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3. Muskeln, Frauen und – Koks
ОглавлениеHeiko Heller war Chef des Fitnessclubs in Pforzheim, bei dem ich mich nach dem Telefonat mit meinem Bruder einschrieb. Er war Anfang dreißig und sprühte vor Energie und Tatendrang. Mit allem, was ein Mann sich wünschte, konnte er aufwarten: Geld, Muskeln, Frauen und Autos. Wir beide verstanden uns auf Anhieb, empfanden fast so etwas wie Seelenverwandtschaft. Plötzlich machte mein Leben wieder Sinn, denn ich wusste, wofür ich morgens aufstand. Trainieren wurde zu meinem Lebensinhalt. Außerdem traf ich hier im Sportstudio täglich interessante Leute mit noch interessanteren Tätigkeiten. Millionärssöhne trainierten neben Zuhältern und Kleinkriminellen und alle hatten nur ein Ziel: Muskelaufbau pur; einige setzten dafür auch die notwendigen Testosteron-Präparate ein.
Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft, die zusammen trainierte und immer wieder auch zusammen kokste. Aus dieser explosiven Mischung von Sport und Drogen entstand die wahnwitzige Idee, mit Prostituierten aus Osteuropa Geld zu verdienen. Mein Bruder Christoph, der selbst jahrelang seinen Körper mit Bodybuilding gestählt hatte, hatte gewollt, dass ich durch den Sport nicht auf dumme Gedanken kam. Doch hier in Heikos Fitnessclub wartete eine idiotische Idee nach der anderen auf mich. Ich wollte leben, ich wollte glücklich sein und war bereit, alles dafür zu tun! Ganz tief in mir regte sich allerdings auch Widerstand: Wollte ich wirklich mitverantwortlich sein, wenn es darum ging, Frauen aus dem Ausland zu holen und sie auf den Strich zu schicken? Nein, das konnte ich mit meinem Gewissen dann doch nicht vereinbaren. Deshalb sah ich zu, dass ich aus dieser Nummer schnell wieder rauskam.
Ich trainierte wie ein Besessener und hatte nur noch mein Aussehen im Kopf: Eitel bis zum Scheitel. In diesen Wochen nahm auch mein Kokskonsum immer mehr zu. Schließlich befand ich mich vier Wochen im Dauerrausch, voller Euphorie und Energie, so lange, bis mir das Blut aus der geschundenen Nase lief.