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Sarah – Mai 2007

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Knapp fünf Wochen waren seit dem fürchterlichen Termin bei Gericht vergangen, als Sarah die hellen Stufen des Jugendstilhauses, in dem sich die Kanzlei Hartmann & Gebert befand, hinaufstieg. Sie sah der Besprechung mit ihrer Anwältin mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf jeden Fall, so hatte sie entschieden, würde sie in dem heutigen Gespräch Frau Gebert gegenüber ihrer Enttäuschung über deren mangelndes Engagement vor Gericht Ausdruck verleihen. Allerdings wusste sie nicht, wie die Anwältin ihre Kritik aufnehmen würde.

Als sie sich in dem luxuriös eingerichteten Büro gegenübersaßen, gab sich Frau Gebert äußerst freundlich und zuvorkommend, als würde sie ahnen, mit welchen Überlegungen Sarah schwanger ging. Plötzlich sprach sie nur noch von ›Wir‹ statt wie bislang von ›Ich‹ und ›Sie‹ und verbreitete einen seltsam anmutenden Optimismus, der so gar nicht zu ihrer bisherigen Arroganz und Skepsis passte. Sie machte Sarah große Hoffnungen auf den zweiten Gerichtstermin, der im November stattfinden sollte und bei dem weitere Zeugen des Geldinstitutes gehört werden würden.

Als Sarah den Auftritt der Anwältin vor Gericht kommentierte und ihrer Unzufriedenheit Ausdruck gab, veränderte sich deren Gesichtsausdruck. Sarah konnte sehen, wie es in ihr arbeitete und wie sie hin- und hergerissen war zwischen einer scharfen Erwiderung und der Angst, den Fall zu verlieren und ihrem Chef womöglich Rede und Antwort über die Gründe hierfür stehen zu müssen. Schließlich siegte aber doch wieder ihre Arroganz. »Frau Breuner, ich habe mein Möglichstes getan. Aber es ist eben einfach nicht gut gelaufen. Es wäre besser gewesen, wenn Sie sich an einige Sachen nicht mehr genau erinnert hätten.«

Sarah war irritiert. Nach einer kurzen Pause erwiderte sie: »Wie bitte? Sie haben mir doch vor dem Prozesstermin gesagt, ich solle die Geschichte einfach wahrheitsgemäß erzählen. Ich dachte, es wäre wichtig, die Erinnerungen so präzise wie möglich zu reproduzieren.«

Sie hielt einen Moment inne. »Frau Gebert, ich muss Ihnen sagen, dass ich mich nicht gut von Ihnen vorbereitet gefühlt habe.«

Die Anwältin ignorierte Sarahs Vorwurf und setzte stattdessen zum Gegenangriff an. »Ich weiß nicht genau warum, aber für den gegnerischen Anwalt scheinen Sie eine Reizperson zu sein.«

»Eine Reizperson? Was wollen Sie mir damit sagen?« Und dann setzte Sarah hinzu: »Selbst wenn es so sein sollte, wäre das kein Grund, mir dies entgegenzuhalten. Es ist Ihre Aufgabe, mich vor den Angriffen des cholerischen Anwalts zu beschützen.«

Sie fühlte Zorn in sich aufsteigen und dachte: »Wofür bezahle ich diese Frau eigentlich?« Laut sagte sie: »Frau Gebert, auf welcher Seite stehen Sie eigentlich? Ich kann nicht spüren, dass Sie hinter mir stehen. So können wir nicht weiterarbeiten. Wenn Sie von der Sache nicht überzeugt sind, sagen Sie es mir bitte jetzt. Dann werde ich mir einen anderen Anwalt suchen.«

Der Hieb hatte gesessen. Die Gesichtsfarbe der Anwältin nahm eine andere Tönung an und sie lenkte ein. »Nein, nein, Frau Breuner, davon kann doch gar keine Rede sein. Selbstverständlich stehe ich voll und ganz hinter der Sache.« Sarah bemerkte, dass die Frau hin- und hersprang und hätte gerne gewusst, was sie wirklich dachte. Wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht genau.

Nachdem dieser Teil des Gesprächs erledigt war, besprachen sie die Strategie für den November-Termin. Frau Gebert war der Meinung, dass die Zeugen der Bank sich in Widersprüche verwickeln würden, da sie logen. Sarah war derselben Meinung. Als sie nach knapp einer Stunde das Büro der Anwältin verließ, hatte sie wieder Hoffnung auf ein gerechtes Urteil.

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