Читать книгу 2030 - Thomas Flichy De La Neuville - Страница 20
Die Einheit Spaniens bleibt bewahrt
ОглавлениеIm November 2014 fand trotz des Verbots durch das spanische Verfassungsgericht eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Kataloniens statt. Katalanische Unabhängigkeitsparteien hatten sie auf den Weg gebracht, weil sie hofften, indem sie auf die Karte der demokratischen Legitimierung setzten, die Dringlichkeit der Abspaltung des Prinzipats zu verdeutlichen. Eine haushohe Mehrheit stimmte mit „Ja“, allerdings waren die Gegner, die der Abstimmung jede Legitimität absprachen, zu Hause geblieben; außerdem entbehrten die Wahlbedingungen – es gab weder Wahllisten noch wurden die Ergebnisse durch unabhängige Stellen kontrolliert – jeder demokratischen Glaubwürdigkeit, was die ganze Veranstaltung mehr zu einem Happening machte.
„Krieg der Klöster, Krieg der Provinzen, Alle wollen ihren Nachbarn verschlingen, Bisse Hungernder auf einem verlorenen Schiff!“ 20
Wie wird es 2030 um Spanien stehen? Werden Katalonien und das Baskenland ihre Unabhängigkeit erlangt haben? Wenn ja, wird ihre Kaufkraft auf das Niveau von Ländern wie Dänemark oder Schweden aufgerückt sein? Während Spanien:
„Aushaucht in dieser Höhle, wo sein Weg endet,Traurig wie ein Löwe, den das Ungeziefer auffrisst.“ 21
Dass die „Stierhaut“ tatsächlich zerteilt wird, scheint sehr unwahrscheinlich. Nicht nur, weil Madrid das niemals zulassen wird, sondern vor allem weil die Regionen selbst, die mit der Abspaltung liebäugeln, weder ein ernsthaftes Interesse daran haben noch die Macht, die Unabhängigkeit zu erlangen.
Zum einen ist diese hypothetische Unabhängigkeit nicht mit Waffengewalt zu gewinnen. Die baskischen Terroristen, die die Waffen niedergelegt haben, haben gewaltsames politisches Vorgehen langfristig unglaubwürdig gemacht in einem Land, das die Wunden des Bürgerkriegs noch nicht vergessen hat. Gewalt ist als Mittel völlig inakzeptabel geworden, außerdem wird die von einigen hysterischen Verfechtern der Unabhängigkeit viel beschworene „Unterdrückung durch Madrid“ als lächerliches Hirngespinst abgetan.
Zum anderen, angenommen Madrid würde mitspielen, bliebe der politische Weg. Doch was wäre das Projekt? Katalonien und das Baskenland sind nicht nur die reichsten Regionen Spaniens, sie sind auch diejenigen mit den meisten (spanischen und ausländischen) Zuwanderern. Das Gesicht eines Katalanen des 21. Jahrhunderts weist mehr Züge eines jungen Quechua, eines Berbers oder eines Pakistaners auf als die eines blonden Nachfahren des legendären Helden Otger Cataló und seiner neun ruhmreichen Barone. Das lässt sich nur schlecht mit den identitären – um nicht zu sagen offen rassistischen – Fundierungen gewisser nationalistischer Bewegungen vereinbaren.
Drittens, die Fürsprecher der Unabhängigkeit aus wirtschaftlichen Gründen – das sind die meisten – tun so, als wüssten sie nicht, dass im Fall der Unabhängigkeit das verbliebene Kernspanien sich anderweitig versorgen dürfte. Die großen Unternehmen würden einen wichtigen Binnenmarkt verlieren. Außerdem müssten Katalonien, Euskadi und Galizien dann selbst für die Leistungen der öffentlichen Hand aufkommen – ein unkalkulierbarer Kostenfaktor.