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Einleitung

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Die überraschendste Fernsehsendung ist die Lottoziehung, Fußball ist der vielseitigste Sport, Frauen sind die elegantesten Menschen und Männer die albernsten, aber Reisen … Reisen ist alles zusammen. Gerne alles gleichzeitig.

Und was heißt Reisen? Ganz einfach: Reisen heißt von A nach B fahren, aber nicht in B bleiben wollen. Und von C träumen.

Egal ob weitoderkurz und heißoderkalt und Bergodertal – Reisen macht süchtig. Denken wir mal an diesen Südafrikaner, der nur per Muskelkraft die Welt umrundet hat. Der musste doch einen Grund gehabt haben. Oder dieses Schweizer Paar, das seit 1984 ununterbrochen durch die Welt fährt, jeden Tag auf Reisen, 365 Tage im Jahr. Würden wir denn das Gegenteil aushalten, 25 Jahre lang nur arbeiten, 365 Tage im Jahr placken, jeden Tag »Mahlzeit« sagen?

Manchmal verreisen Leute mit sonderbaren Verkehrsmitteln, gelegentlich ist das Ziel merkwürdig, manche Reisen sind sehr, sehr kurz, und manche finden überhaupt nicht statt! Oft gibt es unterwegs ungeheure Überraschungen, manchmal unterwegs überraschende Ungeheuer.

Wir tauschen unseren ständigen Wohnort zeitweilig mit einem anderen, wir wachen in einem fremden Bett auf, und wir tun tagsüber Dinge, die uns zu Hause nicht im Traum einfallen würden. Hochseefischen, Tiefschneefahren, Sumpftouren. Die ganz Mutigen gehen sogar ins Museum.

Menschen unterwegs schlafen auch mal auf einem Stromkasten, unter einem Auto, im Wohnmobil, auf Gleis 1 am Bahnhof, in einer Tankstelle, auf einem Kartoffelacker – ich spreche aus Erfahrung (okay, das mit dem Wohnmobil ist erfunden).

Aber wieso reisen gerade Sie und ich wie besessen durch die Gegend um uns herum und rund um die Welt? Wir sind das zentralste Land Europas. Wir haben die meisten Einwohner Europas. Wir haben von allen europäischen Ländern die meisten Nachbarländer. Wir haben ein bisschen Geld übrig und die meisten Urlaubstage dazu, wir haben gar keine andere Wahl, als Reiseweltmeister zu sein!

Bei uns im Land gibt es Baustellentouristen, Leute, die in ihrer Freizeit dorthin fahren, wo Gebäude abgerissen werden. Lottospieler nennen als häufigsten Wunsch, falls sie sechsmal richtig tippen: Reisen. Und wir erheben ein Monopol auf das Wort »Individualtourismus«. Kein Mensch weiß, was das ist, aber wir können es am besten.

In diesem Land gibt es mehr Reiseexperten als Fußballnationaltrainer. Also mehr als Einwohner!

In der Marine werden die Seeleute teilweise heute noch geweckt mit den Worten: »Reise, Reise!« Nicht weil der Maat für Neckermann jobbt, sondern das alte Friesenwort »Reise!« heißt einfach: Aufstehen, erhebt euch!

Vielleicht können wir unseren Auslandsaufenthalt noch ein wenig ausdehnen. Kennen Sie Haustausch? Sie wohnen im Haus von wildfremden Leuten und die wildfremden Leute zur gleichen Zeit in Ihrem Haus. Nun gibt es 82 Millionen Deutsche, und der indische Bundesstaat Andhra Pradesh hat rein zufällig ebenfalls 82 Millionen Bewohner. Na ja, was soll ich noch sagen: Das Essen dort ist billig, es ist viel wärmer, und abends kommt nicht Beckmann. Sollen wir …?

Dieses Gedankenspiel zeigt, wie wunderbar irre das Reisen in Wahrheit ist. Der Tourist sucht genau dasselbe wie zu Hause, der Reisende genau das Gegenteil.

Und Reisende finden alles Mögliche, nur nicht das, was sie gesucht haben. Lustige Länder, wüsteste Tänze, brennend scharfe Speisen aus Tieren, deren Identität man lieber nicht wissen will. Aber vor allem anderen geht es ihnen um die Menschen, um all diese wunderbaren Irren, denen man auf Reisen begegnet – dieses Buch ist voll davon.

Endstation Reisen

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