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Kann Milchkaffee böse sein?
Оглавление»Alles wird immer gleicher, egal wo man hinfährt.« Ich eierte mit einer guten Freundin durchs winterliche Kopenhagen von einem Glühweinstand zum nächsten. Als einziges Gegenargument fiel mir ein, dass wir noch keinen Starbucks gesehen hatten. Dafür alle anderen Ketten, C&A, McD, HMV, KFC, H&M. Die Buchstaben X, Q und Ö sind übrigens noch frei, falls Sie zufällig gerade eine Kette aufmachen wollen. Vorschlag: »XÖQ – socks for a better world«, gesprochen »sök«.
McDonald’s hat bei seinem gezuckerten Quetschmampf dieses Kaugefühl an Zahnlose und Zweijährige angepasst und nannte es ganz offiziell »Mouth Feeling«, damit Journalisten darüber schreiben. Starbucks geht weiter und packt einen in dieses Flauschgefühl vollständig ein. Man sitzt so weich und softig auf den Polstern, schlurft sich diesen Milchschaum auch mal gegenseitig von den Lippen, da ist dieser dezente Pop, die Farben, die irgendwie ethno sind und auch so öko und an die Packung von Fairtrade-Kaffee erinnern, und alle befinden sich in einem Dauerjugendcamp, wo immer einer aufpasst. Wenn die Welt der Arsch ist, ist Starbucks die Windel.
Weil Amerikaner jahrhundertelang »Kaffee« brauten wie ihre britischen Vorfahren, die aus Versehen Spülwasser servierten, später absichtlich Spülwasser servierten – dafür sollen wir jetzt alle büßen? Bei Starbucks serviert kein Kellner Kaffee in einer Tasse. Hier gibt es weder Kellner noch Kaffee noch Tassen. Nur pseudoethno Sprachschlamm. Aktuell das mitnichten von mir erdachte Produkt »Pomegranate Peach Frappuccino Blended Juice Drink«. Bitte anschnallen, hier kommt die Übersetzung: Granatapfelpfirsichschlagkapuzinermischsaftgetränk.
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Reisen von unten
David, 11 Jahre, Schüler
Was war deine letzte Reise?
»Nach England.«
Welches war bisher die schönste Reise deines Lebens?
»Nach Moskau, weil es da viel Schnee gab.«
Hast du einmal ein schlimmes Reiseerlebnis gehabt?
»Nein.«
Wo gefällt es dir am besten?
»Köln, Moskau und St. Petersburg, aber da ist so komische Luft.«
Was machst du unterwegs? Spielen, lesen, Musik hören, aus dem Fenster schauen oder was anderes?
»Spielen oder lesen oder aus dem Fenster schauen.«
Was darf man auf gar keinen Fall vergessen, wenn man verreist?
»Anziehsachen, Zahnbürste und Schuhe und Geld.«
Wo willst du gerne irgendwann mal hin?
»Afrika.«
Verreist du gern?
»Ja.«
David, ich danke dir für das Gespräch.
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»Was immer Starbucks für Coffee hält, ist Kaffee. Zu guter Letzt würde die Partei verkünden, dass Coffee Houses so viel wie Cafés seien, und man würde es glauben müssen. Frappuccino ist ein Getränk. ›Tall‹ means small.« Falls Ihnen dieses verfremdete Zitat bekannt vorkommt, kennen Sie wohl Orwells »1984«.
Starbucks unterstützt »Youth for understanding«, ist für internationalen Jugendaustausch, und alle haben so glatte Haut und sind ethnisch und lachen, gut gelaunt, und »begegnen anderen Kulturen mit Offenheit«, richtige Vorzeigesaftsäcke also. In den Läden gibt’s den kostenlosen HotSpot natürlich mit T-Mobile, nicht nur auf Toiletten hocken die Ärsche nebeneinander.
Zeit für einen Anruf bei der Presseabteilung. Ich will, dass die mir erklären, was der Vorteil ist, wenn ein kleines Café zu- und eine Filiale aufmacht. Im PR-Sektor hat Starbucks so viel Gegenwind, dass sie vor ihre Presseleute eine externe Agentur geschaltet haben, wie eine bezahlte Security. Die Aussagen lauten auf jede Frage:
»Ich habe keine Sprecherfunktion. Ich kann diese Frage spontan nicht beantworten. Ich kann keine Informationen so rausgeben.«
Ich wende ein: »Na ja, meine Fragen sind von der Art, was der Unterschied zwischen einem Frappuccino und einem Milchkaffee ist.«
»Das weiß ich! Der eine ist kalt und der andere heiß.«
»Gut, dann können wir ja …«
»Ich muss das mit der Zentrale in Essen abstimmen. Starbucks möchte über verschiedene Sachen informiert sein. Es gehört zur Unternehmenspolicy, dass alles, was wir rausgeben, mit Starbucks abgestimmt wird … blabla …«
Diese armen Menschen werden vermutlich mit Caramel Macchiato ganztagsernährt.
Also bitte, schriftlich, Kürzungen meinerseits dringend vorbehalten.
Was ist der Unterschied zwischen einem Coffee House und einem Café?
»Ein wesentlicher Beitrag zum Erfolg von Starbucks ist die Starbucks Experience. (Erste vollständige Magenentleerung meinerseits.) Ein Teil dieser unverwechselbaren Erfahrung sind die Coffee Houses selber. Mit seinen Coffee Houses bietet Starbucks Gästen einen Third Place – ein Ort neben Arbeit und Zuhause, an dem die Gäste ihre Kaffeespezialitäten genießen, sich mit Freunden treffen oder einfach nur sie selbst sein können.«
Gibt es Starbucks-Filialen, in denen man rauchen kann?
»Starbucks gehört zu den Vorreitern beim Nichtraucherschutz. Um das Aroma des Kaffees nicht zu beeinträchtigen, sind alle Innenbereiche von Starbucks Coffee Houses rauchfrei.« (Natürlich weiß dort niemand, dass die Kulturpflanze Kaffee 1200 Jahre alt, die Kulturpflanze Tabak aber 3000 Jahre alt ist. Schädlich sind beide, klar.)
Mit freundlicher Genehmigung von alienlovespredator.com.
Wie ist die prozentuale Verteilung Pappbecher/Tasse? Wie viel Prozent der Getränke werden mitgenommen (»to go«)?
»Starbucks ist in mehr als 40 Ländern vertreten und passt sich bei seinem Angebot den individuellen Gegebenheiten der verschiedenen Regionen an. (…) Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir hierzu aus unternehmenspolitischen Gründen keine genaueren Angaben machen können.«
Was ist der Unterschied zwischen einem Kellner und einem Barista?
»Starbucks legt großen Wert auf die Ausbildung seiner Partner (Mitarbeiter). Die Barista zeichnen sich durch ihre Leidenschaft für Kaffee aus und beraten Gäste umfassend bei der Auswahl ihrer individuellen Kaffeespezialität. Barista erhalten zu Beginn ihrer Tätigkeit bei Starbucks eine intensive mehrwöchige Ausbildung.«
Wie viel Prozent des Umsatzes machen Sie mit anderen Dingen als Kaffee?
»Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir zu Umsatzzahlen aus unternehmenspolitischen Gründen keine Angaben machen können.«
Vielen Dank für diese E-Mail. Gewürzgurkig popelreine Schwafelseife, mild gehopfte Arschkrampensülze. Erwiesenermaßen gewerkschaftsfeindlich. Treiben Ladenmieten für kleine Läden in die Höhe. In dem Trashfilm »Austin Powers« ist Starbucks ein Teil des Reichs des Bösen von Dr. Evil. Okay, ich probier’s mal so:
»Lieber Leser, wenn Sie zu Starbucks gehen, töten Sie kleine süße Waisenkinder, Sie vergiften den Planeten und erzeugen durch Übernervung zahllose künftige Massenmörder, Drive-by-Shooter und ganz allgemein Massaker-Anrichter.«
Sie wollen dennoch weiter Starbucks-Kaffee trinken? Dann googeln Sie mal die Wörter Starbucks + unterstützt + NPD. Sie erhalten 17 000 Suchergebnisse! Zugegeben, mit den Begriffen Giraffe + NPD erhalten Sie genauso viele, und selbst Ozelot + NPD wirft noch 369 Resultate heraus, aber dies sollte keinen Anlass für Sie darstellen, Giraffen und Ozelote (Ozelots? Otze-Lotte?) zu meiden.
Stellen wir uns vor, im Musikfernsehen (MusicTeleVision) liefen nur Kichershows von Teenagern, die sich gegenseitig »Willst du mit mir gehen?« fragen. Oder stellen wir uns vor, in einem »Coffee House« würde der größte Teil des Umsatzes mit CDs, iTunes-Songs, Getränkebehältern, Plüschtieren gemacht. Die Frage ist nun nur, ob von Starbucks oder Tchibo die Rede ist.