählte fünf Jahre und Giuseppe sieben, als Margherita sie eines Tages fortschickte, um eine Schar Truthähne zu hüten. Während diese Grillen fraßen, spielten die Brüder. Plötzlich blieb Giuseppe stehen und zählte die Truthähne mit seinen Fingern nach. Dann schrie er: „Einer fehlt!“ Voller Angst suchten sie. Nichts. Schließlich ist so ein Truthahn ein großes Tier und kann nicht so einfach verschwinden. Sie schauten umher. Da sah Giovanni neben einer Hecke einen Mann stehen. Sofort dachte er, dass dieser ihn gestohlen hätte. Deshalb rief er Giuseppe und ging mit ihm entschlossen auf den Mann zu: „Gebt uns den Truthahn wieder!“ Der Fremde schaute die beiden verwundert an: „Einen Truthahn? Wo soll denn hier einer sein?“ „Ihr habt ihn gestohlen. Gebt ihn heraus! Sonst schreien wir ,Haltet den Dieb!‘, und dann fangen und verhauen sie Euch.“

Zwei kleine Jungen hätte man eigentlich ohne Weiteres mit ein paar Schlägen vertreiben können. Aber diese beiden waren so selbstsicher, dass dem Fremden doch mulmig wurde. Und schließlich waren ja auch Bauern in der Nähe. Wenn die beiden schreien würden, dann könnte schon etwas geschehen. Also zog der Mann doch lieber seinen Sack aus der Hecke und gab ihnen den Truthahn zurück. „Ich wollte doch bloß einen Scherz machen“, sagte er. „Ein anständiger Mann macht keinen solchen Scherz“, gaben die beiden zurück.

Am Abend berichteten sie den Vorfall wie immer der Mutter. „Da seid ihr aber ein Risiko eingegangen“, sagte sie. „Wieso denn?“ „Erstens wart ihr ja gar nicht sicher, ob er es gewesen ist, und dann seid ihr noch klein. Er dagegen war ein erwachsener Mann. Wenn er euch etwas angetan hätte?“ „Dann hätten wir uns also den Truthahn einfach wegnehmen lassen sollen?“ „Mutig zu sein ist schon recht“, erklärte Margherita. „Aber es ist doch besser, einen Truthahn zu verlieren, als übel zugerichtet zu werden.“ „Hm“, murmelte Giovanni nachdenklich. „Es wird schon so sein, wie Ihr sagt, Mama. Aber es war schon ein recht großer Truthahn.“

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