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3. Die Tragödie 3.1 Aristoteles’ Definition

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Doch die Tragödie selbst, was ist sie, was zeigt sie? Aristoteles betont, dass die Tragödie sich nicht auf die Charakterschilderung beschränken kann, wie man vielleicht aufgrund des 9. Kapitels der Poetik vermuten könnte. Wichtig sei vielmehr die Handlung, der Plot, im heutigen Sprachgebrauch. Die Charakterschilderung dagegen dürfe ruhig ziemlich summarisch und wenig individualisierend ausfallen. Auch in der Poetik folgt Aristoteles dem methodischen Leitprinzip seiner ganzen Philosophie: das Wesen einer Sache aus ihrer Funktion und Bestimmung, aus ihrem telos zu verstehen.47 Was also ist die Bestimmung der Tragödie?

„Die Tragödie ist Nachahmung einer guten [ernsthaften, spoudaio], in sich geschlossenen Handlung von bestimmtem Umfang, in anziehend geformter Sprache, wobei diese formenden Mittel in den einzelnen Abschnitten je verschieden angewandt werden. – Nachahmung von Handelnden und nicht Bericht, die Jammer (eleos) und Schauder (fobos) hervorruft und hierdurch eine Reinigung (katharsis) von derartigen Erregungszuständen bewirkt.“48 Die Tragödie hat zum Zweck, Jammer und Schauder, oft auch als Mitleid und Furcht übersetzt, beim Betrachter hervorzurufen und hierdurch eine Reinigung dieser Affekte oder von diesen Affekten zustande zu bringen. Es versteht sich von selbst, dass solche Emotionen nur durch eine Handlung, ein Geschehen und nicht durch eine bloße ereignislose Charakterschilderung hervorgerufen werden können. Auch sehen sich die Affekte naturgemäß dann gesteigert, wenn das Geschehen nicht nur berichtet wird, sondern sich vor den Augen des Zuschauers auf der Bühne vollzieht.

Die Philosophie der Künste

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