Читать книгу Mygnia - Die Begegnung - Thomas Linz - Страница 14
Berlin
ОглавлениеDer Flughafensee lag am frühen Morgen ruhig da. Auf dem Wasser waberten leichte Nebelschwaden, ein paar Enten zogen ihre Bahnen, und am Rand stand ein Reiher in der Hoffnung, einen der zahlreichen kleinen Fische zu erwischen, die im flachen Wasser in großen Schwärmen umherschwammen. Zwischen den Bäumen brachen die ersten Strahlen der Morgensonne hindurch. Es sollte ein schöner Tag werden.
Ein älterer Mann nutzte die Gunst der frühen Stunde und ging mit seinem Schäferhund am See entlang. Er ließ sich viel Zeit, blieb oft stehen und betrachtete das Geschehen am Wasser. Als er in Richtung des Sandhügels weiterging, sah er eine provisorische Absperrung mit rot-weißem Flatterband. Dahinter stand gelangweilt ein Polizist, ganz offensichtlich übermüdet und kurz davor, einzuschlafen. Der Mann wunderte sich, denn vor ein paar Tagen war da noch nichts gewesen.
Er ging auf den Polizisten zu und grüßte. „Guten Morgen! Was ist denn hier los? Haben Sie hier eine Leiche gefunden?“ fragte er, halb im Scherz.
„Nein, das nicht“, antwortete der Polizist.“ Hier soll sich nur so ein Tier herumtreiben, das letztens einen Hund angegriffen und gefressen haben soll. Und wir sollen verhindern, dass das nochmal passiert. Aber wenn Sie mich fragen ... nein, lieber nicht.“ Er hatte keine Lust, das Gespräch fortzusetzen.
Inzwischen war der Hund unter dem Band hindurchgelaufen und stand völlig regungslos dicht am Wasser. Er sah mit erhobenem Schwanz aufmerksam nach rechts in den Schilfgürtel, der den Strand in Richtung Naturschutzgebiet abgrenzte. Dann begann er wie wild zu bellen, sprang vor und zurück. So als ob er etwas angreifen wollte, sich aber nicht traute.
Der Polizist wurde schlagartig wach. Er befürchtete, dass dieses ... Tier wieder auftauchte und er richtig Ärger bekommen würde, wenn nun noch ein Hund verschwand. „Rufen Sie Ihren Hund zurück“, rief er dem Mann zu. „Schnell!“
Aber der Hund ließ sich nicht beirren. Plötzlich sprang er ins Wasser und schwamm nach rechts in das Schilf hinein, noch immer aufgeregt bellend. Der alte Mann und der Polizist liefen zum Wasser hinunter. Dann sahen sie den Grund, warum der Hund sich so verhielt. Dicht an der Schilfgrenze schwamm etwas. Der Kadaver einen großen Tieres. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Krokodil, aber das hier war deutlich gedrungener. Weitere Einzelheiten konnten sie nicht erkennen.
Der Hund hatte nun das Tier erreicht und versuchte mit wütendem Knurren, es an einem Bein aus dem Schilf heraus zu ziehen. Aber das Unterfangen war hoffnungslos, denn das Tier war gut und gern fünf Meter lang und entsprechend schwer.
Schließlich ließ der Hund enttäuscht los und schwamm zurück zum Ufer. Nachdem er sich ausgiebig geschüttelt hatte, trabte er auf sein Herrchen zu. Der Mann war froh, dass er seinen Hund heil wieder hatte.
Der Polizist hatte inzwischen über Funk eine Streife angefordert und seine Kollegen auch gebeten, Hauptkommissar Michels zu verständigen. Er ging ein gutes Stück vom Strand weg. Angesichts dieses Fundes war ihm alles andere als wohl in seiner Haut. Der alte Mann gesellte sich zu ihm, denn heute gab es endlich einmal etwas zu erleben. Zudem fühlte er einen gewissen Stolz, weil ausgerechnet sein Hund das Tier gefunden hatte.
„Was passiert nun?“ fragte er den Polizisten. „Werden sie das Tier bergen und untersuchen?“
Dieser sah ihn verständnislos an. Die Frage war ziemlich überflüssig. Aber er zwang sich, höflich zu bleiben. „Ja, das werden wir. Sie können dann ruhig weitergehen. Wir machen das hier schon.“
Aber er hatte sich in dem Mann getäuscht. Der wollte sich nicht einfach so abschieben lassen. So blieb er einfach ein paar Meter entfernt stehen und tat so, als ob er die Vögel, die in den Sträuchern saßen, beobachten würde. Der Polizist resignierte und sagte nichts weiter. Solange dieser Opa nicht störte oder ihn mit weiteren Fragen bombardierte, war ihm das egal. Zumindest konnte er hoffen, bald hier weg zu kommen. Die Minuten kamen ihm vor wie Stunden. So lange konnten die doch nicht brauchen! Er wollte gerade noch einmal nachfragen, da fiel sein Blick auf den Hund, der noch immer in der Gegend herumlief. Seine Bewegungen wirkten mit einem Mal abgehackt und unkoordiniert. Oder täuschte er sich? Dann lief der Hund auf den alten Mann zu. Aber anstatt sich streicheln zu lassen, biss er ihn plötzlich in den rechten Unterschenkel und begann, heftig daran zu zerren. Der Mann war einen Moment völlig überrascht, fing dann aber an zu schreien und wollte den Hund abschütteln. Er zog an seinem Halsband, was den Hund aber nur noch wilder machte. Der Polizist sprang hinzu und wollte den Hund an der Kehle packen in der Hoffnung, dass er loslassen würde. Aber bei diesen schnellen Bewegungen bekam er ihn nicht zu fassen. Eine Waffe hatte er nicht dabei, und so versuchte er, den Hund ruckartig am Schwanz zu ziehen. Beim dritten Versuch hatte er ihn fest im Griff und riss ihn herum. Der Hund ließ vor Schmerz wirklich los und wollte sich aber nun auf den neuen Gegner stürzen. Aber plötzlich sackte er in sich zusammen und fing an, unkontrolliert zu zucken. Nach vielleicht zehn Sekunden wurde er ruhig.
Der Polizist ging zu dem Mann, der wimmernd auf dem Boden saß und sich sein Bein hielt. „Was ist mit ihm“ fragte er.
„Ich weiß es nicht“, gab der Polizist zu. „Er liegt jetzt ganz friedlich da. Aber ich weiß nicht, ob er ...“ Er brachte es nicht fertig, den Satz zu vollenden. Stattdessen wandte er sich um und rief einen Krankenwagen. Gerade in dem Moment tauchte eine Kollegin auf.
„Moin!“ rief sie. „Was gibt´s denn aufregendes so früh am Morgen?“ Sie war der fast klischeehafte Typ einer Polizistin. Mittelgroß, sportliche Figur, hübsch und die schulterlangen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Anstelle einer Antwort setzte er sich langsam in den Sand. Seine Kollegin wurde schlagartig ernst, als sie begriff, was hier los war. „Um Gottes willen! Was ist denn hier passiert?“ Und mit Blick auf den Mann: „hast du schon einen Arzt gerufen?“
„Ja klar“, erwiderte er matt. Er brauchte ein paar Sekunden, bis er seine Kollegin ansehen konnte. „Ich erzähle dir das nachher, wenn Michels da ist. Wir haben etwas im Wasser gefunden, da drüben direkt am Anfang des Schilfgürtels. Aber bleib auf Abstand. Da stimmt was nicht.“
Sie nickte zwar, aber die Neugier war doch stärker. Vorsichtig ging sie zum Wasser hinunter und spähte in das Schilf. Nach kurzer Zeit kam sie langsam wieder zurück. „Ich glaube, wir brauchen Verstärkung. Ich werde …“
„Guten Morgen!“, grüßte Rainer Michels schon von weitem. „Ist wieder ein Wildschwein zerlegt worden?“
„Nein“, antwortete der Polizist, der alles hautnah miterlebt hatte. „Ich glaube, wir haben den Mörder gefunden. Er treibt dahinten tot im Wasser. ER ist ein Tier, fast wie ein Krokodil. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Und irgendwas ist damit nicht in Ordnung. Es ist noch immer gefährlich.“
Michels sah ihn ungläubig an. „Was sagen Sie da? Wenn es tot ist, was soll dann noch passieren?“
„Der Hund hier hat das Tier entdeckt und ist ins Wasser gesprungen, bevor wir reagieren konnten. Er hat versucht, es an einem Bein aus dem Wasser zu ziehen. Dann hat er aufgegeben und ist zurückgekommen. Nach kurzer Zeit verhielt er sich merkwürdig und hat sein Herrchen gebissen. Der Arzt ist übrigens schon unterwegs. Dann lag er da.“ Und leise fuhr er fort: „ich fürchte, er ist tot. Vielleicht ist das Tier dahinten giftig.“
Rainer bedankte sich und ging zu dem alten Mann. Er stellte sich kurz vor und versuchte ihn zu beruhigen. „Der Arzt ist gleich hier. Und wir werden uns um die Sache kümmern.“
„Aber was ist mit meinem Hund“, fragte dieser ängstlich. Er schien zu ahnen, dass er nie wieder mit ihm spazieren gehen würde.
„Es tut mir leid, aber ich fürchte, Ihr Hund ist tot. Es würde uns sehr helfen, wenn wir ihn mitnehmen dürfen, um herauszufinden, woran er gestorben ist.“ Er wählte bewusst diesen Ausdruck, da er spürte, dass der Hund mehr als nur ein Haustier für den Mann war.
Der Rentner war den Tränen nahe. „Ich weiß doch nicht, was in ihn gefahren ist. Warum hat er mich plötzlich gebissen?“ Er schluchzte. „Aber gut, wenn es Ihnen weiterhilft, nehmen Sie ihn mit. Aber ich möchte ihn bei mir beerdigen.“
„Ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihren Hund zurück bekommen“, tröstete Michels. „Sehen Sie, da kommt der Arzt. Ich wünsche Ihnen gute Besserung für Ihr Bein, und wir melden uns dann wieder bei Ihnen. Darf ich den Arzt nach Ihrer Nummer fragen?“
„Ja, machen Sie nur. Hauptsache, ich bekomme ihn wieder.“
Der Notarzt kam heran und betrachtete die Wunde. „Können Sie aufstehen?“
„Jaja, das geht schon. Ist ja nicht tief und tut auch kaum weh.“ Aber sein verzerrter Gesichtsausdruck strafte ihn Lügen. Michels musste unwillkürlich über den Alten lächeln, obwohl die Situation alles andere als lächerlich war. Er wendete sich wieder an den Polizisten. „Wo ist das ominöse Tier?“
Dieser deutete an die Stelle im Schilf. „Dort drüben, rechts neben dem Ende des Strandes im Schilf.“
Michels ging vorsichtig heran, konnte aber kaum etwas erkennen. Er hatte plötzlich wieder das Bild des zerfetzten Wildschweines vor Augen und beeilte sich, vom Wasser wegzukommen. Selbst wenn das Tier wie tot aussah, war es das wirklich? Er wies die beiden Streifenpolizisten an, die Fundstelle abzusichern und alle Spaziergänger mit einem Vorwand von der Stelle fernzuhalten. Das Tier musste schleunigst abtransportiert und untersucht werden. Ihm fiel der Zahn wieder ein, den sie beim letzten Mal in der Nähe gefunden hatten. Er beschloss, Dr. Tamm und seine ehemalige Chefin, Frau Oberfeld - oder so ähnlich - anzurufen, wenn er zurück im Büro war.
Auf dem Weg zum Auto kamen ihm zwei jüngere Frauen entgegen, beide mit einem Labrador an langen Leinen. Er erschrak, als einer der Hunde stürmisch auf ihn zulief. Im letzten Moment zog ihn seine Besitzerin zurück und entschuldigte sich bei ihm. Bevor er etwas sagen konnte, hörte er rechts neben sich im Unterholz ein Rascheln, das schnell näher kam. So, als ob mehrere Tiere sich auf brachiale Weise einen Weg durch das Gebüsch bahnten. Wildschweine, etwas anderes konnte es nicht sein. Aber um diese Zeit? Bevor er weiter überlegen konnte, brachen plötzlich fünf große Wildschweine aus den Büschen und stürzten sich auf die völlig überraschten Hunde. Die beiden Frauen schrien auf und versuchten, ihre Hunde zurück zu ziehen. Aber bei denen waren die Instinkte stärker, und sie hörten überhaupt nicht mehr auf ihre menschlichen Besitzer. Sie gingen ebenfalls auf die Schweine los, hatten aber gegen die offenbar tollwütigen Schwarzkittel kaum eine Chance. Die Hauer richteten die Hunde fürchterlich zu, und erst als beide regungslos am Boden lagen, rannten die Schweine zurück in das Unterholz. Michels war völlig perplex. Er fühlte sich wie in einem Alptraum. So etwas hatte er noch nie erlebt, und die Überraschung machte ihn für die wenigen Augenblicke, die das gedauert hatte, völlig handlungsunfähig. Erst das Geschrei der beiden Frauen weckte ihn wieder auf. Sie stürzten sich auf die beiden leblosen Hunde und versuchten, ein Lebenszeichen zu finden. Aber vergeblich, die Schweine hatten mit aller Brutalität ganze Arbeit geleistet.
Michels konnte langsam wieder klar denken. Warum waren die Schweine so extrem aggressiv? Und warum gingen sie nur auf die Hunde los und ignorierten die Menschen komplett? Was war hier los? Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen diesem Vorfall und dem Hund des Rentners, der sich ja schließlich auch ziemlich merkwürdig verhalten hatte und sogar sein Herrchen gebissen hatte? Er hoffte, die Antwort nach der Untersuchung des Tieres im Wasser zu bekommen.
Er ging auf die beiden Frauen zu, die noch immer nicht von ihren geliebten Hunden lassen konnten. Er konnte ihren Schmerz gut nachvollziehen, denn vor ein paar Monaten war sein eigener Hund von einem Auto angefahren und so schwer verletzt worden, dass er ihn hatte einschläfern lassen müssen.
„Entschuldigen Sie“, begann er. „Ich habe das eben alles miterlebt. Es tut mir sehr leid um ihre beiden Hunde.“
Die beiden beachteten ihn erst gar nicht. Dann sah eine von ihnen zu ihm auf. „Was war das?“ fragte sie mit tränenerstickter Stimme.
„Ich weiß es auch nicht. Aber ich versichere Ihnen, dass ich alles daran setzen werde, es herauszufinden“, versuchte er, die beiden zu trösten.
„Wie wollen Sie das denn machen? Sind Sie Biologe? Oder von der Polizei?“
„Letzteres. Und ich muss leider auch sagen, dass Sie nicht die ersten sind, die ihre Hunde verloren haben.“ In dem Moment, wo er das gesagt hatte, bereute er es auch schon. Das war ihm noch nie passiert. Und genau die befürchtete Reaktion trat auch ein.
Eine der beiden Frauen schrie ihn an: „Was passiert hier? Sagen Sie uns, was hier los ist! Wir haben ein Recht darauf!“
„Ich würde es gern tun, aber ich bin momentan genauso ratlos wie Sie. Aber bitte glauben Sie mir, wir gehen der Sache mit höchster Priorität nach.“
„Aber Sie müssen doch jetzt etwas tun!“
„Ja, das mache ich auch. Ich werde dafür sorgen, dass diese Wildschweine keinen weiteren Schaden mehr anrichten können. Und jetzt muss ich mich entschuldigen, ich will keine Zeit verlieren.“
Er verabschiedete sich mit einem Kopfnicken und ging zu seinem Wagen zurück. Als er im Auto saß, atmete er ein paar Mal tief durch, bis sich sein Plus langsam wieder beruhigte. In was um alles in der Welt war er hier hinein geraten? Das hatte nichts, aber auch gar nichts mit all dem zu tun, was er in seinen fast dreißig Berufsjahren erlebt hatte. Er fuhr sich durch sein mittlerweile etwas spärliches Haar und kramte dann sein Handy aus der Jackentasche. Er wollte nicht warten, bis er wieder im Büro war. Wer weiß, was ihn dort alles erwartete. Die Nummer von Dr. Tamm hatte er eingespeichert. Er gehörte zu den Leuten, die sich kaum eine Zahl merken konnten außer dem eigenen Geburtstag.
„Ja, Tamm hier.“ meldete sich sein Gesprächspartner.
„Michels von der Kripo. Guten Morgen. Ich war letztens bei Ihnen wegen des ominösen Zahns. Vielleicht erinnern Sie sich.“
„Ja, natürlich. Was verschafft mir die erneute Ehre?“ wollte Andreas Tamm wissen. „Wir haben noch keine endgültigen Ergebnisse. Eine solche Sache dauert eben länger als ...“
„Entschuldigen Sie, dass ich unterbreche. Aber ich fürchte, ich kann noch einen draufsetzen. Wir haben offenbar nun auch den Besitzer des Zahns gefunden. Das Vieh treibt hier tot im Wasser. Und ein Hund, der es rausziehen wollte, spielte plötzlich verrückt, hat sein Herrchen gebissen und ist dann tot umgefallen. Und die Wildschweine sind auch nicht mehr die alten. Sie haben eben vor meinen Augen zwei Hunde angegriffen und vermutlich getötet. Ich brauche Antworten. Wann können wir uns treffen?“ Michels hatte sich in Rage geredet. Trotz seiner Routine war das doch zu viel neues, und er hatte nicht einmal den Schimmer einer Ahnung, mit was er es zu tun hatte.
Tamm brauchte einen Moment. „Äh, Herr Michels, Antworten. Ja, Antworten wollen wir beide. Wenn Sie wollen, kommen Sie direkt ins Labor. Sie wissen ja jetzt, wo das ist. Können Sie das Tier mitbringen?“
Michels dachte sich: klar, wenn jemand etwas mit dem Kadaver anfangen konnte, dann dieser Tamm. „Ja, ich werde alles Notwendige veranlassen. Machen Sie aber schon mal Platz, das Vieh ist schätzungsweise fünf Meter lang. Und den toten Hund bringe ich auch gleich mit.“
„Kein Problem. Aber ich bitte Sie inständig, es gut zu verpacken. Was ich am wenigsten brauchen kann, sind neugierige Journalisten, die nur heiß auf eine gute Story sind.“
„Ja ja, schon klar. Ich werde schon aufpassen.“ Er rief Dietmar Junghans an. „Du, wir haben das Tier, das zu dem Zahn gehört, gefunden. Bring ein paar Leute und einen Wagen mit, der groß genug ist, ein fünf Meter langes Krokodil zu transportieren.“ Er gab ihm noch ein paar Anweisungen und die Adresse des Instituts. „Und pass auf, dass es möglichst unauffällig aussieht. Ich fürchte, die Presse steht schon in den Startlöchern.“
Bei dem Stichwort fiel ihm ein, dass es wohl klug wäre, eine beschwichtigende Pressemitteilung zu verfassen, um diese Geier ruhig zu stellen. Er hatte auch schon eine Idee, wie: Ein Krokodil, das offenbar von seinem Privatbesitzer ausgebrochen war, hatte sich in den Flughafensee geflüchtet. Das Tier hatte ein paar Enten und Fischen sowie einen ahnungslosen Hund gefressen und war dann auf unerklärliche Weise verendet. Damit müssten sich auch eventuelle Augenzeugen ruhig stellen lassen. Er hatte allerdings leichte Zweifel, dass es erfolgreich sein würde, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
Er sinnierte eine Weile vor sich hin, bevor er losfuhr. Dann fielen ihm wieder die Wildschweine ein, und er wählte erneut die Nummer von Dietmar Junghans. Nach dem sechsten Ton ging der Anrufbeantworter an. Michels fluchte lautlos, besann sich dann aber und hinterließ den Auftrag, den hiesigen Förster oder Jäger zu informieren und die besessenen Schweine abschießen zu lassen, bevor noch mehr Schaden angerichtet würden. Und die erlegten Schweine seien Beweismaterial und demzufolge der Polizei zu übergeben. Die sie dann an Dr. Tamm zur Untersuchung gibt, fügte er gedanklich hinzu.
Nach einer weiteren kurzen Überlegung fiel ihm nun wirklich nichts mehr ein. Bis auf ein leckeres Frühstück, das er sich jetzt mehr als verdient hatte.