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Landschaften in Arabien

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Die Tatsache, dass unter dem Strich eine Abwanderung stattfand, erklärt sich zum Teil aus dem Braunton auf der Niederschlagskarte: Der Fruchtbare Halbmond bietet Möglichkeiten zur Bewässerung, aber der übrige Subkontinent ist auf den ersten Blick kein Land von Milch und Honig, geschweige denn von Öl und Gas. Und doch gibt es viel mehr Vielfalt, als es zunächst den Anschein hat.

Die klassische Dreiteilung von Arabien gilt praktisch immer noch. Arabia Petraea, das „Felsige Arabien“, umfasste den nordwestlichen Teil, vorwiegend das Gebiet der Nabatäer mit der Hauptstadt Petra, was „Fels“ bedeutet (der ortsübliche Name ist nicht bekannt). Arabia Felix, das „Glückliche Arabien“, umfasste eine riesige Fläche – die südlichen zwei Drittel der Halbinsel, über die lokale südarabische Königreiche mehr oder weniger die Macht ausübten. Einige Teile dieses Gebiets waren klimatisch gesehen glücklicher als andere, doch das Glück hing in gleichem Maße ab von den großen Mengen ausländischer Devisen, die hineinströmten, wie von Weihrauch und anderen Harzen, die hinausströmten, sich in Tempeln rituell verbreiteten und als Parfum für die Lebenden und im Besonderen für die Toten rund um das Mittelmeer dienten. Die Duftstoffe aus Arabia Felix stammen von kümmerlichen, stacheligen Bäumen, die in einer trockenen und unwirtlichen Umgebung gedeihen. Hauptsächlich im Gebiet des heutigen Jemen ist die Halbinsel sehr wohl grün und menschenfreundlich, doch wie wir sehen werden, waren menschliche Eingriffe vonnöten, um Lebensmittel und Harze für den Export zu produzieren. Der dritte Name, Arabia Deserta, „Wüstenarabien“, bezeichnete die dünn besiedelten Regionen in Ostsyrien und Mesopotamien.

Die klassische Einteilung folgte sowohl politischen wie topografischen Aspekten. Und dennoch vermittelt sie einen Eindruck von der Landschaft. Den Geografen des Mittelmeers war nicht bewusst, dass die steinigen und trockenen Landstriche Arabiens überwiegen: Klimatisch gesehen ist der größte Teil des arabischen Subkontinents absolut infelix. Moderne Forscher haben herausgefunden, dass es sich bei der Desertifikation um ein relativ neues Phänomen handelt. Arabien war früher insgesamt viel feuchter: Menschen wohnten und jagten im heute ausgetrockneten Herzen der Halbinsel, das jetzt das Leere Viertel genannt wird. In den Dünensenken, den Wasserlöchern des einst Wässrigen Viertels, durch die Flusspferde wateten, findet man heute noch Pfeilspitzen aus Feuerstein. Diese letzte „große Feuchtperiode“ wird auf zwischen 8000 und 4000 v. Chr. oder etwas später datiert und wurde von Schwankungen in diesem unberechenbaren und folgenreichen Wettersystem, dem Monsun, verursacht.6 Die große Dürre folgte auf dem Fuß. Selbst ohne menschliches Zutun kann Klimaveränderung rasant vonstatten gehen.

Aber auch in der trockensten Wüste existiert Vielfalt: Leere Viertel sind für diejenigen, die sie genauestens kennen, nicht leer. Al-Hamdānī, der Geograf und Historiker aus dem frühen 10. Jahrhundert n. Chr., listet in seiner Beschreibung der Insel der Araber Merkmale der Wüste auf und klassifiziert mit beeindruckender Genauigkeit Dünen, Ebenen und Steppen.7 Nomen mit sich wiederholenden Konsonantenpaaren sind hierfür nur ein Beispiel: nafānif bedeutet „Landstriche, welche eine Reise durch ihr Auf und Ab in die Länge ziehen“, sabāsib oder basābis sind flache, „fließende“ Ebenen ohne Gras, Wasser oder Menschen, hinter dakādik verbergen sich sandige Hochebenen zwischen Bergen, insbesondere dort, wo der rimth-Strauch wächst. Die Liste setzt sich fort: fadāfid, athāʾith, salāsil, sahāsih …

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