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Das Tischgespräch war schon für Martin Luther eine höchst ergiebige Form des Gedankenaustauschs, zumal es sich auch gut dazu eignet, literarisch dokumentiert zu werden. Die Griechen hatten einen wohlklingenden Namen dafür: Symposion. Eine ganze Symposion-Literatur entstand daraus. Meine Tischgespräche konnten und wollten allerdings keine Symposien sein, denn beim Symposion waren Frauen nicht zugelassen, und sie vollzogen sich in liegender Körperhaltung. Meine Tischgespräche hingegen wurden von Anfang bis Ende aufrecht sitzend absolviert, und Damen waren manchmal selbst Tischgesprächspartner und immer gern gesehene Gesprächsteilnehmer. Es traten bei mir, anders als beim klassischen Symposion, auch keine Hetären, Gaukler und Tänzerinnen auf.

Wie entstanden die hier als Buch vorgelegten Tischgespräche? 1985 hatte die Redaktion des Gourmetjournals VIF die Idee dazu – ich konnte mir nach meiner Pensionierung beim Fernsehen die Zeit dafür nehmen, und da ich als Journalist viele interessante Leute kennengelernt hatte, machte ich mich an die Arbeit. Arbeit? Das Vergnügen überwog bei weitem. Für mich war das nach der Pflicht nun eine Kür, nach der politischen Publizistik wieder Feuilleton. Ein Zeitalter des neuen Hedonismus sei angebrochen, heißt es, Glück und Genuß das oberste Lebensziel. Sind wir die neuen Epikuräer?

Wie dem auch sei, ein gutes Gespräch an festlich gedeckter und bestellter Tafel, das gehört nun einmal zu den durchaus angenehmen Dingen des Daseins. Oft allerdings sah ich mich wie Buridans Esel vor eine unmögliche Wahl gestellt. Entweder zollte ich, über die köstlichsten Kreationen gebeugt, der Kochkunst der besten »Chefs« der Bundesrepublik Deutschland den gebührenden Respekt – oder ich vernachlässigte den Dialog mit meinem illustren Gast. Dennoch aber weiß ich nach mehr als fünfzig dieser kleinen Symposien, wie recht Paul Bocuse hatte, als er einmal sagte: »Was ist das Wichtigste beim Essen? Es kommt immer darauf an, wem man gegenübersitzt . . .«

Ich danke hier allen, die meine Gäste waren und ebenso gern wie ich an unser Tischgespräch zurückdenken. Ich danke VIF-Verleger Hajo Artopé, VIF-Chefredakteur Ulrich Metzner und wünsche mir für dieses Buch ebenso geneigte Leser, wie ich sie bei VIF hatte und habe. Die Texte erscheinen hierin derselben Reihenfolge, in der sie Monat für Monat bei VIF herauskamen. Da die Gespräche über einige Jahre hin geführt wurden, mag sich im persönlichen Leben meiner Gesprächspartner inzwischen mancherlei verändert haben. Selbstverständlich aber wurden sie deswegen für dieses Buch nicht »aktualisiert«, denn ihr Reiz, denke ich, sind Impressionen und Assoziationen des Augenblicks.

Thilo Koch

Tischgespräche - Begegnungen mit Prominenten unserer Zeit

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