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Voyeur - 5. Kapitel

Ja, sie wollte es! Sie wollte ihn. Nachdem er am Sonntagabend um halb neun bei ihr geklingelt hatte und er vorsichtig fragte, ob sie noch ein Plätzchen in ihrem Bett frei hätte, erlebte sie ein Feuerwerk der Gefühle. In seinem Arm einzuschlafen und am nächsten Morgen fast in der gleichen Position wieder aufzuwachen, war einfach traumhaft. Allerdings nicht für ihn, denn er beklagte sich über seinen schmerzenden Arm.

Beide fuhren zur Firma. Den ganzen Tag bekam Daryl das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Sie war glücklich und ihre Hormone spielten verrückt. Dass er in zwei Tagen nicht mehr da wäre, daran wollte sie nicht denken.

Auch am Montagabend war er bei ihr, sie aßen etwas vom Chinamann, das er mitgebracht hatte, fütterten sich gegenseitig, lachten und hatten bombastischen Sex.

Dienstag lief es nicht anders. Beide genossen die Stunden miteinander. Sie nahmen sich Zeit und waren wild und hemmungslos, schließlich war es ihr letzter Abend.

Der Mittwoch war viel zu schnell da. Daryl brachte Josh um sechs Uhr zum Flughafen. Ihre Tränen hielt sie den ganzen Morgen zurück, doch als er sie im Arm hielt, konnte sie nicht mehr dagegen ankämpfen. Ihr Abschiedskuss war lang und innig. Und er war für immer!

***

Daryl versuchte, mit ihrem Leben klar zu kommen. Doch sie dachte nur an Josh. Aber er dachte leider nicht mehr an sie. Denn seit seinem Abflug, und das waren jetzt zwei Wochen her, hatte er sie nicht einmal angerufen. Gut, er hatte sich nicht auf eine Äußerung eingelassen, die irgendetwas mit dem Begriff Beziehung zu tun hatte. Sie versuchte ja auch, sich damit abzufinden, dass es für sie beide nur ein kleines Sexabenteuer am Schluss seines Lebens in Kanada war.

Daryl schnäuzte sich die Nase. Am Sonntag fiel es ihr immer besonders schwer, nicht an ihn zu denken. Erstens war sie durch die Firma nicht abgelenkt und zweitens hatte sie an zwei Sonntagen die einschneidenden Erlebnisse mit ihm gehabt.

Es klingelte. Mit einem Satz sprang Daryl vom Sofa auf und ging mit Herzklopfen zur Wohnungstür. Sie schloss kurz die Augen, atmete tief durch und lächelte. Mit diesem Ausdruck der Freude öffnete sie die Tür.

»Oh, hallo, Mum.«

»Hallo, Kind. Mein Gott, diese vielen Stufen, die machen mich noch ganz fertig. Willst du nicht mal woanders hinziehen?«

»Warum nimmst du nicht den Fahrstuhl?«

»Du weißt doch, wie sehr ich diese Dinger hasse.«

Daryl nahm ihrer Mutter den Mantel ab und setzte Teewasser auf. Für sich kochte sie einen Kaffee und stellte den Becher bereit, aus dem vor zwei Wochen Josh getrunken hatte.

»Kind, du siehst aber abgespannt aus. Sag mal, hast du etwa geweint?«

»Nein, ich bin nur erkältet.«

»Warum hast du mir das nicht früher gesagt, dann hätte ich dir ein paar Tropfen Krippostalisitropan mitgebracht.«

»Nein danke, Mum, ich denke, ich bekomme das auch so ganz gut in den Griff.«

»Diese Tropfen wirken aber Wunder!«

»Es ist ein Wunder, dass du diesen Namen aussprechen kannst, und ein noch größeres Wunder, dass du ihn behalten kannst.«

»Ich kann schnell noch mal nach Hause fahren und sie …«

»Nein danke, Mum, es geht schon.«

»Na schön.« Sie klang etwas beleidigt und nahm einen beherzten Schluck Tee.

»Wie geht es dir denn sonst, Kind, ich habe lange nichts mehr von dir gehört und da dachte ich, ich fahre mal kurz vorbei.«

»Wir haben doch am Freitag telefoniert.«

»Siehst du, das ist der ganze Samstag und halbe Sonntag.«

Daryl guckte gen Himmel und dann in ihren Kaffeebecher. Sie hoffte, dass ihre Mutter bald wieder verschwinden würde, doch stattdessen stand sie auf und lief in der Wohnung herum. Wie Daryl das hasste!

»Kann ich dir helfen, Mum?«

»Nein, nein, ich gucke nur ein bisschen.«

»Das sehe ich.«

»Oh, Darry …« Auch diesen Namen hasste sie! »Was ist denn das?« Ihre Mutter hob ein Flugticket in die Höhe.

»Wonach sieht es denn aus, Mum?«

»Äh, Flugticket?«

»Richtig.«

»Aber für wen?«

»Für mich.«

»Für dich?«

»Genau.«

»Aber wohin?«

»Nach Chicago.«

»Nach Chicago?«

»Richtig.«

»Und wann?«

»Nächste Woche Donnerstag.«

»Nächste Woche Donnerstag?«

Daryl seufzte. So konnte das den ganzen Tag weitergehen. Aber jetzt wusste sie auch, woher sie diese Macke mit dem Wiederholen hatte.

Ich will dich noch mehr | Erotische Geschichten

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