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III Lektüren

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Aus den bis hierher beschriebenen Beobachtungen erklärt sich der Fokus der folgenden Lektüren, der auf Texten des 18. und 19. Jahrhundert19. Jahrhundert (Welt-System)s liegt, die damit in der unmittelbaren Vor-Phase des Global-Werdens des Welt-SystemWelt-Systems angesiedelt sind (auch wenn ihnen selbst diese Terminologie natürlich fremd ist). Der Grund für den zeitlichen Fokus ist also, dass sich die bis zu diesem Punkt untersuchten und genannten Texte und Theorien einig sind, dass die ‚Weltwerdung von Erde‘ zwar deutlich früher beginnt, im 19. Jahrhundert jedoch global geworden ist; das ‚Welt-System‘, um in Wallersteins Vokabular zu sprechen, ist erdumfassend geworden. Hierbei ist dezidiert auch auf Robertsons Überlegungen zu verweisen, der im 18. und 19. Jahrhundert einen zentralen Prozess beobachtet, der unter anderem in der Integration nicht-europäischer Staaten in die ‚internationale Gemeinschaft/Gesellschaft‘ besteht (vgl. dessen Ausführungen zu JapanJapan (‚Öffnung‘) 85–96; vgl. genauer III.4.4). Weiter erklärt sich der Bezug auf Wallersteins Ansatz aus dessen Analysen der FdG ‚Welt‘, deren Ergebnisse oben dargestellt wurden.

Die folgenden drei Lektürekapitel, und die Textauswahl, die ihnen zugrunde liegt, lassen sich kontextuell und sprachlich den „three great empires – British, French, American –“ (Said, Orientalism 15) zuordnen. Denn die drei analysierten Haupttexte – Gulliver’s Travels, Candide und Moby-Dick – sind in den dominanten Sprachen (Englisch, Französisch, Englisch) dieser Imperien verfasst und in den entsprechenden Kontexten entstanden.1 Die Texte werden, um die bis hierher beschriebene Prozessualität der ExpansionExpansion nachvollziehen zu können, in der Chronologie ihres Erscheinens (1726, 1759, 1851) analysiert.

An dieser Stelle ist das Genre der untersuchten Texte zu adressieren – denn es ist auffällig, dass im Folgenden zwei Satiren und ein RomanRoman untersucht werden. Das erklärt sich vor allem aus der Thematik des Blickpunktes, die immer wieder aufgegriffen werden wird. Wie Werner von Koppenfels gezeigt hat, ist die SatireSatire2 grundsätzlich der AußenperspektiveAußenperspektive (auchextrinsische Perspektive) verschrieben, denn da sie „auf die pointierte Verkleinerung menschlicher Scheingröße abzielt, muß sie […] statt der vertrauten Nähe der Dinge ironische Distanz schaffen“ (31). Diese Distanz wird dabei häufig als „Blick aus der Höhe“ (ebd.) inszeniert – die doppelte Distanz aufrufend, die weiter oben bereits angesprochen wurde, als räumliche einerseits, und als Enthebung aus dem Alltag andererseits (vgl. II.2.1). Die Schrumpfung, welche Satiren ihrem Genre gemäß häufig inszenieren, ist im Rahmen dieser Arbeit neu zu deuten – mit Hinblick auf den beschriebenen Rahmen der ExpansionExpansion des Welt-SystemWelt-Systems.

Der RomanRoman steht ebenfalls in einem komplexen Verhältnis zum ‚Ganzen‘, insofern in ihm die Frage, inwiefern er selbst ein Ganzes – eine ‚Welt‘, mit allen Einschränkungen, die in Abschnitt II.1.3 erarbeitetet wurden – darstellt (vgl. hierzu auch III.4.1 und III.4.2.2). Darüber hinaus jedoch zeichnet sich Moby-Dick im Speziellen dadurch aus, dass dort ebenfalls eine AußenperspektiveAußenperspektive (auchextrinsische Perspektive) auf das Ganze explizit diskutiert wird.

‚Globale Realitäten‘ sind ein dem Alltag der individuellen Perspektive Entrücktes, so Jameson (s.o.), ein „absent cause“ (Jameson, „Mapping“ 350) jenseits der Wahrnehmung und SichtbarkeitSichtbarkeit (von Ganzheit). Die Annahme Jamesons dabei, dass „this absent cause can find figures through which to express itself in distorted and symbolic ways“, wird von dieser Arbeit mit allem Nachdruck vertreten – und verbunden mit der These, dass in den Texten, auf die das Projekt fokussiert, der Körper diese Funktion übernimmt, indem er – im Wechselspiel mit FdG – größere globale Einheiten und Prozesse darstellt und so sichtbar werden lässt.

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