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12. Policia Federal

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Die Autokolonne fuhr in den Polizeihof ein, der von einer hohen Mauer und Stacheldraht umgeben war. Das riesige Tor schloss sich hinter uns. Wir drei wurden wie Schwerverbrecher aus den Autos gezerrt und vor eine Wand gestellt. „Hallo, ich bin eigentlich nur ein arbeitsloser Handwerker aus Pforzheim, der bisher in seinem Leben noch nie mit dem Gesetz im Konflikt war“, wollte ich am liebsten rufen, doch wen hätte das jetzt interessiert? Die Fakten waren für die Polizisten eindeutig: Ich hatte bei dem Zugriff gerade das Sportgerät in der Hand gehabt und somit war ich in den Augen der Policia der Drahtzieher – ein Schwerstverbrecher also!

Zwanzig Polizisten standen im Abstand von fünf Metern vor uns in einer Reihe. Wie ein Exekutionskommando, dachte ich. Zwanzig Gewehrmündungen waren auf uns gerichtet. Zwischen den Polizisten und uns befand sich auf dem Boden liegend das Paket. Ein Polizist ging ins Haus, um eine Bohrmaschine zu holen. Die Sonne brannte unbarmherzig auf uns herab und mir lief der Schweiß. „Wann wache ich aus diesem Albtraum wieder auf?“, fragte ich mich immer wieder.

Das Paket wurde ausgepackt und ein Stepper kam zum Vorschein. Die Bohrmaschine wurde angesetzt und der Bohrer kreischte. Plötzlich brach lauter Jubel unter allen anwesenden Polizisten aus. Sie schrien und rissen ihre Arme in die Höhe, in der einen Hand das Gewehr und die andere zur Siegerfaust geballt: Aus dem Bohrloch rieselte leise der Schnee, weißes Pulver, Kokain, und ich fragte mich, ob dies nun mein Todesurteil war.

Während sich mein Blick schon langsam verdunkelte, schaute Heiko immer noch siegessicher in die Runde. Ihm konnte ja keiner etwas nachweisen. Was hatte er schon mit diesem Paket zu tun? Nichts! Deshalb würde er sicherlich schon bald wieder freikommen.

Wir wurden ins Gebäude geführt, Treppe hoch, jeder in einen separaten Raum. Natürlich immer mit einem Polizisten, der in der Ecke stand und unaufhörlich seine Waffe auf uns gerichtet hielt. Und dann begann die Verhör-Tortur. Dreizehn Stunden am Stück wurden wir befragt, gedemütigt, unter Druck gesetzt und bedroht, ohne Essen und mit nur wenig Wasser, das wir in Abständen vorgesetzt bekamen. Ich fragte nicht danach, woher das Wasser kam, sondern schüttete es einfach in mich hinein. Im Grunde wollte ich es auch gar nicht wissen, denn das trübe Gesöff sprach seine eigene Sprache. Doch mein Durst war höllisch. Vielleicht wollen die uns ja auch mit verunreinigtem Wasser absichtlich krank machen, schoss es mir durch den Kopf.

Sie bombardierten mich mit Fragen über Fragen und die ganze Kommunikation lief auf Englisch. Ich versuchte so gut ich konnte zu erklären, dass ich eigentlich ein netter Kerl war, ein unbeschriebenes Blatt, etwas naiv zwar, aber im Grunde niemandem etwas Böses wollte. Dass ich hier in etwas hineingeschlittert war, das ich mir vor einer Woche selbst noch nicht hätte vorstellen können. Doch es war, als spräche ich mit einer Wand, an der alles abprallte.

Spät abends wurden wir dann in eine Zelle geführt, in der wir drei für weitere zwei Tage zusammen eingekerkert blieben: Ohne Stuhl, ohne Tisch, ohne Bett, ohne Waschgelegenheit, in der Ecke ein Loch, in das man seine Notdurft verrichten musste. Völlig erschöpft schauten wir uns nur an, kraftlos, zu müde, um noch miteinander zu reden. Jeder von uns bekam einen Teller Reispampe mit Bohnen vor die Füße gestellt. Alleine der Anblick verursachte in mir Übelkeit. Oder war es das Wasser, das langsam seine krankmachende Wirkung zeigte? Wortlos legten wir uns auf den nackten Steinfußboden, um etwas Ruhe zu finden.

Ein unruhiger Schlaf übermannte mich: Dämonen mit hässlichen Fratzen hielten mir Messer an die Kehle und zwangen mich, in ein trübes Gewässer voller Blutegel zu springen. Die saugten mir das Blut aus und mit dem Lebenssaft wich langsam, aber sicher auch die Hoffnung. Hilflos bemerkte ich, wie die Dämonen am Ufer mir tatenlos beim Sterben zusahen, laut lachend, sich die Hände reibend, einen Freudentanz aufführend und mit kreischender Stimme Hurra schreiend. Überall lag Schnee. Ein riesiges Tier biss mir in den Nacken und zog mich in die dunkle, endlose, bodenlose Tiefe. Mit letzter Kraft griff ich nach hinten und versuchte mich aus dem Biss des Ungeheuers zu befreien … Vergeblich! Ich wachte auf. Ein Wärter hatte mich am Nacken gepackt und zwang mich, mit ihm zu gehen.

Freiheit hinter Gittern

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