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Der Sex letzte Nacht war gut. Wirklich gut. Wann hatte er das letzte Mal … ein zutiefst angenehmer Nachklang der Erregung durchzog ihn. Neben ihm lagen seine beiden Eroberungen des letzten Abends. Sie mochten höchstens Mitte zwanzig sein, die eine hieß Sanja, den Namen der zweiten hatte er vergessen. Egal, Modrich hatte seinen Spaß gehabt. Mehr noch: Er hatte sich und der ganzen Welt, also zumindest der Welt, in der er sich am vergangenen Abend aufgehalten hatte, bewiesen, dass ein Mann seines Alters noch durchaus attraktiv auf das weibliche Geschlecht wirken konnte. Natürlich war er mit seinen 42 Jahren noch nicht ganz raus aus dem Rennen, wenn es um Frauen ging, aber die Frotzeleien unter seinen Kollegen auf dem Revier waren schon bemerkenswert. Immerhin war Peer Modrich seit fünf Jahren Single, und die Zeit, eine neue Beziehung aufzubauen, hatte er als Chef der Sitte einfach nicht. Zu viel Dreck stapelte sich tagein, tagaus auf seinem Schreibtisch. Die Welt war wie ein Katzenklo, lautete eine seiner Lebensweisheiten. Auch wenn du es noch sooft säuberst, den fiesen, säuerlichen Geruch kriegst du einfach nicht raus.

Er hatte in seiner Karriere bislang knapp 80 % aller Verbrechen aufklären können, darunter den Fall des Familienvaters aus Hamm-Uentrop, der jahrelang seinen Neffen missbrauchte, gleichzeitig aber mit seiner Frau und den beiden Söhnen ein geradezu vorbildliches Leben führte. Der schöne Schein war es, der den Ermittlern des Öfteren einen Streich spielte, wenn es um die Aufklärung von Sexualstraftaten ging. Man sah es ihnen einfach nicht an. Die Frau des Hammer Familienvaters rammte ihrem Ehemann ein Brotmesser ins Bein, als sie von seinen Eskapaden erfuhr. Heute sitzen sie beide ein, die beiden Söhne wachsen bei Verwandten auf, die heile Familienwelt ist unwiderruflich zerstört.

Modrich wollte seine Hand auf den Hintern von Sanjas Freundin legen, als das Telefon klingelte. „Mädchenleiche im Hemmerder Forst“, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung, ehe sie sich als Polizeiobermeister Peter Lücke identifizierte.

„Mädels, aufstehen!“, rief Modrich seinen beiden Eroberungen zu und klatschte in die Hände. Sanja und ihre Freundin schreckten hoch, rieben sich zeitgleich den Schlaf aus den Augen und rollten sich aus dem Bett. Dabei rutschte Sanja das seidene Unterhemd hoch. Modrich bemerkte das und war für einen Moment versucht, wieder zurück ins Bett zu hüpfen und die nächste Runde einzuläuten. „Können Friedi und ich wenigstens noch ’nen Kaffee trinken?“ Friedi, richtig. Kurzform von Friederike – hatte sie Modrich noch in epischer Breite am Abend vorher erklärt. Offenbar hatte er da schon nur noch Augen für ihre malerischen Brüste gehabt, die er im Laufe der Nacht fortwährend liebkost hatte. „Tut mir echt leid, aber ich muss sofort los. Packt eure Sachen zusammen und dann raus! Ich melde mich bei euch.“

Am Tatort kam ihm seine Kollegin Gudrun Faltermeyer entgegen. Guddi, wie er sie nannte, war Mutter von Zwillingen und sah wieder einmal grenzenlos übernächtigt aus. Da half auch der Pott mit schwarzem, starkem Kaffee nicht, den sie zu sich nahm, als sei er Medizin. „Was haben wir hier?“ „Simone Breisig, vierzehn Jahre alt. Jemand hat ihr den Schädel mit einem stumpfen Gegenstand zertrümmert und sich dann an ihr vergangen … kein schöner Anblick!“ „Irgendwelche Hinweise auf den Täter?“ Guddi hob die Augenbrauen: „Oh ja, jede Menge sogar. Die Spurensicherung klaubt gerade alles zusammen. Scheint eine spontane Tat gewesen zu sein. Allerdings: Wir haben das hier bei der Leiche gefunden.“ Modrich schaute einigermaßen ratlos auf die Schallplatte. „Saturday Night Fever? Die Bee Gees als Begleitmusik für ein Kapitalverbrechen? Seltsam. Sind die Angehörigen informiert?“ „Nein“, erwiderte Guddi, „sie wohnen keine fünf Kilometer von hier in Werl. Bernd und Manuela Breisig. Ich hasse diesen Job.“

Karlchen

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