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Aussage von Owen MacCarthy, Killala, Schulmeister

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Ich habe in Killala eine klassische Akademie, in der Jungen jeden Alters unterrichtet werden. Ich bin vor drei Jahren in diese Baronie gekommen. Ich bin 37 Jahre alt. Ich bin in Tralee in County Kerry geboren und habe in diesem County und in Cork und Limerick unterrichtet. In Kerry und in Cork habe ich um eine Lizenz ersucht, eine Schule eröffnen zu dürfen, und diese auch jedesmal erhalten. Jedesmal habe ich König George, den ich als meinen rechtmäßigen Monarchen anerkenne, den Gefolgschaftseid geleistet. Ich habe in Killala keine Lizenz beantragt, weil das Gesetz dieses nicht mehr vorschreibt. Ich fühle mich an meine Eide gebunden, und das lehrt auch meine Kirche. Ich habe keinen Papisten jemals etwas anderes behaupten hören.

Ich bin an anderen Orten dieser Baronie aus verschiedenen Gründen verhaftet worden, zumeist jedoch wegen Ruhestörung oder Friedensbruch. Ich bin kein Whiteboy oder United Irishman, und ich kenne auch kein Mitglied dieser Organisationen. Ich weiß nur, was alle wissen. Ich habe ihre sogenannte Proklamation gesehen. Sie sind Verrückte und Straßenräuber, und dem Mann, der ihre Proklamation geschrieben hat, fehlt eine klassische Bildung. In der Nacht, in der Sam Pryor mißhandelt wurde, habe ich in einer Schenke getrunken, was viele bestätigen können.

Im County Cork hatte ich meine Schule in Macroom. In Macroom waren die Whiteboys sehr aktiv, aber ich hatte nichts mit ihnen zu tun. Das muß etwa zwölf Jahre her sein. Ich bin Patrick Lynch, der ›der Whiteboy-Captain von Macroom‹ genannt wurde, nie begegnet. Ich habe ihn in Macroom hängen sehen, wie viele andere auch.

Ich habe niemals Auflehnung unter meinen Schülern ermutigt. Ich schreibe irische Gedichte, und sie sind bei denen, die diese Sprache verstehen, sehr bekannt. Sie handeln alle von harmlosen Dingen wie Liebe und Natur. Ich habe in nüchternem Zustand nie das Gesetz gebrochen.

Die Fragen, die an MacCarthy gestellt wurden, können aus seinen Antworten ersehen werden, ebenso wie die Unterstellungen seiner Befrager. Seine Aussage, so wie ich mich an sie erinnere, ist von Mr. Greene stark verkürzt worden, vielleicht aus reiner Vernunft. Captain Cooper und Mr. Gibson waren mißtrauisch, weil MacCarthy französisch lesen konnte, und sie wollten von ihm wissen, ob er revolutionäre Pamphlete aus Paris besaß oder nicht. MacCarthy antwortete voller Geduld auf solchen Unfug. Er war mit vorgehaltenem Bajonett aus seinem Bett gezerrt worden, was aber seinen Verstand nur angeregt hatte, und er beantwortete alle Fragen bereitwillig und ehrerbietig, wenn auch, wie ich fand, mit einem leicht sardonischen Lächeln. Die Richter waren dennoch unzufrieden und nannten ihn mehrmals einen »mutmaßlichen Schurken«. Bis auf weiteres gingen sie jedoch nicht gegen ihn vor.

Sieben anderen Männern dagegen sollte der Prozeß gemacht werden, und sie wurden ins Gefängnis in Ballina überführt. Fast alle »Beweise« gegen sie wurden von einem Mann namens Paudge Nally geliefert, einem kleinen, unglücksseligen, buckligen Mann, der ein wenig Englisch sprach. Sogar Captain Cooper war klar, daß Nally kein Whiteboy war, er gab jedoch vor, viele Männer in der Baronie zu kennen, die auf irgendeine Weise ihre aufrührerische Gesinnung zum Ausdruck gebracht hatten. Einer der nach Ballina gebrachten Männer war ein junger Bursche namens Gerald O’Donnell, der seinem Bruder Ferdy auf einem Hof half, der von Cooper gepachtet war. Es stellte sich heraus, daß Gerald O’Donnell ein Jahr zuvor Sam Pryor, der die Steuern einziehen wollte, mit Flüchen und Verwünschungen davongejagt hatte. Nally sagte aus, daß der junge O’Donnell seitdem in den Schenken immer wieder Drohungen gegen Pryor ausgestoßen und einmal behauptet hätte, daß die Männer in anderen Counties mit den Ohren der Steuereintreiber umzugehen wüßten. Die Aussage Nallys, der danach aus Sicherheitsgründen in einem Zimmer in Coopers Haus wohnte, halte ich für nichtig. Er war der Prototyp der Denunzianten, der Schenkenklatsch, begleitet vom Schnaufen einer ewig laufenden Nase, weitertratschte. Mr. Falkiner vermutete, daß seine »Beweise« mit einem Nachlaß seiner Pacht zusammenhingen, die arg in den Rückstand geraten war. Diese Annahme, so abstoßend sie auch sein mag, ist überzeugend, denn natürlich mußte ihn ein anderes Motiv als eine abstrakte Liebe zur öffentlichen Ordnung zu diesem gefährlichen Benehmen bewogen haben. In irischen Gerichten treten häufig Denunzianten auf, aber nur wenige erreichen danach ein hohes Alter.

Die sieben Gefangenen wurden in zwei Karren, bewacht von der Miliz, aus Killala weggeschafft. Ihre Frauen und Mütter veranstalteten mit ihren Klagen einen Höllenlärm. Sie klammerten sich an den Seiten der Karren an und versuchten, die gefesselten Hände der Gefangenen zu fassen. Viele Menschen standen an den Straßen und sahen sich alles an, und bei den meisten verursachte das Weinen der Frauen ein mitleidiges leises Gemurmel. Als die Karren an der Kapelle vorbeifuhren, stürzte Murphy, der Kaplan heraus und hielt den Männern ein Kreuz an die Lippen, und diese küßten es voller Hingabe. Ferdy O’Donnell dagegen lehnte an der Stirnwand der Kapelle, die Hände hinter den Hosenbund gestopft, die Lippen fest zusammengepreßt. Neben ihm stand sein Freund Owen MacCarthy und redete auf ihn ein.

Einige Minuten, nachdem die Karren sich auf die Straße nach Ballina in Bewegung gesetzt hatten, hörten wir noch das Gerumpel ihrer Räder und die Hufschläge der Miliz. Danach verstummte die Stadt nicht, denn die Frauen heulten weiter und die Bauern redeten miteinander. Ich kehrte voller Besorgnis in mein Haus zurück und wandte mich um Rat an unseren Schöpfer, zu dem ich in einer so leidenschaftlichen Sprache wie der des glühendsten Methodisten sprach.

In der nächsten Nacht wurde Paudge Nallys Hütte von einer großen Gruppe von Männern überfallen. Seine Frau und seine armen unschuldigen Kinder wurden auf die Straße gejagt. Dann wurde seine Hütte zerstört, seine Ernte angesteckt und sein bißchen Vieh geschlachtet. Ein solches Ereignis hätte einen Monat früher das ganze Land in Bestürzung versetzt, war aber jetzt fast schon erwartet worden, und die Leute sprachen darüber wie über eine unvermeidliche Bagatelle.

Ein Ereignis, das wir gesehen haben, beeinflußt unsere Phantasie am stärksten, und ich glaube, daß der Anblick der Gefangenen, der klagenden Frauen, der quietschenden Karren, der auf das Kreuz gepreßten Lippen mehr aussagte als ein Bericht über ein verbranntes Strohdach. Ich glaubte damals, wie mir meine Vernunft nahelegte, daß von den sieben festgenommenen Männern einige höchstwahrscheinlich Whiteboys waren und die anderen wahrscheinlich nicht. Und für die Bauern der Baronie muß der Anblick von unschuldig verhafteten Männern ganz besonders entsetzlich und zornerregend gewesen sein, ein Zeugnis ihrer absoluten Abhängigkeit von Willen und Launen ihrer Herren. In der Folgezeit, als ich einige Bauern besser kennengelernt hatte, erzählten sie mir immer wieder von diesem Ereignis, als ob unsere Sorgen damit begonnen hätten.

Diese Gesellschaft hier ist höchst sentimental und unbeständig, wie fast alle Reisenden berichtet haben. Die Bindungen von Freundschaft und familiärer Zuneigung sind stark. Gefühle werden leicht verletzt. Ein Mann mag in seiner Gemeinde übel angesehen sein, aber hängt ihn, oder werft ihn auch nur ins Gefängnis, und er wird zum beliebten Helden, Subjekt tränenreicher oder wütender Schenkenlieder. Und wenn es ein Mann ist wie Gerald O’Donnell, der geliebt und geachtet wird, dann nimmt dieser Zorn wütende Formen an. Vielleicht fingen unsere Sorgen wirklich in dem Moment an, als die Karren nach Ballina zum Gefängnis rumpelten. Aber das können wir nicht wissen. Das erste Glied in der Kette der menschlichen Leidenschaften ist oft unauffindbar, verloren in den wirbelnden Nebeln der Emotionen.

Ein Traum von Freiheit

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