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Ballina, 7. August.

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Malcolm Elliott und Randall MacDonnell trafen sich in Ryans Schenke, eine Meile vor Ballina, mit Malachi Duggan. MacDonnell bestellte eine Schüssel Punsch, aber die mußte er sich mit Elliott teilen, denn Duggan trank nichts. Er saß ihnen gegenüber, behäbig, aber wachsam, seine großen milden Augen sahen keinen von ihnen an, sondern geradeaus, oder, wenn er den Kopf senkte, auf eine Kerbe im groben Tisch. Ein Gentleman, ein Krautjunker und ein Bauer waren sie, eine schlecht zusammenpassende Gruppe, und Duggan war der einzige der drei, der sich nicht verlegen fühlte.

»Bei Gott, Sir«, sagte er zu Elliott. »Ich weiß nichts davon, was diese wilden und wütenden Straßenräuber in der dunklen Nacht treiben. Sie haben ja sogar auf Mr. Gibson geschossen, der mein eigener Grundbesitzer ist und mir nie ein böses Wort gesagt hat.«

»Natürlich nicht«, sagte Elliott. »Aber Ihr seid ein Mann, zu dem die Leute aufblicken, ob sie nun Whiteboys sind odernicht.«

»Ach, Sir. Das kommt doch nur davon, daß ich bei den Dorfkämpfen immer ganz vorne war. Aber dazu werde ich langsam zu alt.« Er klopfte sich auf seinen schweren Bauch. »Dorfkämpfe sind etwas für junge Burschen. Sie schaden ihnen nicht und machen der Baronie Ehre.« Sein Englisch war mehr als ausreichend, obwohl er mit schwerem, unsystematischem Akzent sprach.

»Jesus, aber du bist doch ein großer Dorfkämpfer«, meinte MacDonnell. »Vor drei Jahren habe ich gesehen, wie du deine Stechpalme gegen die Männer von Ballycastle geschwungen hast. Das sind dickköpfige Bastarde.«

»Es sind schlechte Zeiten für die Baronie«, sagte Elliott. »Das Gefängnis in dieser Stadt füllt sich mit Männern aus Killala und Kilcummin.«

»Schlechte Zeiten für das ganze Land, Sir. Jeden Sonntag erzählt uns Mr. Hussey von all den Gefahren. Franzosen auf dem Meer, die weder Kirche noch Kapelle besuchen. Männer unten in Wexford, die sich gegen den König erheben. Und Männer hier bei uns, die üble Dinge anrichten.«

»Du bist ein äußerst gesetzestreuer Mann«, sagte MacDonnell trocken.

»So ist es«, stimmte Duggan zu.

»Sieben Männer aus der Baronie im Gefängnis von Ballina«, sagte Elliott. »Und wenn Cooper und die anderen Richter fertig sind, werden es mehr als sieben sein.«

Der massive Kopf nickte. »Es war eine schreckliche Sache. Diese jungen Burschen sind nicht mehr Whiteboy als ich.«

»Ich kenne jedenfalls einen, der keiner ist«, warf MacDonnell ein. »Und das ist Gerry O’Donnell. Als ich hörte, daß sie ihn festgenommen hatten, konnte ich es nicht glauben. Ein anständiger, ruhiger Junge. Bei Gott, als ich das hörte, bin ich zu Sam Cooper hinübergeritten und habe mein Wort für Gerry gegeben. Ich hätte mir den Atem sparen können, um meinen Porridge abzukühlen. Er hatte mir ein Glas Whiskey gegeben, und ich war so wütend, daß ich das Glas in den Kamin schleuderte und auf dem Absatz kehrtmachte und ging.«

»Das ist kein Mann, dem ich den Rücken zukehren wollte«, sagte Duggan. »Wobei ich den Adel nicht beleidigen will.«

»Adel!« schnaubte MacDonnell. »Adel, ja? Der Kerl ist nicht mehr Adel als ein Kesselflicker. Cromwellsche Plünderer, das waren die Coopers.«

»Die Elliotts auch«, sagte Elliott.

»Überall gibt es gute und schlechte«, erwiderte MacDonnell rasch. »Sam Cooper und ich haben in den alten Tagen so manches Glas geleert. Und jetzt hat er mich mit einem eitlen Lächeln angeglotzt. Der arme Gerry O’Donnell könnte sich genausogut als Adel bezeichnen lassen. Die O’Donnells sind vom alten Stamm.«

»Eins steht fest«, sagte Elliott. »Cooper und seine Freunde werden damit nicht zufrieden sein.«

»Die Whiteboys auch nicht«, erwiderte Duggan. »Das sind kühne, entschlossene Burschen, meint Ihr nicht?«

»Schon möglich«, sagte Elliott. »Aber sie sind auch törichte Burschen. Vielleicht können sie die Baronie für lange Zeit auf den Kopf stellen, aber gewinnen können sie nicht, weil sie nicht recht wissen, was sie wollen. Wollen sie Räumungen verhindern, niedrigere Pachtsätze erzwingen oder alte Rechnungen begleichen? Vielleicht wollen sie einfach nur Gewalttätigkeit.«

»Unwissende Männer, sagt Ihr«, sagte Duggan. »Vielleicht kennt Ihr gebildete Männer, die sie beraten würden, Mr. Elliott?«

Elliott nickte. »Beraten, das ist das richtige Wort. Nicht sie führen, denn sie haben ihre Führer.«

»Und welchen Rat würdet Ihr geben?«

»In Wexford«, antwortete Elliott, »war die Rebellion möglich, weil sich das Volk mit den United Irishmen zusammengeschlossen hat.«

»Und waren das keine törichten Männer, diese Leute in Wexford? Als sie sich nach den United Men umsahen, die ihnen Gewehre geben sollten, da waren keine zu sehen. Ich glaube, Sir, wenn ein Mann verworfen genug ist, um zum Whiteboy zu werden, dann sollte er auf sich und auf die Dunkelheit vertrauen, und sich nicht auf die schönen Versprechungen von Gentlemen verlassen.«

»Der Aufstand in Wexford wurde von einem Gentleman geleitet«, erinnerte Elliott. »Und zwar von Bagenal Harvey.«

Der arme Bagenal Harvey, dachte Elliott. Von einem Mob mit Piken aus Bagenal Castle gezerrt und widerstrebend an ihre Spitze gestellt, verwirrt in Wexford hin und her geführt, halb General und halb Gefangener, der um das Leben von Gefangenen handelte und schmeichelte, der sich mit betrunkenen und prahlerischen Bauern herumschlagen mußte. Und nun war sein Kopf vor dem Gefängnis von Wexford aufgespießt.

»Jeder Wanderer hat uns über diesen Gentleman erzählt«, sagte Duggan. »Der ist wirklich kein großer Ansporn.« Zum erstenmal lächelte Duggan, wobei er abgebrochene und verfärbte Zähne zeigte.

»Hör mal zu, Malachi«, sagte MacDonnell plötzlich. »Ich habe dich nicht mit Mr. Elliott zusammengebracht, damit du dich über ihn lustig machst.«

»Das habe ich mich auch schon gefragt«, erwiderte Duggan. »Nicht, daß es nicht nett ist, den Morgen mit zwei Gentlemen aus der Baronie zu verbringen.«

»Und über mich auch nicht. John Moore bürgt für Elliott, und ich bürge für John Moore. Du weißt genau, warum wir mit dir sprechen wollen.«

»Dennoch«, sagte Duggan. »Sag es mir, Randall.«

MacDonnell gegenüber betrug er sich viel unbefangener und vertraulicher. Das ging wohl auch noch über die Benutzung der Vornamen hinaus. MacDonnell steckte zwischen beiden Welten, halb Gentleman, halb wohlhabender Bauer. Das war kein Problem für MacDonnell, diesen schlichten, umgänglichen Mann, bereit, mit jedem einen zu trinken. Aber zwischen Elliott und dem gerissenen, primitiv wirkenden Duggan lag ein tiefer, unüberbrückbarer Abgrund. Bagenal Harvey mußte dasselbe empfunden haben, als er mit seinen Pikenmännern über die Straßen von Wexford marschierte.

»Du bist ein Whiteboy«, sagte MacDonnell. »Einer der Whiteboys von Killala, wie ihr euch nennt. Wenn die Richter weniger blöd wären als sie sind, dann hätten sie dich ins Gefängnis von Ballina gesteckt. Und Malcolm Elliott und ich sind United Irishmen. Wir haben ihren Eid geschworen. Jetzt hast du deine offene Rede.«

»In der Tat«, sagte Duggan. »In der Tat, Randall. Du warst immer schon ein offener Mann.« Er griff zum dritten, unbenutzten Glas und füllte es mit Punsch. »Als ich ein junger Mann war, hatte ich nur dieses Zeug im Kopf. Ich habe es seit zehn Jahren nicht mehr probiert.« Er hielt es gegen das trübe, wäßrige Licht des Fensterchens. »Wenn ich ein paar Tropfen davon auf die Zunge bekam, gab es für mich keinen Halt mehr.«

»Das weiß ich noch«, sagte MacDonnell. »Du konntest viel Schnaps vertragen. Du hast doch sogar meinem Vater geholfen, den Branntwein von den französischen Schiffen am Strand von Kilcummin zu laden, und beim letzten Zählen fehlten immer ein Faß oder zwei.«

»Und das wußte dein Vater genau. Er war ein freigebiger Mann, ohne damit so anzugeben wie manche anderen.«

»Unten in Munster werden andere Schiffe ankommen«, sagte Elliott. »Aber nicht voll Branntwein.«

Duggan nahm einen langen Schluck und leckte sich dann die Lippen. »Bei Gott, es schmeckt noch genauso. Ich hatte diesen Geschmack vergessen.« Er kippte das Glas über dem Lehmboden aus und stellte es wieder auf den Tisch.

»Und wenn die Franzosen landen«, fuhr Elliott fort, »wird Munster sich erheben.«

»Vielleicht«, sagte Duggan. »Aber Munster ist weit weg von Mayo. So weit wie Wexford.«

»Im Süden und in der Mitte sind die United Irishmen stark«, antwortete Elliott. »Und auch in Galway und Sligo gibt es United Men. Nicht so viele, aber es werden immer mehr. Wenn sich die ganze Insel erhebt, können wir gewinnen.«

»Was gewinnen, Mr. Elliott? Das ist mir ein Rätsel. Ihr seid ein Gentleman und ein Grundbesitzer. Was wollt Ihr denn noch mehr?«

Elliott zögerte und wußte nicht so recht, wie er antworten sollte. »Freiheit«, sagte er schließlich.

»Freiheit wovon?« fragte Duggan, und seine Verwirrung wirkte echt.

»Von England«, antwortete Elliott. »Von einer Regierung und einem Parlament, die tun, was England wünscht.« Freiheit von der Vergangenheit, wollte er hinzufügen, aber das hätte für Duggan keinen Sinn ergeben.

»Für Euch mehr Macht«, sagte Duggan. »Aber das bedeutet nichts für Mayo. Hier haben die Grundbesitzer ihre Hacken auf unseren Nacken gesetzt. Ihr habt doch sicher nicht vor, uns von den Grundbesitzern zu befreien. Ihr seid doch beide Grundbesitzer.«

»Man weiß nie«, antwortete MacDonnell. »Bei einer Revolution weiß man nie. Sie fangen auf die eine Weise an und enden ganz anders.«

Elliott warf ihm einen scharfen Blick zu. MacDonnell lächelte entspannt. »Es gibt Grundbesitzer, und es gibt Grundbesitzer. Nimm doch einen miesen Landraffer wie Cooper oder wie deinen eigenen Gibson. So einem würde es im ganzen Durcheinander wohl nicht zu gut gehen.«

Elliott wollte etwas sagen, riß sich dann aber zusammen. MacDonnell und Duggan starrten einander an.

»Bei einer Rebellion«, sagte MacDonnell, »wären wir auf der einen Seite und Männer wie Gibson und Cooper auf der anderen. Alle wären auf der anderen Seite – Falkiner und Saunders und der ganze Rest. Ihnen würde es übel ergehen, wenn die Männer von Mayo sich erheben würden. Schließlich können die Whiteboys nur Vieh umbringen und hier und da mal hinter einer Hecke einen Schuß abfeuern. Und ihr würdet ziemlich schnell zerschlagen werden, macht euch da nichts vor.«

»Seht Ihr das auch so, Mr. Elliott?« fragte Duggan.

MacDonnell legte seine Hand auf Elliotts Arm und drückte zu.

»Auf meinem eigenen Land gibt es an die zwanzig Burschen«, sagte er, »die keine Zeit für die Whiteboys haben, aber wenn ich ein Wort sage, dann schwören sie den United-Eid, und ich kann sie anführen. Und das weißt du gut. Die Männer auf dem MacDonnell-Land sind immer den MacDonnells gefolgt. Und dasselbe gilt für Corny O’Dowd und Tom Bellew. Ich habe den United-Eid geschworen, und Corny und Tom auch. Wir werden keinen Finger rühren, wenn die Franzosen nicht kommen, aber an dem Tag stehen wir auf der Straße. Und dasselbe gilt für gewisse Männer an der Küste, in Westport, deren Namen dir bekannt sein sollten.«

Duggan rieb sich mit der Hand über seinen steifen, drahtigen Haarschopf, sagte jedoch nichts.

»Wir brauchen deine Männer, Malachi, und wir brauchen dich.«

»Ich bin kein MacDonnell von Ballycastle«, sagte Duggan. »Die Whiteboys sind nur unwissende arme Teufel, und ich bin nur einer von ihnen. Wir haben doch gar keine Anführer. Wir sind nur eine Bande von unwissenden armen Teufeln.«

»Erzähl das deiner Großmutter«, antwortete MacDonnell. Duggan lachte, eine schwere Kette schien aus seiner tiefen, muskulösen Brust hochgezogen zu werden.

»Wenn Ihr den United-Eid ablegt«, mahnte Elliott, »müßt Ihr auf die Anweisungen der United Men hören. Und wir haben kein Interesse daran, Vieh abzustechen oder Steuereinnehmern die Ohren abzuschneiden. Diese Insel interessiert uns, nicht irgendeine Baronie in Mayo.«

»Nun gut, Mr. Elliott«, sagte Duggan. »Ich will Euch sagen, was ich vielleicht tun kann. Ich werde nach Männern Ausschau halten, die Whiteboys sein könnten, und ich werde ihnen mitteilen, was Ihr gesagt habt und mich mit ihnen beraten.«

»Mehr verlangen wir auch nicht, Malachi«, sagte MacDonnell. »Mehr verlangen wir nicht.« Er füllte ihre drei Gläser. »Nun nimm doch hiervon einen Schluck, auf unsere Abmachung.«

»Ich werde gern auf Eure Gesundheit trinken«, erwiderte Elliott. »Aber eine Abmachung haben wir erst mit dem Eid.«

»Ihr seid ein Gentleman mit sehr starren Regeln«, sagte Duggan. »Wie alle Gentlemen.«

Als sie allein bei ihren Pferden auf der heißen, staubigen Straße standen, sagte Elliott: »Ich kann mit Eurem Duggan wenig anfangen. Er ist ein gerissener Rohling.«

MacDonnell lächelte. »Stimmt. Er ist ein so übler Schurke, wie wir ihn auf einem Tagesritt überhaupt finden können. Was habt Ihr denn erwartet?«

»Etwas besseres.«

MacDonnell spuckte aus und scharrte dann geistesabwesend mit seinem Stiefel auf der Spucke herum. »Ihr solltet Euch dann wohl besser anderswo umsehen, Malcolm. Duggan ist das, was wir hier haben. Und wir können schlimmere als Duggan finden, und das werden wir vielleicht auch, ehe dieses Lied fertig gesungen ist. Habt Ihr Euch nie diese wilden Geschöpfe aus Belmullet angesehen, die nicht besser sind als Heiden? ›Christus ist nicht für Belmullet gestorben‹, heißt es in Erris.«

Elliott lächelte. »Wenn Er für Malachi Duggan gestorben ist, dann hat Er ein schlechtes Geschäft gemacht.«

MacDonnell brüllte vor Entzücken und legte seine Hand auf Elliotts Schulter. »Ihr seid ein schrecklich gotteslästerlicher Protestant, bei Jesus.«

»Ihr seid auch nicht schlecht«, erwiderte Elliott, immer noch lächelnd.

Es hatte eine Zeit gegeben, vor sieben oder acht Jahren, als er und MacDonnell sich sehr ähnlich gewesen waren, die besten Reiter der Jagd, die beim Rennen zusammen tranken, die letzten beiden, die in der frühen Dämmerung ein Fest verließen. Vor Dublin, vor London. Nun sah er MacDonnell als einen Mann, dessen Welt von seinem Horizont, von Bucht und flachen Feldern und entfernten Bergen begrenzt war. Belmullet war das letzte Ende seiner Welt, wie die leeren weißen Flekken auf der Karte eines Entdeckers.

»Was sind wir doch für Idioten«, sagte MacDonnell. »Landbesitzer, die mit Whiteboys verhandeln. Wir haben Glück, wenn wir ohne Strick um den Hals aus dieser Sache herauskommen. In Wexford sind auch Grundbesitzer gehenkt worden. Bagenal Harvey war ein Landbesitzer und Grogan auch.«

»Da habt Ihr durchaus recht«, sagte Elliott, und das Lächeln verließ seine Lippen. »Wir haben gute Chancen, gehenkt zu werden.«

»Ich habe dem jungen Johnny Moore eine einfache Antwort gegeben, wenn Ihr versteht, was ich meine. Weder ja noch nein. Aber bei Jesus, als sie diese Burschen nach Ballina gekarrt haben, stand meine Entscheidung fest. Wir oder sie, sagte ich mir, und ich werde diese Angelegenheit nicht ohne einen Kampf auf sich beruhen lassen. Die Zeiten sind lange vorbei, als ein kleiner Scheißer wie Sam Cooper durch die Baronie reiten und sich wie der Großtürke aufführen konnte.«

»Nun ja«, sagte Elliott. »Whiteboys. Bei Whiteboys hat es nie ein Pardon gegeben. Vor zwanzig Jahren hätten diese Burschen sich glücklich schätzen können, wenn sie Ballina lebend erreicht hätten.«

»Bei Gott, das stimmt«, erwiderte MacDonnell. »Zur Zeit meines Vaters, oder des Euren. Aber das ist lange her. Und es gibt in diesem Land noch immer nicht genug Gerechtigkeit, um den Hut eines Pastors zu füllen. Vielleicht bringen Eure Franzosen uns welche, zusammen mit ihren Gewehren und ihren Soldaten.«

»Ja«, sagte Elliott. »Vielleicht.«

»Und vielleicht nicht?« fragte MacDonnell schnell. »Ihr seid ein seltsamer Rebell, Malcolm Elliott. Ein widerstrebender Rebell. Ihr solltet mich mit Ermutigungen überschütten, nicht mit Zweifeln.«

»Ach«, sagte Elliott. »Kümmert Euch nicht um mich, Randall. Ich weiß seit mindestens drei Jahren, daß die einzige Hoffnung für dieses Land in einer Rebellion liegt. Die allereinzige. Da bin ich mir ganz sicher. Aber Gott hat mich nicht als Rebell erschaffen. Es kommt mir so vor, als handelte ich meiner eigenen Natur zuwider.«

»Ihr seid schlimm dran, Ihr Armer, und ich bedaure Euch. Als ich auf Steeple Hill stand und sah, wie die Karren davonfuhren, und die Frauen schreien und hinterherrennen hörte, da sagte ich mir: Bei Gott, Randall, zur Hölle damit, und wenn die Franzosen im Süden landen, dann will ich Mayo aufwekken. Und das kann ich, bei Gott. Ich und Ihr und Corny O’Dowd und Tom Bellew und Duggan mit seinen Whiteboys, wenn sie sich mit uns zusammentun. Und als ich das gedacht hatte, da hatte ich das Gefühl, ich hätte einen Whiskey getrunken. Oder in Castlebar beim Rennen gewonnen. Süßer Jesus, sagte ich mir und hätte am liebsten meinen Hut in die Luft geworfen. Beim Blut der Jungfrau Maria, wir werden hier den Ton angeben. Wir werden Mayo regieren.«

»Hört Euch doch bloß an«, sagte Elliott und lächelte wieder. »Ihr seid ein gotteslästerlicher, götzenanbetender Papist. Und Ihr habt von dieser Rebellion so wenig Ahnung wie von Platos Werken.«

»Ich habe weitaus mehr Ahnung als Ihr«, widersprach MacDonnell. Er setzte einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich dann elegant in den Sattel. »Wir werden Mayo regieren.« Er berührte seinen Hut mit der Reitpeitsche und hielt auf die Straße nach Norden zu.

Elliott dagegen ritt südwärts, in Richtung Ballina, wo die Männer aus Killala im Gefängnis saßen, nach Moat House. Links von ihm erhoben sich in weiter Ferne in blauem Dunst die Ox Mountains. Seine Straße führte an der träge fließenden Moy entlang, einem guten Lachsfluß. Er hatte als Junge darin geangelt, mit krummem Stock und aufgespießtem Wurm, der unten am Bindfaden baumelte. Es war genausogut seine Welt wie die MacDonnells, aber er fühlte sich in ihr nicht mehr zu Hause. In Dublin hatte er sich nach ihr gesehnt, zuerst in Trinity und dann in seinem Quartier bei King’s Inn. Damals konnte er sich an jede Kurve des Flusses erinnern, an den Anblick jeden Himmels, an das Gefühl der Herbstwege unter seinen Stiefeln. Eine Möwe, die vor dem blauen und silbernen Dubliner Himmel mit den Flügeln schlug, konnte ihn im Nu nach Mayo versetzen, und er konnte sehen, wie der Fluß sich in die Bucht von Killala ergoß, konnte das brackige Wasser der Bucht riechen. Nun gab es nur Ackerland, öden Horizont, schale, geschmacklose Luft. Um seine Laune zu heben, versuchte er erfolglos, seine Erinnerungen an den Anblick wiederzufinden, der sich vor ihm erstreckte.

Ein Traum von Freiheit

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