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„Ich habe keinen Bock mehr auf den Scheißkerl!“ Silke hatte Tränen in den Augen. Sie saß mit ihren besten Freundinnen in ihrer Stammkneipe in Bochum. Seit zweieinhalb Stunden war Arndt das beherrschende Thema. Silke war mit ihm jetzt schon achtzehn Monate zusammen, für ein Mädchen von gerade mal zwanzig Jahren war das eine reife Leistung. Ihre Freundinnen beneideten sie – anfangs zumindest, denn Arndt war ein Bild von einem Mann: 1,90 m groß, halblanges dunkelblondes Haar, das er immer lässig mit Haarwachs zurücklegte. Und er war bestimmt zehn Jahre älter als Silke. Sie hatte ihn nie gefragt. Die Gewissheit, dass es so war, hatte Arndt für Silke umso begehrenswerter gemacht. Er war schlank, aber trotzdem sportlich, hatte – soweit man das beurteilen konnte – gute Manieren und war – soweit Silke das beurteilen konnte – ein leidenschaftlicher Liebhaber. Seit ein paar Wochen war allerdings irgendwie der Wurm drin. Arndt war drei Monate in Schweden gewesen, sein Job als Salesmanager brachte es so mit sich. Silke hatte in diesem Zeitraum mehrere dubiose SMS-Nachrichten von ihm erhalten, in denen er von einer Frau schrieb, mit der er fast täglich zu tun hatte. Offenbar war das die Anwältin der Firma, mit der er zukünftig Geschäfte machen wollte. Wie sich herausstellte, war sie fünfzehn Jahre älter als Arndt und hatte ihn nach allen Regeln der Kunst verführt. Feststellen ließ sich dies für Silke erst, als Arndt – nachdem er bereits zwei Wochen zu Hause war – immer noch keine rechte Lust auf Silke zu verspüren schien. „Raus mit der Sprache“, legte sie plötzlich los, „was ist da mit dir und dieser Anwältin gelaufen?“ Die Antwort „Es war nur Sex“ und Silkes schallende Ohrfeige erfolgten quasi zeitgleich. Natürlich hatte sie irgendwie immer damit rechnen müssen, dass ein Mann von Ende zwanzig nicht auf ewig mit einem deutlich jüngeren Mädchen zusammenbleiben würde, aber auf diese schäbige Art und Weise wollte sie nun doch nicht abserviert werden.

Sie sah Karl im hinteren Teil der Kneipe sitzen. Ihre Blicke hatten sich jetzt ein paar Mal gekreuzt. Irgendetwas Flirrendes lag da in seinen Augen. Nicht, dass es ihr scheißegal war, mit wem sie es Arndt heimzahlen würde, aber dieser Knilch da hinten war weit weg von einem, „mit dem man es mal probieren könnte“. Sarina, ihre beste Freundin, war sehr lax in ihrer Einstellung zu Sex, Verhütung und dem ganzen Drumherum. Sie wollte, bis sie zwanzig war, „so viele Kerle ins Bett kriegen, wie sie Haare an der Muschi hatte“. Immer, wenn sie diesen Spruch raushaute, kiekste die Mädelsrunde und lief der Reihe nach rot an. Sarina war nämlich „untenrum glatt wie ein Babypopo“, was ihrer vorherigen Bemerkung eine gewisse Süffisanz verlieh.

Irgendetwas Flirrendes. Egal, sie musste heute noch was erleben. Am besten etwas Handfestes. Etwas, das ihr noch Wochen später die Schamesröte ins Gesicht treiben würde, wenn sie sich daran erinnerte. Silke war nun soweit: Dieser geheimnisvolle Unbekannte sollte es werden. Heute Nacht! Wenn Arndt es mit einer MILF treiben konnte, warum sollte sie dann nicht auch mit einem, sagen wir mal, etwas reiferen Herrn in die Kiste springen? „Geht schon mal vor!“, rief sie ihren Freundinnen zu. „Ich hab hier noch was zu erledigen.“ Sarina klatschte Silke ab: „Treib’s nicht zu doll … ach was: Leg einfach noch ’ne Schippe drauf!“

Karl Ressler sollte in dieser Nacht ein Experiment wagen, das er nun zum ersten Mal an einem Menschen ausprobierte.

Karlchen

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