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EINIGE PERSÖNLICHE ANMERKUNGEN ZU DIESEM BUCH

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Die Thematik dieses Buches beschäftigt uns, Conny Boersch und Thomas Middelhoff, schon seit vielen Jahren. Angesichts der Chancen, die uns allen durch die Digitalisierung geboten wurden, durften wir persönliche Sternstunden erleben – und ebenso entsprechende Niederlagen. Wir sind dankbar, dass wir die einmalige Gelegenheit hatten, bei der Digitalisierung von Anfang an „dabei zu sein“ und an dieser Entwicklung unternehmerisch gestaltend mitzuwirken.

Dies hindert uns allerdings nicht daran, Kritik zu üben. Kritik vor allen Dingen daran, dass in der Bundesrepublik in den zurückliegenden 20 Jahren falsche Weichenstellungen in Sachen Digitalisierung vorgenommen oder die richtigen unterlassen wurden. Wie immer sieht sich hierfür niemand in der Verantwortung, oder man weist die Verantwortlichkeit für die Fehlentwicklungen bei der Digitalisierung anderen zu.

Wir stellen uns die Frage: Wie konnte es in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten zu einem solchen kollektiven Versagen der Manager, Unternehmer, Politiker und Investoren kommen? Wir trugen ebenfalls Verantwortung und beziehen uns selbst deshalb ausdrücklich in unsere Kritik mit ein.

Vor dem Hintergrund unserer persönlichen Erfahrungen in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen – Conny als Unternehmer und Politikberater und Thomas als Manager – hatten wir, Monate bevor so etwas wie ein Ausbruch von Covid-19 auch nur zu ahnen war, bereits den Entschluss gefasst, über unsere Beobachtungen und Erkenntnisse bezüglich der unzureichenden Digitalisierung unseres Landes zu schreiben. Wohl wissend, dass wir uns möglicherweise hierfür öffentliche Prügel und die heftige Kritik unserer Kollegen einhandeln würden.

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist dieses Anliegen um ein Vielfaches dringlicher geworden. Offensichtlich teilen auch andere Beobachter unsere diesbezüglichen Sorgen. So nahm zum Beispiel die EU-Kommission die Erfahrungen, die während des durch Covid-19 bedingten Lockdowns gesammelt werden konnten, zum Anlass, in einem Grundsatzpapier den digitalen Ausbau der Europäischen Union bis 2025 zu planen. Ebenso fordert der deutsche Digitalrat neuerdings eine digitale Ausbildung für alle.

Wir sehen jedoch die große Gefahr, dass es sich hierbei um halbherzige Forderungen handelt und dass dieser dramatische Einschnitt, den wir durchleben – ein ganzes Land, nein, nahezu die ganze Welt wird in einen Stillhaltezustand versetzt, dessen Konsequenzen im Augenblick der Entscheidung wohl in keinster Weise überschaubar sind –, dass also dieser dramatische Einschnitt nicht als das verstanden wird, was er auch ist: nämlich nicht nur eine Katastrophe für sehr viele von den Auswirkungen eines Lockdowns direkt Betroffene, die um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten müssen. Sondern auch und vielmehr – im Blick auf die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands insgesamt – eine Chance, endlich aus dem digitalen Dornröschenschlaf zu erwachen, in den wir seit dem Zusammenbruch der New Economy versunken sind, und Deutschland zu einer führenden digitalen Nation zu entwickeln. Das wäre die große Chance der historischen Stunde. Werden wir sie nutzen?

Was wir um uns herum wahrnehmen, lässt uns allerdings daran zweifeln und weckt Befürchtungen. Wir befürchten, dass, auch politisch motiviert, an alten Industriestrukturen festgehalten werden soll, die – und das ist schon heute deutlich erkennbar – keine Zukunft mehr haben. Wir befürchten, dass durch diese erneute Fehlsteuerung die nachfolgenden Generationen mit der Abzahlung von Hypotheken auf die Zukunft belastet werden, ohne dass man sie heute fragt, ob sie die Subventionen überhaupt befürworten. Diese werden verteilt, als gäbe es ein Füllhorn, für das niemand später einmal den Gegenwert erwirtschaften müsste.

Persönliche Angriffe sind nicht das Anliegen dieses Buches. Sollten sich Einzelne durch unsere Kritik verletzt fühlen, bedauern wir das sehr. Wir möchten niemanden persönlich angreifen. Vielmehr wollen wir Fehlentwicklungen in der Haltung zur Digitalisierung in Deutschland und deren Ursachen aufzeigen. Wir wollen gesellschaftliche Fragestellungen, die sich mit der Digitalisierung verbinden, im Licht unserer Erfahrungen diskutieren – Erfahrungen, die wir auch während der Corona-Pandemie sammeln konnten. Mit einem 10-Punkte-Plan wollen wir zudem zeigen, wie die Bundesrepublik zu einer der führenden digitalen (Wissens-)Nationen entwickelt werden kann – und zwar bis zum Jahr 2030.

Mit diesem Buch möchten wir einen Beitrag dazu leisten, dass dieses Land sich nicht länger von schlechten und schlecht bewältigten Erfahrungen der Vergangenheit mit sogenannten New Economy-Unternehmen lähmen lässt. Und dass Deutschland den Anschluss an die Weltspitze im Bereich Digitalisierung schafft, den wir in anderen Bereichen nicht verloren haben. Denn unsere Zukunftsfähigkeit hängt davon ab. Dies sind wir ganz besonders den nachfolgenden Generationen in Deutschland schuldig.

Zukunft verpasst?

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