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Lass dich überraschen Überraschung, Phase 1
Оглавление»Reiseführer gehören verboten.«
Günter Heinzel ist Philosoph und Filmregisseur. Er muss alleine von Berufs wegen solche Sachen sagen.
»Vergiss Lonely Planet.«
Ich will einwenden, dass es ja an einem selbst liegt, wie man mit Reiseführern umgeht, werde aber scharf zurechtgewiesen.
»Vergiss Reiseführer grundsätzlich. Irgendwelche Infos brauchst du ja wahrscheinlich, das schon. Aber ich habe es an mir selber festgestellt, was auf Reisen passiert. Ich weiß zu viel! Und ich bin im Kopf unwillkürlich dabei, eine Checkliste abzuhaken: Was stimmt, was stimmt nicht, was ist ganz anders, was entdecke ich selber, was haben tausend andere vor mir entdeckt und so weiter, und so weiter. Ohne Reiseführer ist plötzlich ein ganz anderes Sehen da, ein Erfahren in der Fremde.«
Ich werfe ein, dass es aber albern ist, Wissen, das man hat, künstlich zu verstecken. Günter gibt jetzt alles:
»Nee, finde ich nicht. Du verweigerst ja nur im Vorfeld. Wenn du gar nicht verreisen würdest, weil du sagst, ich weiß zu viel, das wäre beschissen, damit fickst du dich ins eigene Knie. Wenn du aber sagst, ich will vorher so wenig wie möglich wissen, ist das gut. Das ist, wie sich keine Filmtrailer anzusehen und nur ganze Kinofilme zu sehen. Man muss sagen: Ich möchte so frisch wie möglich an was ran, was ja eh fast unmöglich ist, und dann machst du deine Erfahrungen, dann geht es wieder.«
Wieder habe ich den Beweis bekommen, dass wir alle Reiseexperten sind. Denn ich habe mir die Frage gestellt, ob es Überraschungsreisen gibt. Und Günter hat mir rein theoretisch bestätigt, dass dem so ist. Nun wollte ich den praktischen Test machen. Nein, nicht indem ich mit verbundenen Augen schlangenlinienfahrend in ein Flughafenterminal hineinbrettere und »Nehmt mich mit, egal wohin!« kreische.
Ganz offiziell gehört der Begriff Glücksreisen dem Veranstalter TUI. Auch die Begriffe Spar-, Joker-, Roulette- und Fortunareisen finden Verwendung. Hier geht es um Pauschalreisen der Kategorie »wurstegal, Strand her«. Wobei das »egal« meistens nur bis dorthin reicht, wo Verbrauchermagazine mit der Kamera auf Schimmelflecken in Duschwannen zoomen und damit komplette Vorabendmagazine füllen. Wichtig ist, nicht zu wissen, welches Idiom am Urlaubsort gesprochen wird und mit welcher Währung man seine Pommes »Bahnschranke« bezahlt.