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Alexander Wollenberg – 1956-1962

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Das Geschäft seines Vaters lief sehr gut, jedoch hatte Alexander eher künstlerische Ambitionen und Andreas wollte auf die Ingenieurschule gehen. Wilhelm und Helene Wollenberg hatten Alexanders künstlerisches Talent nicht gefördert. Sie verstanden ihren Sohn nicht. Nach langen Diskussionen hatten sie sich schließlich geeinigt, dass er Drogist werden sollte. So hatte er eine Lehre absolviert und war jetzt dabei, sich mit seiner jungen Frau sein eigenes Geschäft aufzubauen.

Er hatte sie im Frühjahr 1956 auf einer Party in Düsseldorf kennengelernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Vielleicht war es ihr mysteriöses Flair, das sie aufrechterhielt, indem sie nichts über ihre Vergangenheit erzählte. Alexander wusste nur, dass sie zuvor mit einem anderen Mann verlobt gewesen war. Sie erzählte ihm nie genau, aus welchen Gründen die Verlobung gelöst worden war, und ließ nur durchblicken, dass ihre Familie mit der Verbindung nicht einverstanden gewesen war.

Sie war neunundzwanzig Jahre alt und eine gewisse Torschlusspanik mochte auch dazu beigetragen haben, dass sie die Verbindung mit Alexander einging. Im Oktober 1960 heirateten sie.

Als im März 1961, auf dem Höhepunkt seines geschäftlichen Erfolges, bei seinem Vater Kehlkopfkrebs diagnostiziert wurde, geriet das familiäre Gefüge komplett durcheinander. Wilhelm war das Herz der Familie, ein Mann, in dem sich Intelligenz, Geschäftstüchtigkeit, Warmherzigkeit, Fleiß, Humor und Beliebtheit auf eine einzigartige Weise mischten. Seine Krankheit war glücklicherweise kurz. Helene brach nach seinem Tod im August 1961 völlig zusammen und es war klar, dass sie das Geschäft nicht alleine würde weiterführen können.

Alexanders junge Frau war gerade schwanger geworden. Sie hatte ihrem Schwiegervater noch mitteilen können, dass sie ein Kind erwartete, und er hatte sich sehr gefreut. Am nächsten Tag war er gestorben. Alexander und Andreas waren untröstlich und bei der sensiblen jungen Frau kamen alte Existenzängste wieder hoch. Da sie schwanger war, konnte sie keine Beruhigungsmittel nehmen, was ihren Zustand noch verschlimmerte.

Kurz darauf, im dritten Monat der Schwangerschaft, gab es einen schlimmen Streit zwischen ihr und Alexander, der ihr vorwarf, dass sie hysterisch sei und ihm nicht die Unterstützung gebe, die er von ihr brauche. In jenem Moment brannten bei ihr die Sicherungen durch. Sie bekam einen Panikanfall und musste von einem Arzt behandelt werden.

Als ihr Mann im Geschäft war, packte sie einen kleinen Koffer und verließ das Haus. Sie hinterließ keinen Abschiedsbrief, einfach nichts. Als Alexander ihr Verschwinden bemerkte, redete er sich zunächst ein, sie würde sicher nach ein paar Tagen wieder nach Hause kommen. Aber es war nicht so. Nach einer Woche meldete er sie als vermisst.

Er schöpfte in den nachfolgenden Wochen und Monaten alle Möglichkeiten aus, etwas über sie in Erfahrung zu bringen, ohne Erfolg. Auch seine Versuche, über den Verbleib seines Kindes Auskunft zu bekommen, führten ins Nichts. Er schaltete sogar einen Privatdetektiv ein, dessen Recherchen ebenfalls ohne Ergebnis blieben.

Schwankend zwischen Verzweiflung, Wut, Selbstvorwürfen und Resignation begann er an zu trinken. Schließlich fand er sich damit ab, dass er sein Baby wohl nie sehen würde. Es verging jedoch kein Tag, an dem er nicht mit Wehmut, Liebe und Sehnsucht an dieses Kind dachte, von dem er noch nicht einmal wusste, ob es eine Tochter oder ein Sohn war.

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