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Die Rute in der Ecke

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Margherita war eine gütige, aber doch zugleich auch strenge Mutter. Ihre Kinder wussten genau: Wenn sie einmal etwas gesagt hatte, dann hielt sie sich auch daran. In einer Ecke der Küche stand die „Rute“, ein kleiner, biegsamer Stock, eine Gerte. Wirklich benutzt wurde sie nie. Aber Margherita nahm sie auch nicht weg.

Eines Tages leistete sich Giovanni etwas. Wahrscheinlich aus lauter Eile, um zum Spielen zu kommen, ließ er den Kaninchenstall offen. Alle Kaninchen liefen über die Wiesen. War das eine Arbeit, bis sie wieder eingefangen waren! Als die Mutter mit ihren Kindern wieder in der Küche war, zeigte sie in die Ecke: „Giovanni, bring mir mal diese Rute!“ Der Kleine zog sich bis zur Tür zurück.

„Bring sie mir, dann wirst du schon sehen, was geschieht.“ Der Ton Margheritas war entschlossen. Giovanni nahm die Rute und legte sie weit weg von der Mutter auf den Boden: „Ihr werdet mich doch nicht damit schlagen?“ „Warum denn nicht, wenn du solche Dinge lieferst?“ „Mama, ich tus nie wieder!“ Margherita musste lächeln, und Giovanni auch.

An einem heißen Sommertag kamen Giovanni und Giuseppe einmal vom Weinberg zurück und waren fast am Verdursten. Margherita ging zum Brunnen, zog einen Eimer frischen Wassers herauf und gab mit einem Schöpflöffel zuerst Giuseppe zu trinken. Giovanni zog ein langes Gesicht. Diese Bevorzugung hatte ihn gekränkt. Als die Mutter dann auch ihm zu trinken geben wollte, tat er so, als wolle er nichts mehr. Margherita sagte kein Wort, trug den Eimer in die Küche und schloss die Tür.

Nur einen Augenblick war sie drinnen, da stand Giovanni schon hinter ihr: „Mama …“ „Was gibts?“ „Bekomm ich auch etwas zu trinken?“ „Ach so, ich dachte, du hättest keinen Durst mehr.“ „Verzeih, Mama!“ „So ist es gut.“ Dann reichte sie auch ihm einen Schöpflöffel voll Wasser.

Inzwischen war Giovanni acht Jahre alt geworden, ein richtiger Junge, und er konnte schallend lachen. Er war etwas klein gewachsen, aber kräftig, hatte dunkle Augen und dichtes, gelocktes Haar wie die Lämmer. Eine besondere Vorliebe zeigte er für Abenteuer und Wagnis. Über aufgeschlagene Knie jammerte er nicht.

Jetzt konnte er auch schon auf so manche Bäume klettern und Vogelnester ausrauben. Einmal erging es ihm übel dabei. Ein Kohlmeisennest steckte tief in einer Spalte. Giovanni hatte den Arm bereits bis über den Ellbogen hineingesteckt, da merkte er, dass er ihn nicht mehr herausbrachte. Immer wieder versuchte er es, aber dabei schwoll der Arm an. Giuseppe, der von unten aus zuschaute, musste die Mutter holen. Margherita kam mit einer kleinen Leiter. Aber auch ihr gelang es nicht, den Arm zu befreien. Sie musste einen Bauern suchen, der mit einem Stemmeisen zu Hilfe kam. Giovanni stand der Schweiß in dicken Perlen auf der Stirn. Von unten rief Giuseppe, der noch mehr Angst hatte als Giovanni selbst: „Halt dich fest, sie kommen!“

Der Bauer wickelte den Arm des Jungen in Margheritas Schürze. Dann begann er, mit Hammer und Stemmeisen zu arbeiten. Sieben oder acht Schläge genügten, und der Arm rutschte wieder heraus. Margherita hatte nicht mehr den Mut, Giovanni zu schimpfen. Er stand da wie ein begossener Pudel. Sie sagte nur: „Stell doch nicht immer wieder etwas Neues an!“

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