Читать книгу Gut durch die Wechseljahre für Dummies - Theresa Hansen-Rudol - Страница 74
Wo bleibe eigentlich ich?
ОглавлениеSybille, damals in den Fünfzigern, lernte ich auf einer Fortbildung kennen. Sie war verheiratet mit einem Zahnarzt und Mutter von drei Söhnen, von denen zwei noch zu Hause lebten. Ihr Studium hatte sie nach der ersten Schwangerschaft an den Nagel gehängt, sie organisierte das Familienleben und den Haushalt in eigener Regie. Halbtags arbeitete sie in der Praxis ihres Mannes, zu ihren Aufgaben zählten Patientenbetreuung, Finanzen und Buchführung. Ihren Mann, einen leidenschaftlicher Hobbysegler, begleitete sie an freien Wochenenden oder im Urlaub bei seinen Segeltörns. Für eigene Interessen blieb wenig Raum. Der Anlass für ein Beratungsgespräch war ihre wieder aufflammende Nesselsucht. Sybille sah sie im Zusammenhang mit Reizbarkeit und Grübeleien, die sie anfangs nur schwer einordnen konnte. »Es hat sich etwas gedreht. Eigentlich funktioniere ich nur noch und am liebsten wäre ich mal für mich.« Sie sehnte sich einer Lebensveränderung, ihren Mann wollte sie aber ungern enttäuschen, schließlich habe er sich immer auf sie verlassen können. Für ihre Hautallergie erhielt sie ein gezieltes Selbsthypnosetraining. Probeweise war sie bereit, ein paar Alltagsroutinen zu verändern. Wochen später schrieb sie mir eine E-Mail. Sie fühlt sich auf einem guten Weg. Im Einvernehmen mit ihrem Mann hat sie ihre Praxisstunden reduziert und die gemeinsamen Segelwochenenden einschränkt. Sie hat mehr Zeit für sich und ihr Hobby, das Nähen, gewonnen. Regelmäßig praktiziert sie Selbsthypnose. Im E-Mail-Anhang schickte sie das Foto ihres neu eingerichteten Nähzimmers. Auf einem kleinen Tisch stand ein Schild mit folgendem Spruch: »Es tut mir leid, wenn ich Eure Erwartungen nicht erfüllen kann, aber meine eigenen sind mir wichtiger.«
Nerven-, Hormon- und Immunsystem arbeiten eng zusammen. Noch ist nicht hinreichend geklärt, inwieweit Allergien und Autoimmunerkrankungen durch innere und äußere Stressoren mit ausgelöst werden. Es gibt aber Indizien, dass es einen Zusammenhang mit dem »Herunterschlucken« eigener Bedürfnisse und Erkrankungen wie beispielsweise dem Reizdarmsyndrom gibt.